Wie trainiert man Führungsfähigkeiten und Soft Skills?

Coaching schlägt die Brücke zwischen Demokratisierung und Individualisierung von Schulungen und Mitarbeiterentwicklung, besonders im Bereich Soft Skills. [...]

Foto: MohamedHassan/Pixabay

Kompetenzdefizite, die Unternehmen aktuell am stärksten beeinflussen, sind laut einer aktuellen Umfrage von Skillsoft fehlende Führungsqualitäten (54 %) und Soft Skills, wie Kommunikation und Problemlösung (52 %). Diese Skills wurden sogar häufiger genannt als Technologiekompetenzen. Aber wie kann man solche Kompetenzen erfolgreich fördern? Passt hier der gleiche Ansatz wie bei Schulungen für technische Qualifikationen? 

Corporate Learning-Experte Andreas Rothkamp von Skillsoft erläutert, warum sich für manche Trainings Inhalte von der Stange weniger eignen als für andere Bereiche und welche Vorteile Coaching für die Einzelnen und das gesamte Unternehmen eröffnet.

Manchmal passen Inhalte von der Stange nicht

Ad-Hoc abrufbare Schulungsinhalte sind in vielen Bereichen hilfreich. Wenn man in einer Arbeitssituation schnell Hilfe benötigt, um ein Tool einzusetzen, ein Thema besser zu verstehen oder ein Beispiel für eine Anwendung sucht, dann sind digital abrufbare Micro-Learning Angebote, Anleitungs-Videos und andere Schulungsinhalte ideal. Sie sind jederzeit und überall verfügbar und haben dazu beigetragen, dass Schulungen für die gesamte Belegschaft angeboten werden können.

Im Gegensatz zu technischen Trainings oder Ad-Hoc-Anleitungen gibt es jedoch Themen, bei denen Inhalte von der Stange nicht so effektiv sind wie individuelle Trainings. Dazu gehören unter anderem Schulungen für Soft Skills und Führungskompetenzen.

Genau hier stoßen aber viele HR- und Schulungsverantwortliche an ihre (Budget-)Grenzen. Personal Coaches waren lange Zeit dem Top Management vorbehalten, da die Treffen aufwändig sowie zeit- und kostenintensiv waren. Laut der genannten Studie* gehören jedoch begrenzte Budgets zu den größten Herausforderungen bei der Umsetzung von Schulungsangeboten in Unternehmen.

Demokratisieren von Coaching

Heute helfen Coaching-Angebote über digitale Plattformen dabei, die Brücke zwischen maßgeschneiderten, individuellen Trainings und einer effizienteren Umsetzung zu schlagen. Ein virtuelles Meeting mit einem zertifizierten Coach verbessert die Flexibilität bei der Planung sowie Durchführung und ermöglicht eine bessere Zugänglichkeit beim Coaching-Prozess.

Auf diese Weise ist eine Demokratisierung des Coachings, oft auch als „Coaching für alle“ bezeichnet, möglich und Unternehmen können das Angebot auf Einzelpersonen in allen Unternehmensbereichen und -ebenen ausdehnen. Denn Soft Skills und Führungskompetenzen sind heute in fast allen Unternehmensbereichen gefragt – nicht nur im Top Management.

Zusätzlich zu den persönlichen Online-Coachings erforschen Unternehmen auch Coaching-Tools, die auf künstlicher Intelligenz (KI) basieren. Diese Tools sind in der Lage, den Mitarbeitenden personalisiertes, datengestütztes und skalierbares Feedback und Anleitung zu geben, die auf ihre individuellen Bedürfnisse, Ziele und Vorlieben zugeschnitten sind.

Durch die Analyse verschiedener Aspekte wie Verhalten, Leistung und Kommunikationsmuster der Mitarbeitenden kann die KI Verbesserungsmöglichkeiten identifizieren, konkrete Schritte vorschlagen und relevante Lernressourcen vorschlagen. Darüber hinaus kann KI dabei helfen, individuelle Lernpfade zu erstellen und den Coachingplan je nach den Ergebnissen entsprechend anpassen.

Das wird persönliches Coaching sicher nicht ersetzen, könnte es aber ergänzen. Bereits heute nennten HR- und Schulungsverantwortliche in aktuellen Studien* „Blended Learning“, also eine Mischung von verschiedenen Kursformaten und Lernmitteln, inklusive Coaching und Mentoring (44 %), digitales Lernen (43 %) und Micro Learning (41 %), als effektive Vorgehensweisen für Schulungsinitiativen.

Coaching versus Mentoring

Im Gegensatz zu Mentoren, die zwar ebenso wichtig sind, aber auf der Grundlage ihrer eigenen Erfahrungen Ratschläge erteilen, stellen Coaches die Coachees in den Mittelpunkt und gehen auf deren individuelle Voraussetzungen und Bedürfnisse ein. 

Coaches hinterfragen aktiv Annahmen, identifizieren „blinde Flecken“, fördern ein neues Bewusstsein und erweitern Perspektiven, indem sie Einzelpersonen befähigen, Hindernisse zu überwinden und authentische Verhaltensänderungen vorzunehmen, die ihren Absichten entsprechen.

Beim personalisierten Coaching können Mitarbeitende eng mit erfahrenen Coaches zusammenarbeiten. Das ermöglicht es ihnen, Führungskompetenzen wie Empathie, Belastbarkeit, Kommunikation, strategisches Denken, Anpassungsfähigkeit und Selbstvertrauen zu entwickeln und zu verfeinern. Damit können sie in der modernen Arbeitswelt Teams besser leiten und Verantwortung übernehmen.

Regelmäßige Check-ins und Anleitungen ermöglichen es den Mitarbeitenden, ihr neu gewonnenes Wissen in ihren alltäglichen Rollen und Verantwortlichkeiten anzuwenden. Dadurch befähigt Coaching Einzelne, ihre Karrieren voranzutreiben und unterstützt gleichzeitig das Unternehmen bei der Erreichung seiner Geschäftsziele.

Nachweisliche Erfolge

Durch die Priorisierung und Demokratisierung des Coaching-Angebots demonstrieren Unternehmen ihre Wertschätzung für die persönliche und berufliche Entwicklung jedes Einzelnen. Diese Investition in Coachings fördert nicht nur die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens, sondern auch die Mitarbeiterbindung.

Zudem sind die geförderten Mitarbeitenden motivierter, zum Gesamterfolg ihres Teams und ihrer Organisation beizutragen. Coaching fördert eine erfolgsorientierte Denkweise, die es den Mitarbeitenden ermöglicht, sowohl bei der Arbeit als auch im Privatleben ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Insgesamt ist der Einsatz von Coaching zur Entwicklung von Führungskompetenzen eine Win-Win-Situation für alle,“ resümiert Andreas Rothkamp, VP für die Region D-A-CH bei Skillsoft.

„Organisationen pflegen eine Lernkultur, die Führungskräfte jeder Ebene dazu ermutigt, ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln, Feedback einzuholen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Diese Denkweise durchdringt das Unternehmen und hilft bei der Mitarbeiterbindung, der Förderung von Engagement sowie Innovation und damit bei der Steigerung der gesamten Unternehmensleistung – allesamt entscheidende Faktoren, um in einer sich schnell verändernden Geschäftswelt wettbewerbsfähig zu bleiben.“

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