Wie Mittelständler zukunftssicher werden

Corporate Venture Building kann die Zukunftsfähigkeit von Mittelständlern sichern. Dabei werden innerhalb des Unternehmens Startups aufgebaut, die wegbrechendes Geschäft kompensieren können. [...]

Auch wenn Startups, die im eigenen Unternehmen gegründet wurden, klein anfangen, können Sie Teil der Zukunftssicherung sein (c) pixabay.com

David gegen Goliath? Im Zeitalter der Digitalisierung kommt es immer wieder vor, dass innovative Startups ganze Branchen auf den Kopf stellen und mit ihren Wertschöpfungsmodellen etablierten Unternehmen das Wasser abgraben. Eine solche Disruption kann für Unternehmen in kürzester Zeit massive Umsatzeinbußen bedeuten. Es stellt sich die Frage: Was können Unternehmen besser machen, um zukünftig am Markt zu bestehen?

Agil mit Corporate Startups

Gerade traditionelle Unternehmen haben es im Zeitalter der digitalen Transformation oftmals schwer: Langjährig gewachsene, hierarchische Strukturen und zähe Entscheidungsprozesse erschweren agiles Arbeiten und echte Innovationen. Wie können auch solche Unternehmen das notwendige Tempo und die Umsetzungskraft entwickeln, um im Wettbewerb mit jungen, agilen Startups zu bestehen? Eine Möglichkeit dafür ist strategisches Corporate Venture Building, also der Aufbau agiler Startups aus Unternehmensressourcen.

Der Vorteil: Bricht das bestehende Geschäft des Mutterunternehmens weg, können zuvor aufgebaute Startups die Verluste ausgleichen. Ein häufiger Fehler hierbei ist, wenn das Mutterunternehmen nur auf ein oder wenige Startups setzt: Das Risiko des Scheiterns eines Einzelprojekts kann hoch sein, gerade bei innovativen Produkten und Services, die noch nicht am Markt getestet wurden. Um die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen verlässlich zu gewährleisten, sollte deshalb eine Risikostreuung erfolgen.

Corporate Startups – mit Strategie

Risikostreuung bedeutet in diesem Fall, parallel mehrere Startups aufzubauen, also ein strategisches Corporate Venture Portfolio zu schaffen. Beim Aufbau eines solchen Portfolios gibt es zwei Strategien:

  • Das Unternehmen kauft bereits bestehende, aussichtsreiche Start- oder Scale-ups.
  • Das Unternehmen baut diese selbst auf.

Beide Strategien sind grundsätzlich sinnvoll, solange Investitionsentscheidungen auf der Grundlage schlüssiger Investmentthesen getroffen werden.

Im Prozess des Portfolio-Aufbaus kommt der Schaffung der zugrundeliegenden Strukturen eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. So ist es wichtig, dass die jungen Unternehmen eigenständig agieren und an der Spitze des Mutterunternehmens angegliedert sind. Eine zentrale Rolle kommt den mit den Projekten betrauten Personen zu: Aufgrund der speziellen Anforderung eignen sich hierfür insbesondere ehemalige Gründer und spezialisierte Fachkräfte.

Der Schlüssel zum Erfolg mit Startups

Ist das Portfolio einmal aufgebaut, muss es ergebnisorientiert gemanagt werden. Die notwendigen Investitionsmittel sollten den Projekten tranchenweise zur Verfügung gestellt werden, ähnlich wie in den Finanzierungsrunden eines Venture Capital Fonds. Die Startups, bei denen sich abzeichnet, dass der Erfolg nachhaltig ausbleibt, müssen zügig abgewickelt werden, um keine Ressourcen zu verschwenden. Dahingegen müssen Projekte, die sich positiv entwickeln, bestmöglich gefördert und dezidiert finanziert werden. Auch müssen ständig neue Projekte lanciert werden, um „eliminierte“ Startups zu ersetzen und einen gesunden Portfolio-Mix zu erhalten.

Corporate Venture Portfolio Building erfordert vor allem Zeit und Geduld. Es können frühestens nach einigen Jahren in absoluten Zahlen substanzielle finanzielle Gewinne erzielt werden, im Hinblick auf eine positive Bilanz des gesamten Portfolios ist mit mindestens fünf bis zehn Jahren zu rechnen. Bis dahin muss viel investiert werden. Trotz dieses langen Zeithorizonts und des finanziellen Aufwands sollten Unternehmen den strategischen Aufbau eines Venture Portfolios in ihre Überlegungen einbeziehen.

*Jan Sedlacek ist Gründer und Partner von Stryber, einem strategischen Corporate Venture Builder.  Vor der Gründung von Stryber im Jahr 2016 sammelte Jan Sedlacek Erfahrungen als Startup-Gründer, Webdesigner, Manager, Marketing-Experte und in der Strategieberatung. Neben seinem Fachwissen im Venture Building und in der Digitalisierung von Unternehmen bringt der gebürtige Schweizer Expertise und Ausbildung in internationalem Management und Wirtschaftspsychologie in seine Arbeit bei Stryber ein.


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