Windows-Convertible: Microsoft Surface Studio Laptop im Test

Die Nachfolge des Surface Book ist da und lässt sich in ungeahnte Richtungen drehen. [...]

Der Surface-Book-Nachfolger ist beweglich geworden (c) Microsoft

Microsoft löst mit dem Surface Studio Laptop das Surface Book ab und setzt dabei auf Drehung. Das Hauptmerkmal des Laptops ist das Display, welches sich über ein mittig angebrachtes Scharnier um 180 Grad nach hinten drehen lässt. Kombiniert mit einigen strategisch platzierten Magneten lässt sich das Display so entweder flach über der Tastatur, oder schräg angewinkelt zwischen Touchpad und Tastatur verwenden.

Design & Verarbeitung

Wie bisher bei den Surface-Geräten gibt es in Sachen Materialien nichts zu bemängeln. Auch das Surface Studio Laptop ist bestens verarbeitet und wirkt durchgehend hochwertig. Optisch wagt Microsoft einen Spagat aus Retro und Moderne, auch dies war schon bei bisherigen Surface-Modellen der Fall. Dabei treffen zeitgemäße, silberne Aluminium-Elemente auf Retro-Grau. Besonders polarisierend dürfte das kantige Gehäuse des Surface Studio Laptop sein. Dabei ist das Notebook nur in der oberen Hälfte der Basis so groß wie das Display, die untere Hälfte hat eine kleinere Fläche.

Dadurch sieht das Laptop beim Arbeiten immer ein wenig aus, als würde es leicht über der Tischfläche schweben. Der Effekt wird zusätzlich dadurch verstärkt, dass die Lüftung des Surface Studio Laptop aus dem unteren Block strömt, als wäre es ein Luftkissenboot. Die Kanten des Gerätes sind dabei optisch ansprechend, aber auch etwas scharf. Schneiden kann man sich daran kaum, aber bei längerer Arbeit kann gerade die Unterkante durchaus Spuren hinterlassen. Verglichen mit Design-Lieblingen wie Apples Macbooks wirkt das Surface Studio Laptop eher klobig und industriell, was aber durchaus auch den Geschmack diverser Nutzer treffen wird.

Eine mögliche Schwachstelle ist bei der Konstruktion des Surface Studio Laptop das Scharnier, mit dem das Display nach hinten geklappt wird. Dieses wirkt zwar äußerst stabil, ob es aber im Alltag bei regelmäßiger Nutzung lange durchhält, lässt sich nur schwer sagen. Der erste Eindruck ist allerdings positiv. Als Nutzer muss man sich lustigerweise ein wenig anpassen. Durch das nach hinten klappbare Display, muss man an der Oberkante behutsam Kraft anwenden, beispielsweise beim Öffnen des Laptops. Ansonsten klappt das Display ungewollt nach hinten, und man muss es erst wieder einrasten.

Display und Eingabe

Der Name Surface stammt vom englischen Wort für Oberfläche, und das ist bei der Reihe auch Programm. Auch beim Surface Studio Laptop ist ein hochwertiges Touch-Display verbaut, das mit ansehnlichen 2400 × 1600 Pixeln auflöst. Noch besser: Die Bildwiederholrate des Displays liegt bei 120 Hz, was für butterweiche Animationen sorgt. Wie alle Touch-Displays ist auch jenes des Surface Studio Laptop spiegelnd. Bei kontrollierbarem Bürolicht ist das selten ein Problem, kann aber draußen oder in spezifischen Lichtsituationen stören.

Das Scharnier macht das Display flexibler als andere Laptops. In der angewinkelten Position kann man bequem per Stift Apps bedienen, schreiben und markieren, dafür aber nicht mehr auf die Tastatur zugreifen. Legt man das Display flach auf die Tastatur, fungiert das Surface Studio Laptop als (sehr dickes und schweres) Tablet. Das ist vor allem für Nutzer praktisch, welche oft mit dem Stift unterwegs sind und die klassische Eingabe per Tastatur und Touchpad nicht so mögen.

