Wie hält es der Mittelstand mit Industrie 4.0?

Die deutsche Wirtschaft verschläft die Digitalisierung – so der landläufige Tenor vieler Fachdiskussionen. Aber stimmt das wirklich? Eine Studie des Analystenhauses Pierre Audoin Consultants (PAC) Deutschland in Kooperation mit dem ERP-Hersteller proALPHA ist dem Status quo auf den Grund gegangen. Sie zeichnet ein differenzierteres Bild. [...]

Für 62 Prozent der befragten Unternehmen ist die Integration von bereichsübergreifenden Prozessen entscheidend. (c) zapp2photo - Fotolia
Für 62 Prozent der befragten Unternehmen ist die Integration von bereichsübergreifenden Prozessen entscheidend. (c) zapp2photo - Fotolia

71 Prozent der Mittelständler haben bereits Industrie 4.0-Projekte gestartet oder sogar schon erste Maßnahmen abgeschlossen, so die aktuelle PAC-Studie. Die meisten Unternehmen in Deutschland sind also mittendrin in der Digitalisierung. Dennoch geht es nicht so rasch voran, wie mancher sich dies wünschen würde. Als Ursache dafür haben die Analysten von PAC unter anderem alte und starre IT-Infrastrukturen ausgemacht. Im Zentrum der Digitalisierungsinitiativen steht das ERP-System und diese mächtige, unternehmenskritische
Software lässt sich nicht über Nacht austauschen oder umbauen.

Industrie 4.0-taugliches ERP muss Integration und Datenanalyse beherrschen
Für die überwiegende Mehrheit der von PAC befragten Mittelständler, genau gesagt 65 Prozent, hängt der Erfolg ihrer Industrie 4.0-Projekte unmittelbar von einem modernen ERP-System ab. Um eine smarte Produktion effizient zu unterstützen, muss die Software eine ganze Reihe unterschiedlicher Anforderungen bedienen.

  • Für 62 Prozent der befragten Unternehmen ist die Integration von bereichsübergreifenden Prozessen entscheidend, um den Austausch von Daten effizienter zu machen und die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen zu verbessern.
  • 48 Prozent nannten die Fähigkeit zur Datenanalyse, inklusive Predictive Maintenance.
  • Ebenso viele sahen die Vernetzung der Shopfloor-Ebene mit dem ERP-System als sehr wichtig an. Hierbei gilt es, Fertigungsmaschinen, Maschinensteuerung und Maschinendatenerfassung an das ERP-System anzubinden, das seinerseits Fertigungsplanung und Materialwirtschaft übernimmt.
  • Lediglich 29 Prozent stuften die Integrationsmöglichkeiten für IoT-Daten und -Plattformen als bedeutend ein.
  • 19 Prozent nannten den Betrieb in der Cloud als wichtig.
  • Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Automatisierung von Prozessen bildete mit lediglich 14 Prozent das Schlusslicht des Anforderungskatalogs.

Starre Systeme und Datensilos wirken also wie ein riesiger Bremsklotz auf die Transformationsdynamik. Die Unternehmen fahren quasi mit angezogener Handbremse in ihre digitale Zukunft. Keine gute Ausgangslage. So verwundert es nicht, dass viele Unternehmen ihre ERP-Systeme modernisieren wollen.

Von Verschlankung bis Kompletttausch – die Strategien

Laut PAC planen zwei von drei Fertigungsunternehmen aus dem Mittelstand eine umfassende Modernisierung ihrer ERP-Landschaft. Dabei verfolgen die Mittelständler für die nächsten 24 Monate ganz unterschiedliche Strategien, teils auch parallel:

  • Ergänzung: 23 Prozent wollen mit einem neuen System Bestehendes erweitern.
  • Teil-Ablöse: 34 Prozent planen, eine Alt-Anwendung durch eine modernere Teillösung abzulösen.
  • Verschlankung: 44 Prozent gaben an, sie wollten die Gesamtzahl ihrer Geschäftsanwendungen reduzieren.
  • Ausbau: 69 Prozent planen, bestehende ERP– beziehungsweise Business-Software um einzelne Funktionalitäten oder Bausteine zu erweitern.
  • Kompletttausch: 16 Prozent werden innerhalb von zwei Jahren vollständig auf ein anderes ERP-System umsteigen, um ihre Industrie 4.0-Pläne realisieren zu können.

Die Ergebnisse der Studie von PAC und proALPHA zeigen: Die Strategien sind so unterschiedlich wie die Unternehmen. Und ein großer Teil der Mittelständler hat sich bereits auf den Weg gemacht. Für alle anderen heißt es: Die Wartezeit ist vorbei, denn die Digitalisierung ist in vollem Gange.


Mehr Artikel

News

E-Government Benchmark Report 2024: Nutzerzentrierung bleibt der Schlüssel für Behördendienste in der EU

Grenzüberschreitende Nutzer stoßen immer noch auf zahlreiche Hindernisse, wenn sie E-Government-Dienste in Anspruch nehmen möchten. Behörden sollten daher an der Verbesserung der technologischen Infrastruktur arbeiten. Interoperabilität ist der Schlüssel zur Verbesserung dieser Dienste. Architektonische Bausteine wie die eID und eSignatur können leicht in die Behördenwebseiten integriert werden, sodass die Dienste in ganz Europa einheitlicher und unabhängig von Land und Dienstanbieter sind. […]

News

6 Voraussetzungen für den Einsatz von KI in der Produktion

Dank künstlicher Intelligenz können Industrieunternehmen effizienter und kostengünstiger produzieren, die Produktionsqualität erhöhen und Produktionsstörungen vermeiden. Um das volle Potenzial von KI auszuschöpfen, benötigen sie dafür geeignete IT-Infrastrukturen. Dell Technologies erklärt, was diese bieten müssen. […]

News

Hyperconverged Infrastructure: Wettbewerber positionieren Alternativen zu VMware

Kunden mit VMware-basierten HCI-Systemen im produktiven Einsatz haben im Grunde drei Möglichkeiten: Sie können in den sauren Apfel beißen, bei VMware bleiben und weiterhin die neuen höheren Preise zahlen, sie können zu einer anderen Appliance eines HCI-Anbieters mit einem integrierten Stack wechseln oder sie können zu einer alternativen Software-definierten Lösung wechseln. […]

News

Infineon IT-Services: Zwanzig Jahre Innovation und Exzellenz in Klagenfurt

Was 2004 mit 80 Mitarbeiter:innen in Klagenfurt angefangen hat, ist heute auf rund 460 Beschäftigte aus 31 verschiedenen Nationen gewachsen: Die Infineon Technologies IT-Services GmbH mit Hauptsitz in Klagenfurt. Sie verantwortet und betreibt weltweit alle wesentlichen IT-Funktionen im Infineon-Konzern. Heuer begeht der Klagenfurter Standort, an dem rund 300 der 460 Beschäftigten sitzen, sein 20-Jahre-Jubiläum. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*