Wie aktuelle Trends das IT-Infrastrukturmanagement herausfordern

Die steigende Nachfrage nach künstlicher Intelligenz, hybriden IT-Modellen und Zero-Trust fordern IT-Abteilungen mehr denn je. Hinzu kommen regulatorische Vorgaben für mehr Nachhaltigkeit. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Infrastruktur effizient zu verwalten und gleichzeitig Innovationen zu ermöglichen. [...]

In der heutigen dynamischen Digitalisierungslandschaft hat jede Fragestellung früher oder später einen direkten oder indirekten Bezug zur IT-Infrastruktur und ihrer Resilienz. Der Schlüssel liegt also im Aufbau eines effizienteren IT-Infrastrukturmanagements. (c) stock.dobe.com/azkiyanaila taleta

Fortschreitende Digitalisierung, zunehmende Sicherheitsbedrohungen, neue Technologien, wachsende Komplexität, Klimaschutz und Fachkräftemangel: So lässt sich die „Großwetterlage“ beschreiben, die IT-Verantwortliche aktuell auf Trab hält. Steigende Anforderungen in diesen Bereichen machen es ihnen immer schwerer, Systeme effizient und sicher zu managen und gleichzeitig Innovationen voranzutreiben. Vor welchen konkreten Herausforderungen stehen IT-Abteilungen von Unternehmen und Behörden dabei? Und wie kann ein Lösungsansatz aussehen, der den kritischen Faktor „resiliente IT-Infrastrukturen“ trotz Schwierigkeiten sicher am Laufen hält?

1. Fachkräftemangel

Rund 28.00 IT-Fachkräfte fehlen derzeit laut UBIT in Österreich. Dabei ist der Bedarf an IT-Expertise angesichts des steigenden Digitalisierungs- und Innovationsdrucks – mit künstlicher Intelligenz als Katalysator – höher als je zuvor. Stoßen die knappen Personalressourcen in der Praxis dann noch auf veraltete Systeme, unzureichende Dokumentationen und sperrige IT-Prozesse, werden Innovationen zusätzlich ausgebremst – ein Teufelskreis. Um diesen zu durchbrechen, brauchen IT-Verantwortliche einfache Möglichkeiten und Tools, den Betrieb der vorhandenen IT-Infrastrukturen effizienter zu gestalten. Denn das setzt personelle Kapazitäten frei, die innovative Lösungen auf- und ausbauen können.

2. KI als Zerreißprobe

Der KI-Einsatz boomt und bringt bestehende Infrastrukturen technisch an ihre Grenzen. Denn KI-Applikationen erfordern zum einen sehr teure, spezialisierte und leistungsstarke Hardware wie GPUs und TPUs. Sie steigern zum anderen den Energieverbrauch und die Kühllast und produzieren eine höhere Wärmedichte in den KI-Schränken. Die entstehende Abwärme lässt sich konventionell nicht mehr abführen, neue Konzepte mit Flüssigkühlung müssen her. Die zentrale Frage, die Verantwortlichen regelmäßig Kopfzerbrechen bereitet: Wie können sie ihre Rechenzentren heute und in Zukunft sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch effizient betreiben und dabei noch permanente Leistungssteigerungen unter anderem für Künstliche Intelligenz realisieren?

3. Dekarbonisierung und Klimaschutz

Unternehmen weltweit müssen ihren Energieverbrauch in der IT senken und verstärkt auf erneuerbare Energiequellen setzen, um die Erderwärmung zu begrenzen. Bis 2030 sollen 80 Prozent des Energiebedarfs von Rechenzentren aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Klimaschutz ist auch das Ziel der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU. Sie regelt die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen. Immer mehr Organisationen gehen aber auch Selbstverpflichtungen ein, um etwas mehr für den Klimaschutz zu tun. Egal welche Richtlinie oder Zielsetzung greift: Um den Verbrauch senken und Reporting-Anforderungen erfüllen zu können, brauchen Infrastruktur-Verantwortliche Transparenz über die tatsächliche Energiebilanz ihrer IT – zum Beispiel ein detailliertes Monitoring über Stromverbrauch und die Temperaturverteilung. Mit entsprechenden Werkzeugen lassen sich dann Hotspots erkennen, beseitigen und eine gleichmäßigere Auslastung erreichen. Die große Herausforderung bei der Aufgabe, IT ökologischer zu betreiben: Alle verfügbaren und erforderlichen Informationen mit vertretbarem Aufwand zu generieren, zusammenzuführen, zu messen und zu Gunsten eines verbesserten Ressourcenmanagements zu nutzen.

