Wie Digitalisierung die Effizienz frisst

Unternehmen müssen IT klimaneutral und ressourcenschonend betreiben – aber das allein reicht nicht. com! professional zeigt auf, was Sache ist. [...]

Fazit & Ausblick

Die Nachfrage nach IT-Systemen und -Services wird in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Das ist auch gut so, denn ohne Digitalisierung lassen sich die drängenden Probleme unsere Zeit wie Klimawandel, Hunger, Armut, soziale Spaltung, Ressourcenübernutzung und Umweltverschmutzung nicht lösen.

Damit die IT nicht selbst zum Problem für Klima und Umwelt wird, muss sie künftig jedoch wesentlich ressourcenschonender gebaut, nachhaltiger betrieben und länger genutzt werden als dies derzeit der Fall ist. Unternehmen tun gut daran, bei der Beschaffung von Hardware, Software und Services oder beim Bau neuer Rechenzen­tren schon heute auf Klima- und Umweltverträglichkeit zu achten.

Nichtnachhaltiges, ressourcenineffizientes Wirtschaften könnte schon bald zu gravierenden Wettbewerbsnachteilen führen. Nachhaltige IT ist jedoch nur ein Werkzeug, dessen Wert vor allem davon abhängt, wie es genutzt wird.

Wenn Empfehlungs-Algorithmen in Online-Shops den Hyperkonsum anheizen, Dark Patterns Online-Spieler in den Ruin treiben, digitale Zwillinge Gas- und Ölkonzernen helfen, neue Förderstätten zu erschließen, Bots Wahlen manipulieren und autokratische Systeme mithilfe automatisierter Gesichtserkennung ihre Bevölkerung überwachen, dann ist es herzlich egal, ob die dafür verwendeten IT-Ressourcen mit Ökostrom betrieben werden oder nicht.

Das eingangs erwähnte Forschungsnetzwerk D4S fordert eine grundlegende Neuausrichtung der digitalen Ökonomie: „Im Großen und Ganzen trägt die derzeitige Form der Digitalisierung dazu bei, dass sich sozioökonomische Ungleichheiten erhöhen und negative Umwelteffekte die Vorteile überwiegen“, sagt Steffen Lange, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung der Universität Münster und einer der Leitautoren des „Digital Reset“-Reports.

Nach Ansicht des Wissenschaftlers reicht es nicht, nur die sozialen und ökologischen Auswirkungen bei der Herstellung und dem Betrieb von digitalen Geräten, Infrastrukturen und Rechenzentren zu reduzieren.

Auch die Geschäftsmodelle der großen Digitalkonzerne müssten auf den Prüfstand und am Gemeinwohl statt an reiner Profitmaximierung ausgerichtet werden. „Das ist keine leichte Aufgabe“, gibt Lange zu, „denn die Politik muss hier beim Kerngeschäft der mächtigsten Unternehmen der Welt ansetzen.“

*Dr. Thomas Hafen ist freier IT-Journalist und schreibt, unter anderem, für com!professional.


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