Wie Digitalisierung die Effizienz frisst

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Streit um Wärme

Bei aller Diskussion um Effizienz und Kennzahlen kommt man an einer physikalischen Tatsache nicht vorbei: Server-Systeme, egal wie effizient sie sind, wandeln letztendlich die zugeführte Energie in Wärme um. In der Regel wird diese über Lüfter abgeführt und in die Umgebung geblasen.

Damit soll bald Schluss sein, wenn es nach dem Entwurf für das neue Energieeffizienzgesetz geht. Neue Rechenzentren, die ab 2025 ihren Betrieb aufnehmen, müssten demnach einen Energy Re-Usage Factor (ERU) von 30 Prozent erreichen, also fast ein Drittel der erzeugten Abwärme zur Wiederverwendung weitergeben. Für Neubauten ab 2027 soll der Anteil auf 40 Prozent steigen.

Dieser kleine Absatz im Energieeffizienzgesetz-Entwurf brachte die Verbände auf die Barrikaden. „Vorgaben, dass Rechenzentren 30 bis 40 Prozent ihrer Abwärme abgeben müssen, sind sowohl technisch nicht umsetzbar als auch betriebswirtschaftlich kaum sinnvoll“, schimpfte Alexander Rabe, Geschäftsführer des eco – Verband der Internetwirtschaft.

Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom, sieht sogar den Standort Deutschland gefährdet: „Rechenzentren bilden die Basis der Digitalisierung und werden nun durch das Energieeffizienzgesetz aus Deutschland vertrieben“, warnt er.

„Der Wille der Rechenzentrumsbetreiber, Wärme auszukoppeln, ist durchaus vorhanden, potenzielle Abnehmer müssen das Angebot aber auch annehmen.“

Stefan Kuitunen – Engineer Heat Operations, Cloud & Heat Technology

Experten aus der Branche sind da allerdings deutlich entspannter. „Die Vorgaben sind ambitioniert, aber technisch machbar und zumindest zum Teil auch wirtschaftlich darstellbar“, sagt Stefan Kuitunen, Engineer Heat Operations, Cloud & Heat Technology GmbH. Er muss es wissen, denn das Dresdner Unternehmen gehört zu den Pionieren bei der Wärmeauskopplung in Rechenzentren.

Bereits 2018 hat Cloud & Heat das ehemalige Rechenzen­trum der Europäischen Zentralbank im Frankfurter Hochhaus Eurotheum innerhalb von nur sechs Monaten von einer klassischen Luftkühlung auf Heißwasser-Direktkühlung umgestellt und an die zentrale Heizungsversorgung des Gebäudes angebunden.

Berechnungen auf Basis dieses Modellversuchs zeigen, dass sich so der Energiebedarf für die Kühlung um bis zu 70 Prozent reduzieren lässt. In Kombination mit der Abwärmenutzung entstehen laut Cloud & Heat rund 40 Prozent weniger CO₂-Emissionen, die Betriebskosten sinken um fast 10 Prozent.

Einige der Kritikpunkte von Bitkom und eco kann Kuitunen aber durchaus nachvollziehen. So hält auch er starre Prozentzahlen für wenig sinnvoll. „Es wäre nicht klug, so eine Limitierung in das Gesetz zu bringen“, sagt der Experte. „Nicht dass wir am Ende ähnliche Verhältnisse bekommen wie bei den Abstandsregeln für Windkraftanlagen.“

Auch die Energieversorger müssten in die Pflicht genommen werden, betont Kuitunen: „Der Wille der Rechenzentrumsbetreiber, Wärme auszukoppeln, ist durchaus vorhanden, potenzielle Abnehmer müssen das Angebot aber auch annehmen.“ Die hohen Temperaturen, die für die Einkopplung in Fernwärmenetze notwendig sind, ließen sich aktuell vor allem mit flüssigkeitsgekühlten Systemen wirtschaftlich sinnvoll erreichen. „Das ist eine Herausforderung für Rechenzentrumsbetreiber, denn viele setzen nach wie vor auf Luftkühlung.“


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