Ein von allen gelebtes Wertesystem kann nicht nur zu mehr Teamgeist, sondern auch zu größerem Erfolg im Unternehmen führen. Der Chef und die Führungskräfte sollten dabei Vorbilder sein. Lesen Sie hier, wie Werte ins Firmenleben integriert werden können. [...]
Werte sind für ein Unternehmen fundamental – genauso wie für eine Person und eine Gesellschaft. Wer sich seine Werte erarbeitet hat, besitzt einen Kompass, um auch in unserer sich immer schneller verändernden Berufswelt die richtigen Wege zu finden. Werte helfen, unbekannte Situationen zu bewerten und bessere Entscheidungen zu treffen. Sie sind Leitsterne für den beruflichen und privaten Alltag, weil sie eine Haltung und Einstellung widerspiegeln und vor allem unsere Handlungen und damit unsere Kommunikation mit anderen Menschen leiten.
Unternehmenswerte oder gar eine Unternehmensphilosophie, die eine Marketingagentur entwickelt, sind deshalb vielleicht chic, werden das Denken und Handeln aber weder in der Führungsetage noch bei den Mitarbeitern beeinflussen. Die Entwicklung von Werten, die das Unternehmen tragen, ist vielmehr harte, auch persönliche Arbeit – allen voran des Chefs und der Führungskräfte. Hier ein paar Tipps, wie man Ethik ins Unternehmen integriert.
1. Werte entwickeln
Es gibt sogenannte Wertelisten mit rund 100 Begriffen, welche die Geschäftsführung kontinuierlich auf drei bis fünf herunterbrechen kann. Spannend und wertvoll ist die Diskussion mit Kollegen oder einem externen Coach, warum es am Schluss genau diese drei Begriffe sind und welche Einstellung dahintersteckt.
Doch wie können diese Werte im Unternehmen identifiziert werden? Jeder Unternehmer, aber auch jeder Mitarbeiter, kann sich hier zum Beispiel persönlich die Fragen stellen: Welche wichtigen Entscheidungen hat er im privaten, unternehmerischen beziehungsweise beruflichen Leben getroffen? Was hat die jeweilige Person in diesen Situationen gedacht und gefühlt? Und welche Werte haben das Handeln damals geleitet? Dabei kommt jeder sicher auf zehn bis zwanzig Begriffe, die sich eventuell auch ähneln, wie zum Beispiel „Vertrauen“ und „Ehrlichkeit“. Trotzdem ist es wichtig, sich auf drei bis fünf essenzielle Werte zu konzentrieren. Manche werden auf den ersten Blick schwammig wirken, beispielsweise „Menschlichkeit“. Deshalb muss deutlich gemacht werden, was jeweils darunter verstanden wird: etwa Hilfsbereitschaft, Familie, Glaube, Freude und Spaß, Wahrheit oder Wertschätzung. Je klarer und zugespitzter das Ergebnis im Falle eines Unternehmers ist, desto erkennbarer wird der Mensch oder das Unternehmen, das er leitet. Und weil diese Werte fundamental sind, sollten Sie sich Zeit nehmen, sie festzulegen, vielleicht auch Tage oder womöglich wenige Wochen.
2. Werte statt Wunschtraum
Wichtig! Es geht nicht um einen Wunschtraum, der sich künftig für Ihr Unternehmen erfüllen soll. Es geht um die Werte, die Sie heute bereits leben. Andernfalls geben Ihnen die Werte keine klare Orientierung für den Alltag.
3. Werte integrieren
Wie können Sie diesen Prozess auf Geschäftsführungsebene ins gesamte Unternehmen integrieren? Machen Sie diesen Prozess für alle Mitarbeiter transparent und leben Sie die Werte vor. Gehört etwa Ehrlichkeit zu den Unternehmenswerten, dann sollten Mitarbeiter einem externen Anrufer auch sagen, dass der Chef momentan nicht gestört werden möchte, weil er konzentriert an einem Projekt arbeitet, statt der üblichen Floskel: Der Chef ist im Meeting. Das schärft vor allem das Mitdenken und Verhalten der Mitarbeiter in anderen Situationen.
4. Werte erhitzen
Werte, die lediglich auf Plakate oder Visitenkarten gedruckt werden, geraten in Vergessenheit. Sie müssen die Werte „erhitzen“, etwa indem Sie sich in Besprechungen darauf beziehen und andere Mitarbeiter einladen, dies genauso zu tun. Ein bewährtes Tool ist zudem die (tägliche) Erfolgsgeschichte. Mitarbeiter teilen über Mail und Intranet ihre Erfolge mit. Das kann ein positives Feedback sein oder ein abgeschlossenes Projekt, die Lösung eines kniffligen Problems oder ein großer Verkaufserfolg. So bleiben die Werte präsent, und Mitarbeiter orientieren sich zunehmend daran. Denn vieles, was Mitarbeiter im Alltag machen, erscheint ihnen selbstverständlich oder wird lediglich wenigen Kollegen in der Kaffeepause erzählt. Die „Erfolgsgeschichten“ lassen jedoch alle daran teilhaben und motivieren, die eigenen mitzuteilen.
5. Werte weiterentwickeln
Werte sind fundamental, aber nicht für alle Zeit in Stein gemeißelt. Ein Unternehmer und ein Unternehmen entwickeln sich: Die ursprünglichen Werte können ergänzt werden – aber bleiben Sie konzentriert. Es muss schon sehr gute Gründe geben, um Werte, die einen Menschen und ein Unternehmen über Jahre getragen haben, zu ändern.
*Andreas Nau ist strategischer Geschäftsführer von Easysoft, einem IT-Dienstleister, der Personalentwicklungs- und Seminarorganisationssoftware entwickelt. Er ist zudem Autor des Buches „Wertvoll in die Zukunft. Revolutionen beginnen im Kopf: Was mich und mein Unternehmen veränderte.“
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