Wie digital ist die Beziehung zwischen Versicherern und Kunden?

Bei Versicherungen können viele Standard-Geschäftsvorfälle noch nicht eigenständig vom Kunden selbst abgewickelt werden, wie eine aktuelle Marktuntersuchung des Hamburger Beratungs- und Softwareunternehmens PPI AG zeigt. [...]

Am Frontend zum Kunden besteht im Versicherungsbereich noch viel Digitalisierungspotenzial. (c) pressmaster - Fotolia
Am Frontend zum Kunden besteht im Versicherungsbereich noch viel Digitalisierungspotenzial. (c) pressmaster - Fotolia

Am Frontend zum Kunden besteht im Versicherungsbereich noch viel Digitalisierungspotenzial. Das ist eine zentrale Feststellung des aktuellen Whitepapers „Erfolgsfaktor Digitalisierung – wie digital ist die Schnittstelle zwischen Versicherungsunternehmen und Kunde?“ des Hamburger Beratungs- und Softwareunternehmens PPI AG.

PPI hat in Form einer Marktuntersuchung die Websites von 37 großen deutschen Sach- und Lebensversicherungsgesellschaften bezüglich des Digitalisierungsgrades typischer Online-Geschäftsvorfälle analysiert. Konkret untersuchte PPI die dort zur Verfügung stehenden Formulare, mit denen Kunden Vorgänge online anstoßen oder abwickeln können. Bewertungskriterien waren Struktur, Plausibilitätsprüfung, Modularität und Datenübernahme.

Von den 604 geprüften Vorgängen weisen rund zwei Drittel lediglich einen durchschnittlichen oder niedrigen Digitalisierungsgrad auf. Der Anteil hoch digitalisierter Vorgänge unterscheidet sich dabei stark zwischen den Versicherungsgesellschaften sowie zwischen den Geschäftsvorfälle der jeweiligen Unternehmen. Einzelne Gesellschaften haben einen sehr hohen Digitalisierungsgrad realisiert, während ein Großteil viele digitale Vorgänge mit einem geringen Digitalisierungsgrad anbietet.

Noch viele analoge Prozesse

Das Ergebnis unterscheidet sich erheblich von der Selbsteinschätzung der Branche. Nach dem Monitoring-Report Wirtschaft DIGITAL 2018 beurteilen 88 Prozent der Finanz- und Versicherungsdienstleister den Digitalisierungsgrad ihrer internen Vorgänge als hoch. „Die Realität sieht anders aus. Die Digitalisierung hat die Kunden der Versicherer noch lange nicht in dem Ausmaß erreicht, das wünschenswert wäre“, sagt Sascha Däsler von der PPI AG.

So weisen 40 Prozent der von PPI untersuchten Vorgänge Strukturen auf, die am Ende in nicht-digitale Prozesse münden. Hierunter fallen zum Beispiel die Aufforderung zum Anruf und die Notwendigkeit, ein physisches Formular auszufüllen. Auch bei den 244 vollständig digitalen Formularen stellten die PPI-Experten erhebliche Unterschiede fest. Gerade einmal 49 von ihnen unterstützen den Kunden beim Ausfüllen durch eine aktive Plausibilitätsprüfung der Angaben und Vorschläge für die jeweils nächsten Formularfelder.

„Viele Versicherer lassen einen der größten Vorteile des digitalen Zeitalters einfach ungenutzt, nämlich die Automatisierung interner Prozesse bei gleichzeitiger Verbesserung des Kundenservice. Strukturierte und auf ihre Plausibilität kontrollierte Daten machen eine automatisierte Weiterbearbeitung möglich“, sagt Däsler. Der suboptimale Digitalisierungsgrad liegt der Marktuntersuchung zufolge auch an der Auswahl der hoch digitalisierten Prozesse: Die meisten dienen dem Abschluss von Neuverträgen und nicht dem Bearbeiten bestehender Kundenverträge.


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