Sie halten Fingerabdruck-, Retina- und Stimm-Scanner für den Security-Stein der Weisen? Lassen Sie sich eines Besseren belehren. [...]
Die Identifikation über biometrische Daten – also die Verifizierung der Identität einer Person durch Stimmerkennung, einen Retina- oder Fingerabdruck-Scanner – gehört für viele Unternehmen inzwischen zum guten Ton. Und das aus gutem Grund: Obwohl es eigentlich ein alter Hut sein sollte, nutzen die meisten Verbraucher auch heute noch keine sicheren Passwörter oder PIN-Kombinationen.
Es sind nicht zu leugnende Indizien dafür, dass die Nutzung von biometrischen Daten zur Sicherung von IT-Systemen noch einiges an Intelligenz zulegen muss. Wir haben die gängigen Methoden der kriminellen Biometrik-Hacker für Sie zusammengefasst.
Wer regelmäßig Selfies postet, könnte das demnächst bereuen. Denn sowohl Hacker als auch Sicherheitsexperten konnten biometrische Sicherheitslösungen mithilfe von einfachen Fotos überlisten. Es gab sogar Behauptungen, dass Retina- und Iris-Scanner mithilfe von hochauflösenden Detailfotos eines menschlichen Auges ausgehebelt wurden. Und Wissenschaftler der Michigan State University zeigten auf, dass auch gedruckte Fingerabdrücke zum Hacken des Fingerabdruck-Scanners von Smartphones verwendet werden können. Der Ausdruck wurde mit einem Tintenstrahldrucker und leitfähiger Silbertinte angefertigt.
Die Berichte über solche Foto-Hacks haben dazu geführt, dass Hersteller von Systemen zur Gesichtserkennung nun einen „Blinzeltest“ in ihre Lösungen einbauen. So soll sichergestellt werden, dass das System nicht mit einer Fotografie überlistet werden kann. Kurz darauf bewiesen White-Hat- und Black-Hat-Hacker, dass die Videoaufnahme einer blinzelnden Person in HD-Qualität ausreicht, um einige Geräte mit „Blinzeltest“ zu entsperren.
Das Problem mit Fingerabdrücken ist bekanntlich, dass wir sie auf den meisten Gegenständen hinterlassen. Jeder hat schon einmal einen Krimi oder Spionagefilm gesehen, in dem mit einem einfachen Klebeband Fingerabdrücke vom Tatort genommen wurden. Es sind Fälle von Wissenschaftlern bekannt, die Zahnabdruckmasse und Modelliermasse verwendeten, um einen außergewöhnlich gut gefälschten Fingerabdruck zu erstellen. Mit diesem gelang es innerhalb von nur fünf Minuten iPhone 6 und Samsung Galaxy S6 Edge zu entsperren.
Ein Passwort ist ein binärer Sicherheitstest: Entweder man kennt es oder man kennt es nicht. Auf die Stimmerkennung trifft das allerdings nicht zu, denn unsere Stimme verändert sich unter verschiedenen Umständen: zum Beispiel, wenn man krank oder gestresst ist oder wenn man sich in einer lauten oder leisen Umgebung befindet. Tendenziell berücksichtigt die Technologie zur Stimmerkennung gewisse „Fehlermargen“, um die Stimme trotz dieser natürlichen Schwankungen zu erkennen. Hacker konnten auch diese Sicherheitsmaßnahme überlisten. Und zwar indem man die benötigte Stimme überzeugend nachahmt. Dazu reicht bereits eine kurze Stimmaufnahme, an die kriminelle Hacker entweder durch einen mitgeschnittenen Spam-Anruf oder durch den Diebstahl einer Mailbox-Nachricht gelangen könnten.
Die technologische Herausforderung besteht darin, die Verifizierung für den autorisierten Nutzer so einfach wie möglich zu gestalten. Und auf der anderen Seite den kriminellen Hackern das Selbige so schwer wie möglich zu machen. Am besten lässt sich dies mit einem – mindestens – zweistufigen Authentifizierungs-Verfahren umsetzen. Je wichtiger die Daten, desto mehr Schritte sollten vor dem Zugriff zwischengeschaltet sein.
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