4. Zero Trust bei steigender Bedrohungslage

Zero Trust ist ein Cybersecurity-Modell, das eine kontinuierliche Überprüfung jedes Benutzers, Geräts und jeder Anwendung erfordert, unabhängig von ihrem Standort, und sowohl strenge digitale Zugriffs- als auch physische Zutrittskontrollen nach dem Prinzip „niemals vertrauen, immer überprüfen“ anwendet. In der Praxis ist dieses Framework angesichts einer steigenden Bedrohungslage genauso notwendig wie herausfordernd, weil es sich nicht per Tastendruck implementieren lässt. Es erfordert, die heterogene Vielfalt der Systeme, aber auch der unterschiedlichen Usergruppen zu erfassen, um sie in den Griff zu bekommen. Daran sind unterschiedliche Lösungen beteiligt. An vielen Stellen sind außerdem IT und OT, also die für den operativen Betrieb von Maschinen, Anlagen und Immobilien zuständigen Systeme, zu integrieren.

Allein die Vielfalt der Komponenten, Managementsysteme, Schutzklassen, Sicherheitsanwendungen, physischen und elektronischen Zutrittskontrollsysteme und Daten in einem Zero-Trust-Konzept zusammenzuführen, stellt eine große organisatorische Aufgabe dar.

5. Cloud und On-Premises unter ein Dach bekommen

Bei der Frage „Cloud vs. On-Premises“ findet sich die Unternehmensrealität zwischen den Welten wieder: Als Hybrid Cloud oder Kombination der beiden Ansätze nutzen Unternehmen die Vorteile des jeweiligen Modells für bestimmte Zwecke. Das übergreifende Management dieser gemischten Services ist allerdings nicht gerade einfach. Vorhandene proprietäre Management-Tools helfen selten bei der Übersicht über komplexe hybride Infrastrukturen. Das führt dazu, dass die erwarteten Effizienzgewinne im Systembetrieb nicht erreicht werden. Stattdessen steigt sogar die Management-Komplexität, was ein effektives Kostenmanagement unmöglich macht. Was hier besonders dringend benötigt wird, ist eine Lösung, die aus der Vogelperspektive und anbieterunabhängig auf die komplette hybride Systemlandschaft blickt, um beispielsweise Ursachen von Störungen schneller zu identifizieren.

Vollständige IT-Dokumentation als sicheres Fundament

Allein diese fünf Bereiche – und es gibt noch wesentlich mehr – verdeutlichen: In der heutigen dynamischen Digitalisierungslandschaft hat jede Fragestellung früher oder später einen direkten oder indirekten Bezug zur IT-Infrastruktur und ihrer Resilienz. Der Schlüssel liegt also im Aufbau eines effizienteren IT-Infrastrukturmanagements. Eine gepflegte, professionelle und holistische IT-Dokumentation über sämtliche Ebenen hinweg als Single Source of Truth und Basis für das Infrastrukturmanagement kann im ersten Schritt die notwendigen Informationen liefern – etwa die CO2-Bilanz einzelner Komponenten für ein Nachhaltigkeitsreporting. Kombiniert mit umfangreichen Management-Funktionalitäten für die Planung und Automatisierung von Changes trägt sie im zweiten Schritt dazu bei, die Effizienz, Sicherheit und Transparenz von IT-Infrastrukturen zu verbessern. Es bedarf also beidem: tiefgehendes Infrastrukturwissen und die passenden Werkzeuge. Dann lässt sich den aktuellen Herausforderungen – seien es Cyberbedrohungen, der Klimaschutz oder der Fachkräftemangel – besser begegnen.

* Matthias Gromann ist VP Product Architecture & Strategy bei FNT Software, einem Anbieter von IT-, RZ- und Netzwerkinfrastrukturmanagement-Lösungen.


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