„Wir brauchen ein besseres Wirtschaften“

Stephan Grabmeier, Geschäftsführer Consulting am Zukunftsinstitut, wirbt für ein "enkelfähiges" Wirtschaften. Gesucht sind Unternehmer*innen und Unternehmen, die in sozial ökologischer und ökonomischer Balance denken und handeln. [...]

Stephan Grabmeier ist Geschäftsführer Consulting am Zukunftsinstitut - einem europäischen Think Tank für Trends und gesellschaftlichen Wandel in Europa. Grabmeier beschäftigt sich mit der Strategie-Entwicklung für die Next Business Generation, New Work und der Enkelfähigkeit des Handelns. Sein aktuelles Buch heißt "Future Business Kompass" (c) privat

Herr Grabmeier, am Zukunftsinstitut sprechen Sie von einer Next Generation of Business. Wie sollte diese aussehen?

Stephan Grabmeier: Wir meinen damit jene Unternehmer und Unternehmerinnen, die ein anderes Verständnis von Wirtschaft haben und in sozial ökologischer und ökonomischer Balance denken. Die nicht mehr nur linear, sondern systemisch und in adaptiven Zyklen denken. Die verstehen, dass der Planet Erde das größte System ist, welches uns umgibt, und wir sinnvoll unternehmerisch dafür handeln müssen.

Die Zukunft der Geschäftsmodelle sind die Treiber für New Work und dafür, die Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen. Gelingt dies nicht, werden wir sehr bald zu viele irreparable Schäden an unserem Planeten und damit ganz andere Probleme haben. Dann helfen uns weder Billionen Staatshilfen noch neueste Technologien oder hippe New-Work-Bürowelten. Lasst uns gemeinsam neu Denken (lernen). Das ist nötig, um Zukunft heute zu gestalten.

Also gibt es 2021 in Sachen New Work noch viel zu tun?

Stephan Grabmeier: Wir sehen, dass sich bei mehr Unternehmen das Mindest zu besserem Wirtschaften entwickelt oder verstärkt. Wir können aber nicht von New Work in Geschäftsmodellen der Vergangenheit sprechen. Ich hoffe, dass New Work aus seinem Nischendasein und der sich selbst referenzierenden Filterblase herauskommt. Es wird für alle New Worker Zeit, größer zu denken.

Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dem Corona-Jahr?

Stephan Grabmeier: Neu und damit für mich überraschend ist die Art der Krise. Das erste Mal erlebt die Menschheit eine derartige Tiefenkrise. Sie berührt Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Bildung, Gesundheit, Finanzen, viele Berufsgruppen und Unternehmen als auch unsere Normen und Werte auf globaler Ebene. Trotz aller Schwierigkeiten und Unsicherheiten hatte ich viele positive Momente: Weil wir trotz oder vielleicht durch die Krise viele Unternehmen bei ihren Fragen zur Zukunft begleiten durften. Es gab kein Jahr zuvor, wo wir so viele neue Kunden gewonnen hatten. Die Nachfrage, eine bessere Zukunftskompetenz in Unternehmen aufzubauen, ist enorm gestiegen und wird dauerhaft noch wichtiger werden.

Was hat Sie enttäuscht?

Stephan Grabmeier: Enttäuscht bin ich von mancher Ungleichheit staatlicher Unterstützung. Wohlwissend, dass es nie eine absolut ‚gerechte‘ Lösung für alle geben kann. Es gibt eine Benachteiligung für Berufsgruppen wie Pflegepersonal. Auch Solo-Selbständige – insbesondere aus dem Kultur- und Veranstaltungsbereich – fielen durch das Raster der ‚What ever it takes‘-Ambitionen. Hingegen erhielten alte und tradierte Geschäftsmodelle überproportional viel Förderung für den Erhalt, ohne jedoch Zukunft im Besonderen zu berücksichtigen.

*Hans Königes ist Ressortleiter Jobs & Karriere bei Computerwoche.de und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.


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