Wie man die Business-Relevanz der IT stärkt

Der CIO eines milliardenschweren US-Gesundheitsdienstleisters berichtet, wie sich IT-Verantwortliche im Topmanagement Respekt verschaffen können. [...]

Mark Brooks, CIO des US-Gesundheitsdienstleisters Centene: "Wir wollten ein strategischer Partner für unsere internen Kunden sein, am Geschäftsführungstisch sitzen, bei der Strategieentwicklung helfen und Ergebnisse erzielen." Foto: Centene Corporation

Mark Brooks ist Executive Vice President und CIO der Centene Corporation, einem Fortune-25-Unternehmen im Bereich Versicherungen für das US-Gesundheitswesen. In dieser Funktion ist er für die Informationstechnologie des 111-Milliarden-Dollar-Konzerns verantwortlich. Brooks leitet ein Team von mehr als 4.000 Mitarbeitern, die Software und Dienstleistungen vor allem für die US-amerikanischen Medicaid- und Medicare-Programme entwickeln und implementieren. Im November 2021 wurde er mit dem St. Louis Leadership CIO of the Year ORBIE Award ausgezeichnet.

Centene hat seit seiner Gründung 20 Unternehmen übernommen, davon sieben in den vergangenen fünf Jahren. Das „Centene Technologies“-Team von Brooks ist im Rahmen dieses Prozesses stark gewachsen. Zuletzt verantwortete der Manager die technische Integration von zwei Healthcare-Dienstleistern mit einem Volumen von über zehn Milliarden Dollar. In einem Gespräch für den „CIO Whisperers“-Podcast erklärte Brooks, wie eine Kultur der „radikalen Offenheit“ geholfen hat, den Umfang und die Komplexität dieser Integration zu bewältigen. Das betrifft insbesondere den Umgang mit Mitarbeitern, der oft die größte Herausforderung darstellt.

Am Rande des Interviews äußerte sich CIO auch Brooks dazu, wie die IT-Abteilung ihre geschäftliche Relevanz unterstreichen kann und warum Lernen von grundlegender Bedeutung ist, um die Unternehmenskultur weiterzuentwickeln. Darüber hinaus sind seine Aussagen lehrreich, wenn es darum geht, den geschäftlichen Nutzen von Investitionen in die IT zu begründen. Der Schlüssel dazu, so Brooks, sei der Aufbau von Kompetenzen, um geschäftliche und technologische Anforderungen miteinander zu verbinden.

Sie haben ein Rebranding ihrer IT-Organisation durchgeführt. Was waren die Gründe?

Mark Brooks: Als wir 2016 einen großen Zusammenschluss stemmen mussten, waren wir eine klassische IT-Abteilung. Kaum formierte sich das gemeinsame Führungsteam, wurde jedoch klar, dass wir viel mehr erreichen wollten als das, was IT damals bedeutete – eine Serviceorganisation oder ein Callcenter. Wir wollten ein strategischer Partner für unsere internen Kunden sein, am Geschäftsführungstisch sitzen, bei der Strategieentwicklung helfen und Ergebnisse erzielen. Ziel war es, eine direkte Verbindung zwischen unserer Arbeit und den Geschäftszahlen herzustellen.

Daher haben wir „Business Engagement Teams“ geschaffen – gut organisierte Kompetenzzentren, die sich auf die Geschäftsprozesse konzentrieren. Im Rahmen unseres Betriebsmodells wurden die Mitarbeiter so ausgewählt, dass sie mit unseren Geschäftspartnern zusammenarbeiten und damit beginnen konnten, die Marke und die Reputation aufzubauen. Und als diese Dinge zusammenkamen, entschied das Team in einem sehr durchdachten Rebranding-Prozess, dass „Centene Technologies“ die Bezeichnung ist, die am besten verkörpert, was wir erreichen möchten.

Sie haben im Podcast über einige der Veränderungen gesprochen, die Sie durch die Umstellung auf eine agile Arbeitsweise erlebt haben. Beeindruckend ist vor allem die Dienstleistungskultur, die Sie eingeführt haben, und dass Sie den Kurs über die gesamte Dauer beibehalten haben. Wie verändern Sie die Art und Weise, wie Ihre Mitarbeiter auftreten, wie sie sich engagieren und wie sie als Partner agieren?

Brooks: Wir haben ein strukturiertes Schulungsprogramm für herausragenden Service, und wir investieren aus mehreren Gründen in dieses Programm. Dies beginnt bei der eigentlichen Aufgabe von Centene: Wir bieten Krankenversicherungen und Dienstleistungen für Menschen an, die wirklich eine hochwertige Versorgung benötigen. Wir machen uns also Gedanken über die Ergebnisse, die wir für diese Menschen erzielen müssen. Und der beste Weg, diese Ergebnisse zu erzielen, ist natürlich, Teams zu haben, die erfolgreich sind und ihren Teil zu diesem Ergebnis beitragen.

Alles beginnt damit, wie wir unsere internen Partner behandeln. Letztendlich müssen wir sie bei ihren Aufgaben bestmöglich unterstützen, und unsere Service-Exzellenz-Mentalität ist etwas, das wir als Teil unserer Aufgabe betrachten. Dies wirkt sich auch auf die Suche nach neuen Talenten aus: Es gibt viele IT-Experten, die sich diese Mission zu eigen machen und Teil von Centene werden wollen – nicht nur, weil wir mit den neuesten Technologien arbeiten, sondern auch, weil die Arbeit, die wir leisten, tatsächlich hilfreich ist und das Leben der Menschen auf eine positive Weise beeinflusst.

Sie sind der CIO eines Großkonzerns. Warum ist es für Sie wichtig, sich weiterzubilden?

