Der große Spiele-Publisher Ubisoft hält zumindest einen fertigen Titel für die Wii U wegen der geringen Verbreitung der Nintendo-Konsole zurück. [...]
Dies verriet Ubisoft-CEO Yves Guillemot gegenüber der Gaming-Site Polygon. Der nächste Teil der „Just Dance“-Reihe sowie „Watch Dogs“ für die Wii U sind demnach zwar gesichert, doch insgesamt tritt der Publisher in Sachen Wii-U-Games auf die Bremse. Ubisoft wartet ab, ob Nintendo das Ruder bei seiner aktuellen Konsolen-Generation noch herumreißen kann. Gelingen könnte das laut Guillemot mit dem im Winter kommenden nächsten „Super Smash Bros.“.
Ubisoft galt lange als großer Unterstützer der Wii U, nun hat der Publisher aber offenbar genug vom mangelnden Erfolg der aktuellen Nintendo-Konsole. „Wir haben ein Spiel, bei dem wir mit dem Launch darauf warten, dass das Gerät stärker am Massenmarkt ist“, sagt Guillemot. Denn nur, wenn es genug Wii Us gibt, kann sich eine massive Marketing-Kampagne auch lohnen. Zudem deutet der Ubisoft-Chef an, dass man auch bei einigen weiteren Wii-U-Projekten auf die Bremse tritt und deren Zahl insgesamt reduziert habe. Für Nintendo ist das vor der heute, Dienstag, offiziell startenden E3 eine unerfreuliche Botschaft.
Zwar betont Guillemot, dass auch dieses Jahr ein Teil der Tanzspielreihe „Just Dance“ für die Wii U erscheint und der Erfolgstitel „Watch Dogs“ im November den Sprung auf die Nintendo-Konsole schafft. Davon abgesehen gibt sich der Ubisoft-Chef aber in Sachen Wii-U-Titel verhalten, womit der Erfolgsdruck auf den japanischen Konsolenhersteller weiter steigt. „Verliert Nintendo Big Player wie Ubisoft, sieht es für die Konsole eher düster aus. Denn dann bliebe nur der Familienmarkt mit Party-Games und Mario-Spielen übrig“, warnt Alexander Pfeiffer, Leiter des Zentrums für Angewandte Spieleforschung an der Donau-Universität Krems, gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext.
Dabei steht Nintendo im Konsolen-Kampf mit Microsoft und vor allem Sony bereits zunehmend mit dem Rücken zur Wand. Statt der ursprünglich prognostiziert neun Mio. Stück hat der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr gerade einmal 2,72 Mio. Wii Us verkauft. Insgesamt waren Ende März 2014 gerade einmal 6,17 Mio. Geräte in Gamer-Händen. Die PlayStation 4, zu diesem Zeitpunkt noch keine sechs Monate auf dem Markt, hielt da bereits bei etwa sieben Mio. Geräten und ist damit klarer Führender im Next-Gen-Rennen.
Tatsächlich aufgegeben hat Ubisoft die Wii U freilich noch nicht. Vielmehr hofft der Publisher darauf, dass Nintendo das Ruder herumreißen kann, damit sich der Release von Titeln mit großem Marketing-Aufwand wieder richtig lohnt. Dabei könnten sich hauseigene Kultmarken der Japaner als Rettungsanker erweisen. „Nintendo bringt jetzt langsam aber sicher absolute Hits auf den Markt, wie aktuell ‚Mario Kart 8‘ beispielsweise“, betont Pfeiffer. Gepaart mit einer neuen Preis- und Bundlestrategie könnte das der Wii U auf die Sprünge helfen, glaubt der Games-Experte.
Eben darauf setzt auch Ubisoft. Denn Nintendo mache fantastische Spiele, so Guillemot. „Mit dem richtigen Preis und sehr guten Spielen könnten sie helfen, dass das Gerät anfängt sich zu verkaufen“, meint der Ubisoft-CEO. Allerdings schätzt er, dass man wohl auf das Erscheinen des „Super Smash Bros.“ gegen Jahresende warten muss, ehe die Wii U durchstartet. Genügend Freunde unter den Gamern habe Nintendo jedenfalls. „Ich glaube, wenn ich mit den Fans spreche, die zur E3 kommen, sind 90 Prozent davon wahnsinnige Nintendo-Fans“, so der Ubisoft-Chef. (pte)
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