„Wintel“ wettet auf Erfolg von Windows

In der Filmgeschichte sind Remakes oft erfolgreicher als die Vorlage. Ob dies auch für die Liaison von Microsoft und Intel gilt, hängt vom Erfolg des neuen Betriebssystems Windows 8 ab. In der Geschichte der Computerindustrie war das häufig auch "Wintel" genannte Duo eine feste Größe. [...]

Inzwischen sind beide jedoch einer starken Konkurrenz ausgesetzt: der Android-Software von Google für Tablets und Smartphones und Apples iOS, das außer auf Computern auch auf iPad und iPhone läuft. Pünktlich zur Markteinführung von Windows 8 im vierten Quartal zum Weihnachtsgeschäft wollen sich die beiden Konzernriesen nun auf Bewährtes besinnen. Mit Hilfe taiwanesischer Hersteller wollen sie mit Intel-Chips und Microsoft-Software neue konkurrenzfähige Geräte auf den Markt bringen. Es steht viel auf dem Spiel. Die aus der Mode gekommenen Unternehmen müssen sich wieder ins Gespräch bringen, das derzeit von Apple und Samsung dominiert wird.
Microsoft hat das Problem, dass es erst mit dem nächsten Update seines Betriebssystems auf Windows 8 auf den Tablet-Markt vorstößt. Der weltgrößte Chiphersteller Intel hat seinerseits das Smartphone-Jahrzehnt verschlafen, ist aber bei herkömmlichen PC weiter der dominierende Halbleiter-Anbieter. Schließlich ist unklar, ob die meist in Taiwan angesiedelten Gerätehersteller überhaupt in der Lage sind, Modelle zu entwickeln, die die neuen Angebote der US-Konzerne zur Geltung bringen.
„Microsofts Überleben hängt davon ab, wie gut die OEMs (Markenproduzenten) die Besonderheiten von Windows 8 implementieren“, sagt Forrester-Analyst Frank Gillett. Erfahrungen auf dem boomenden Tablet-Markt haben alle Beteiligten bisher kaum. Intel macht wohl deshalb auch zunächst einmal mit Ultrabooks weiter und verlangt von den Herstellern berührungsempfindliche Bildschirme, um diesen Markt weiter anzukurbeln.
Die meisten Hardware-Hersteller versuchen, die Wünsche von Intel und Microsoft zu erfüllen – jedoch mit unterschiedlichem Erfolg, schließlich soll es auch nicht zu teuer werden. Intel-Manager Tom Kilroy gab sich zuversichtlich: „Wir können den Preis für Ultrabooks auf bis zu 399 Dollar drücken, aber wir glauben nicht, dass es das ist, was die Verbraucher wollen.“ Für positives Aufsehen sorgte zuletzt auf der Computex in Taipeh das neue Ultrabook von Asustek. Andere Geräte durften auf der Fachmesse hingegen noch nicht einmal getestet und in die Hände genommen werden. Sie blieben hinter Glasscheiben verschlossen.
Am Ende entscheidet wohl wieder das Geld über den Erfolg. Microsoft verlangt laut Analystin Serene Chan für Windows 8 von den Herstellern Lizenzgebühren in Höhe von 100 Dollar pro produziertem Gerät – deutlich mehr als für die Vorgängerversion. „Die Kosten für die Lizenzen, die die OEMs Microsoft zahlen müssen, werden ein großer Nachteil sein“, vermutet Chan. Viele taiwanesische Unternehmen hoffen immer noch, in Verhandlungen geringere Preise durchsetzen zu können.
Doch sie werden sich wohl an Intel die Zähne ausbeißen: „Wir entschuldigen uns nicht dafür, dass wir Spitzentechnik anbieten und erwarten, dafür bezahlt zu werden“, betonte Kilroy. Doch Forderungen stellen schon lange nicht mehr nur die Amerikaner. Jüngst sagte Acer -Chairman J.T. Wang, er habe von Microsoft-Chef Steve Ballmer eine starke Marketing-Kampagne für Windows 8 verlangt. Microsoft müsse „aufstehen und kämpfen“. Dies habe ihm Ballmer dann auch zugesichert. Wohl auch deswegen setzt Microsoft jetzt auf zwei Pferde und hat sich teils mit dem britischen Chiphersteller ARM verbündet.
Außer bei den Geräten hinken Microsoft und Intel aber auch in einem anderen wichtigen Punkt hinterher: bei der Entwicklung von Anwendungen, wie sie für Google, Apple und auch Amazon zuhauf produziert werden. „Sie müssen es sehr einfach machen, Apps zu entwickeln, zu testen und zu bewerben“, sagt Analyst Richard Edwards von Ovum. Sonst droht auch hier das Nachsehen, bevor der Wettbewerb überhaupt begonnen hat. (apa)

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