Brooks: Eine unserer Redewendungen lautet: Wenn du nicht gewinnst, lernst du. Und wir sind der Meinung, dass Lernen von grundlegender Bedeutung ist, um unsere Kultur und unsere Fähigkeit, Ergebnisse zu erzielen, weiterzuentwickeln. Ich persönlich habe mich vor über 30 Jahren in die IT und technische Spielereien verliebt. Also habe ich mir Programmiersprachen buchstäblich selbst beigebracht. Einige der jüngeren Programmierer bei uns werden vermutlich sagen, dass ich mich im Laufe der Jahre beim Erlernen von Java oder Golang nicht gerade mit Ruhm bekleckert habe. Aber ich sehe die Analogie für mich so: Wenn man die Werkzeuge liebt, dann ist das Arbeitsergebnis einfach besser.

Mein Großvater pflegte zu sagen, dass der beste Schreiner den Geruch von Sägespänen lieben muss, und ich glaube wirklich, dass das wahr ist. Ich habe nie verstanden, wie Leute arbeiten können, ohne die grundlegenden Komponenten zu kennen oder zu verstehen, wie die Dinge funktionieren. Ich habe zwar nicht Informatik studiert, aber ich habe mich bei der Leitung von IT-Teams immer sehr wohl gefühlt, weil ich stets danach gestrebt habe, die Technologie zu lernen. Und wenn ich sage, sie zu lernen, meine ich nicht unbedingt, sie zu beherrschen, aber ich will sie auf einem Niveau verstehen, auf dem ich mit dem gesunden Menschenverstand erkennen kann, was nötig ist, um etwas umzusetzen. Wenn man keine Liebe zu den Bausteinen empfindet, wird es sehr schwierig, sie zu überblicken und den Bau zu leiten.

Die besten Führungskräfte sind meistens auch Lehrer. Können Sie uns erzählen, was Sie Montagabends in Ihrer Freizeit tun?

Brooks: Vor ein paar Jahren habe ich einen Kurs an der Washington University hier in St. Louis ins Leben gerufen. Ich unterrichte, weil ich eine echte Leidenschaft für die Entwicklung von Technologietalenten habe und der Kurs einzigartig ist. Er setzt technisches Selbstvertrauen voraus, und es wird davon ausgegangen, dass Studenten zu diesem Zeitpunkt Ihrer Lernreise die Technologie bereits beherrschen. Die berufliche Herausforderung besteht jedoch darin, ein konstruktiver und aktiver Teilnehmer in einem Team zu sein.

Dafür müssen Studenten lernen, technische Konzepte so zu verfassen, dass sie auch für ein nichttechnisches Publikum verständlich sind. Und am wichtigsten ist, dass die Studenten dazu angehalten werden, eine wirksame Präsentation zu halten, in der sie eine Empfehlung zur Lösung eines Problems aussprechen und diese wiederum für ein Publikum beschreiben, das nicht unbedingt technisch versiert ist. Ich denke also, dass dies ein wirklich guter Weg ist, um IT-Experten dabei zu helfen, ihre Fähigkeiten zu vervollständigen. Und ich hoffe, dass sie so im Laufe der Zeit ihre Karriere aufbauen können.

Die vergangenen zwei Jahre waren eine schwierige Zeit, ganz allgemein und sicher in der IT. Was denken Sie über die Zukunft der Branche?

Brooks: Wenn ich mich an Hochschulabsolventen wende, die eine Karriere in der Wirtschaft oder in der IT in Erwägung ziehen, würde ich sie ermutigen, eine Tech-Laufbahn in Betracht zu ziehen. Schließlich gilt die Philosophie von Centene, dass Technologie die Kernkompetenz des Unternehmens ist, letztendlich für alle Organisationen. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Art und Weise, wie digitale Technologien die Geschäftswelt verändern – beispielsweise, wenn kleinere Newcomer die traditionellen Legacy-Anbieter empfindlich stören. Ich denke, dass die Lehren der vergangenen zwei Jahre und die Beschleunigung, die durch die Pandemie eingetreten ist, jedem Einzelnen helfen, sich für eine Karriere im Technologiebereich zu entscheiden und erfolgreich zu sein.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com


Mehr Artikel

News

Schulungsbedarf in den Bereichen KI, Cybersecurity und Cloud

Der IT Skills & Salary Report 2024 unterstreicht den wachsenden Bedarf an Weiterbildung und Umschulung von Arbeitskräften, um mit dem technologischen Fortschritt Schritt zu halten. Künstliche Intelligenz steht bei Entscheidungsträgern ganz oben auf der Liste der Investitionsschwerpunkte, da hier die Team-Kompetenzen am niedrigsten eingestuft werden. […]

News

KI-gestützte Effizienzoptimierung im Lager

Die österreichische TeDaLoS GmbH, Anbieter von smarten Lagerstandsüberwachungssystemen, hat ein Kapital-Investment erhalten, mit dem das Unternehmen eine beschleunigte internationale Expansion und den Ausbau von KI-gestützten Lösungen zur Optimierung der Materialbewirtschaftung vorantreiben will. […]

Helmut Reich, Managing Director proALPHA Software Austria (c) Erich Reismann
Interview

ERP auf dem Weg zum Digital Twin

Die in einem ERP-System hinterlegten Daten spiegeln in der Regel die Wirklichkeit nur bedingt wider. Mit Hilfe der künstlichen Intelligenz soll sich das bald ändern. proALPHA entwickelt seine Kernapplikation im Zusammenspiel mit seiner schnell wachsenden ERP+-Familie in Richtung eines Digital Twin weiter. Das Ziel: die 1:1-Abbildung der realen Wirtschaftswelt. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*