In Zeiten des Lock-Downs sind viele Kulturinstitutionen auf virtuelle Präsentationsmöglichkeiten ausgewichen. Theater, Opern- und Konzerthäuser bieten Streaming von Vorstellungen an und Museen suchen den Kontakt mit ihren Besuchern durch virtuelle Touren aufrecht zu erhalten. Das Wiener Unternehmen Cantat Heritage & Innovation hat ein Tool für einen virtuellen Museumsbesuch entwickelt. [...]
Schaut man sich die virtuellen Besuchsmöglichkeiten von Museen genauer an, so gibt es grundsätzlich zwei Zugänge dazu. Zum einen die digitale Präsentation der Sammlungen, diese beschränken sich meist auf Bilder von Gemälden und Sammlungsgegenständen, ergänzt um Erklärungen. Durchaus beeindruckend sind die 360 Grad-Touren, die ganze Räume erlebbar machen, doch ist hier der Informationsgehalt meist gering, Details werden nicht erläutert, Orientierung ist nur durch eingeblendete Tags möglich. Dennoch sind so Touren von Raum zu Raum möglich und vermitteln einen Eindruck von der Gesamtwirkung von Sälen und Innenräumen.
Das Belvedere aber auch Schloss Schönbrunn gehen andere Wege. Kuratoren schildern in qualitativ hochwertigen Kurzvideos Gemälde, Kunstwerke oder ganze Innenräume, der virtuelle Besuch wird so zu einer Expertenführung und gewinnt aus dem Wechselspiel aus dem Charisma des Kurators und dem präsentierten Kunstwerk.
Diese durchaus beeindruckenden Präsentationen, seien es die Videoführungen oder die 360 Grad-Touren sind jedoch nicht neu. Es gibt wenige Ausnahmen, die innovative Lösungen zur Präsentation derzeit nicht zugänglicher Räume anbieten.
Präsentation nicht zugänglicher Räume
Eines davon ist die Tour durch die Hofburg, genau genommen die Räume des Bundesdenkmalamts. Diese wurde gemeinsam vom Bundesdenkmal und der in Wien ansässigen Firma Cantat Heritage & Innovation entwickelt.
Dabei werden traditionelle Möglichkeiten der Präsentation wie 360 Grad-Aufnahmen mit neuen Features verbunden. In der 360 Grad-Ansicht wird nicht mit Tags gearbeitet, sondern die Bereiche, die mit Informationen versehen sind, werden gehighlitet. Dies betrifft auch die Türen, klickt man auf diese, so kommt man in den nächsten Raum. Klickt man auf eines der gehighlighteten Gemälde, so wechselt man zu einer Detailansicht des Bildes. Auch hier sind Bereiche hervorgehoben und vermitteln so die dargestellten Symbole und Insignien.
Touren führen durch die Räume und Bilder. Man kann sich diese daher entweder individuell „erklicken“ oder sich durch das Gesamtensemble führen lassen. Zwei historische Grundrisse zeigen die Geschichte der Räume und ihrer Bewohner. Dabei werden Details wie eigenhändige Zeichnungen der Architekten ebenso hervorgehoben indem in die Planzeichnungen hineingezoomt wird.
Multimediaprojekt „BDA interaktiv“
Das Projekt ist ein digitaler Zusatz des BDA-Kulturvermittlungsprogramms LERNORT DENKMAL und soll künftig als Teil des „Denkmalkoffers“ speziell für die didaktische Vorbereitung von Projekten in Bildungseinrichtungen eingesetzt werden. Für Andrea Böhm, Leiterin der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit des BDA, liegen die Vorteile klar auf der Hand: „Mit dem digitalen Rundgang durch unsere Amtsräume haben wir ein zusätzliches Tool zur Verfügung, um im Rahmen des Kulturvermittlungsprogrammes LERNORT DENKMAL Kindern und Jugendlichen die Einzigartigkeit unserer Kulturgüter näherzubringen. Wir bieten für Schulklassen und Kindergärten kostenlose Führungen an und versuchen beide Ebenen – digital und analog – miteinander zu verbinden, was immer wieder ein spannendes Erlebnis für unsere jungen Denkmalforscher ist“.
„Das Multimediaprojekt „BDA interaktiv“ bringt unser kulturelles Erbe ins 21. Jahrhundert“, sagt Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes, bei der Präsentation des Projektes im Ahnensaal. Das Multimedia-Tool „BDA interaktiv“ kann in jedem Browser unter https://bda.cantat.com/#/ geöffnet werden oder ist direkt von der Website des Bundesdenkmalamtes abrufbar. Zur Frage der technischen Umsetzung von „BDA interaktiv“ erläutert der Geschäftsführer von Cantat Günter Fuhrmann: „Für die Nutzung ist keine App erforderlich – alles funktioniert ohne zusätzliche Programme. Wir haben zur Umsetzung des Projekts das Softwareprodukt „Z.A.P – Zoom a Pic“ entwickelt. Dabei handelt es sich um eine browserbasierte progressive Web Applikation (PWA), die es ermöglicht, Bilder und Fotografien interaktiv zu erklären. Die Software erlaubt es, zum einen Zonen in einem Bild zu markieren und mit Informationen zu versehen, zum anderen, in das Bild zu zoomen um Details in hoher Auflösung zu erkennen.“
Die Firma Cantat hat mit diesem Multimedia-Tool bisher vor allem Audioguides umgesetzt, so wird das Museum der Johann Strauss Dynastie im 9. Bezirk dadurch zum klingenden Museum. Nun werden diese Tour-Tools jedoch auch zur virtuellen Präsentation verwendet und sind einfach ins Netz gestellt worden – unter http://strauss.cantat.com/#/ bzw. http://jedenspeigen.cantat.com/#/ können diese Häuser besucht werden.
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