Auch als Tablet lässt sich das Surface Studio Laptop verwenden (c) Microsoft

Der Stift selbst ist dann aber eine kleine Problemzone. Rein funktional gesehen klappt alles bestens, das haptische Feedback ist angenehm und der Stift gleitet sauber über das Display. Allerdings ist die ergonomische Form des Slim Pen 2 ein Fehlgriff. Mit lediglich zwei langen Kanten ist es schlicht nicht möglich den Stift korrekt in der Hand zu halten. Hier sollten Sie unbedingt ausprobieren, ob das für Ihre Stifthaltung ein Problem ist oder nicht.

Auf der anderen Seite sind die Tastatur und das Touchpad des Surface Studio Laptop kein Problem. Im Gegenteil: Die Tastatur gehört zu den besten, die aktuell in einem Laptop verbaut sind. Das sowohl wegen der angenehmen Tasten als auch wegen des durchdachten Layouts, das viel Funktionalität in den kompakten Formfaktor packt. Das Touchpad erinnert stark an die Modelle aktueller Macbooks. Mit der üblichen Windows-Ausnahme, wobei die untere rechte Ecke des Touchpads als Rechtsklick funktioniert. Ansonsten gibt es angenehmes haptisches Feedback, viel Fläche und die üblichen Fingergesten, mit denen sich das Surface Studio Laptop bestens steuern lässt.

Ausstattung und Leistung

Insgesamt bietet Microsoft fünf verschiedene Konfigurationen des Surface Studio Laptop an, die sich weiter in zwei Hauptkategorien unterteilen lassen. Die beiden Einsteigermodelle bieten einen Intel Core i5-Prozessor, eine Intel-Iris-GPU und 16 GB RAM. Sie unterscheiden sich durch den Nutzspeicher von entweder 256 GB für Fr. 1699 Euro, oder 512 GB für 1899 Euro. Die 256-GB-Variante ist aber nur sehr spezifischen Nutzern zu empfehlen. Nur wer mit sehr kleinen Datenmengen arbeitet und/oder seine Arbeit größtenteils in der Cloud lagert, kommt mit so wenig Speicher noch angenehm durch den Tag. Die von Microsoft anvisierten Kreativen dürften sich damit sicher schwertun.

Die aktuell verfügbaren Konfigurationen des Surface Studio Laptop (c) Screenshot / Computerwelt.at

Die weiteren drei Modelle bieten ebenfalls die gleiche CPU und GPU: Einen Intel Core i7 (in unserem Testgerät ist es ein i7-11370H) und die dedizierte Nvidia-GPU RTX 3050 Ti Laptop. Auch hier liegen die Unterschiede beim Nutzspeicher, aber auch beim Arbeitsspeicher. Das günstigste Modell bietet 16 GB RAM und 512 GB SSD-Speicher für 2199 Euro. Darüber gibt es jeweils 32 GB RAM und entweder 1 TB SSD für Fr. 2799 Euro oder 2 TB SSD für Fr. 3199 Euro. Wie schon bei der günstigsten Variante ist hier die teuerste Variante eher ein Nischenprodukt, das nur spezifische Nutzer wirklich ausschöpfen können. Die meisten Nutzer dürften mit den drei mittleren Modellen etwas Passendes finden.

Leistungsmäßig liefert unsere mittlere Konfiguration etwa, was man erwartet. Alltagsarbeiten gehen flott durch und auch aufwändigere Aufgaben meistert das Surface Studio Laptop mit Bravour. An die Grenzen bringt man den Laptop vor allem mit sehr aufwändigen Grafikarbeiten wie dem Rendern von Video mit vielen Effekten. Dort merkt man, dass man nicht an einem Desktop-PC sitzt. Insgesamt zeigt sich die Leistung etwa Intel-typisch, also nicht ganz so unglaublich wie Apples neue M1-Modelle, aber auch deutlich schneller als günstigere Modelle. Wer rein auf Leistung aus ist, bekommt anderswo aber mehr, beispielsweise bei Gaming-Laptops. Dort gibt es dann aber kein hochkarätiges, ausklappbares Touch-Display.

Bei den Anschlüssen hätten es durchaus mehr sein dürfen (c) Microsoft

Gespart hat Microsoft leider bei den Anschlüssen. Auf der rechten Seite des Surface Studio Laptop findet man einen 3,5-mm-Klinkenanschluss und den proprietären Surface-Anschluss für die Stromversorgung. An der linken Kante sind zwei USB-C-Steckplätze verbaut. Diese sind zwar schön schnell und modern, aber halt doch nur zu zweit. Microsoft verlässt sich hier darauf, dass die meisten Nutzer des Studio Laptop entweder kabellose Lösungen verwenden, oder die Anschlüsse jeweils nur temporär verwenden.

Dann sind da noch die Webcam und die Lautsprecher. Beide sind in etwa durchschnittliche Laptop-Kost. Das Surface Studio Laptop fällt hier weder im positiven noch im negativen Sinn aus dem Rahmen. Für Meetings reicht die Webcam aus, mehr aber auch nicht. Die Lautsprecher sind okay für das eine oder andere YouTube-Video, als Soundanlage oder für Filme mangelt es aber an Dynamik.

Zuletzt noch die Akkulaufzeit: Das Surface Studio Laptop hält etwa durchschnittlich lang. Im normalen Arbeitsgebrauch kann es problemlos einen ganzen Arbeitstag ohne Ladegerät betrieben werden. Mit etwas aufwändigeren Arbeiten wird es jedoch schnell knapp. Bei mittelschwerer Dauerbelastung kommt der Akku gerade auf etwa acht Stunden und wer den Akku richtig schmelzen sehen will, muss nur die Nvidia-GPU ins Spiel bringen: Mehr als zweistündiges Videorendering ist ohne Ladegerät jedenfalls nicht zu empfehlen.

Software

Das Surface Studio Laptop gehört zur frühen Garde der Hardware, die mit Windows 11 ausgeliefert wird. Das ist aktuell noch ein wenig heikel, da Windows 11 bei weitem noch nicht an dem Punkt ist, an dem es sein sollte. Das Betriebssystem bietet zwar einige praktische Neuerungen, ist aber in vielen Punkten noch unfertig und verzichtet auf diverse Features, die in Windows 10 noch Standard waren. Nutzer stören sich bisher vor allem an der neuen Taskbar, die nur noch gruppierte Fenster zulässt.

Für die produktive Arbeit mit Explorer-Fenstern ist das praktisch unbrauchbar. Auch die Symbole im Infobereich lassen sich nicht mehr pauschal einblenden, das muss für jede App einzeln eingestellt werden. Auch das Startmenü wurde auf merkwürdige Art und Weise überarbeitet und verliert fast alle Anpassbarkeit. Die Hälfte des Menüs wird zudem für empfohlene Apps und Dateien reserviert, auch wenn diese Funktion ausgeschaltet ist.

Windows 11 ist aktuell mehr eine Bürde als ein Selling Point für das Surface Studio Laptop (c) Microsoft

Weiter sind Bugs noch weit verbreitet. Darunter einige bizarre Bugs wie transparente Explorer-Fenster. Auch das neue Screenshot-Werkzeug ist noch nicht wirklich funktional und kann derzeit nicht einmal direkt Speichern. Bei unserem Test konnte das Surface Studio Laptop jeweils nicht aus dem Schlafmodus aufgeweckt werden. Es blieb schlicht hängen, bis man das Gerät komplett abwürgte.

Wie bereits in der Vergangenheit kommt auch Windows 11 mit einem ordentlichen Schuss Bloatware. Genau genommen ist zwar kaum etwas davon wirklich vorinstalliert. Allerdings ist das Startmenü übersät mit gesponsorten App-Icons von TikTok über Clipchamp bis zu Prime Video. Klickt man eines der Icons an, wird die App heruntergeladen und installiert.

Positiv sind gerade für Surface-Nutzer das neue Explorer-Design, welches viel besser per Touch UND per traditioneller Eingabe gesteuert werden kann. Auch der überarbeitete Benachrichtigungsbereich funktioniert in den meisten Umständen besser als zuvor. Insgesamt ist Windows 11 aktuell aber mehr eine Bürde als ein Kaufargument.

Fazit

Man muss das Surface Studio Laptop wirklich brauchen, dann macht es Sinn. Wer das klappbare Display und die starke Stiftunterstützung regelmäßig brauchen kann, bekommt hier genau das richtige Gerät. Microsoft ist der Spagat hardwaremäßig perfekt gelungen und die sinnvollen Konfigurationen tragen das mit. Wer aber einfach ein normales Laptop brauch, bekommt anderswo eins mit mehr Power fürs Geld. Vielleicht sogar eines ohne Windows 11.


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*