Gut ausgebildete Fachkräfte sind heiß begehrt, erst recht wenn sie Auslandserfahrung haben. Mit einer bundesweit einmaligen Initiative will Bayern solchen Talenten den Weg zurück in die Heimat ebnen. [...]
Im Kampf um die besten Köpfe macht die deutsche Wirtschaft wieder Boden gut. Lange Jahre strebten hoch qualifizierte deutsche Fachkräfte bei ihrer Karriereplanung begierig ins Ausland, weil sie sich dort bessere Verdienstmöglichkeiten und größere Chancen auf Top-Positionen versprachen. Doch der Trend kehrt sich derzeit um, sagen Experten: Nach einer Zeit in der Fremde zieht es viele Arbeitnehmer und Wissenschaftler mittlerweile in die Heimat zurück. Neben der vergleichsweise robusten Konjunktur lockt auch die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt. Von der Entwicklung könnten vor allem Mittelständler profitieren, die über wachsende Schwierigkeiten bei der Personalsuche klagen.
In Bayern will man den Rückkehrwilligen deshalb eine Brücke bauen mit einem bisher bundesweit einmaligen Projekt: Über die vor einem halben Jahr gestartete Initiative „Return to Bavaria“ bringt der Freistaat auslandserfahrene Fachkräfte mit potenziellen neuen Arbeitgebern zusammen. Eine vom Wirtschaftsministerium finanzierte Geschäftsstelle hilft – falls gewünscht – bei Bewerbungen und Wohnungssuche, bei Behördengängen und der Suche nach Kinderbetreuungsplätzen. Rund 120 potenzielle Rückkehrer haben sich dort mittlerweile beraten lassen, sagt Leiterin Kerstin Dübner-Gee. „Die Rückkehrer kommen mit exzellenten Profilen und sind für den bayerischen Arbeitsmarkt ein absoluter Gewinn.“
Bei einer dreitägigen Konferenz in München haben in dieser Woche rund 100 ausgewählte Teilnehmer des Programms die Gelegenheit genutzt, Kontakte zu knüpfen und interessierte Unternehmen kennenzulernen. Angereist ist beispielsweise die Pharmazeutin Katharina Arndt, die voraussichtlich zum Jahresende ihr Studium in der Nähe von Chicago mit dem „Master of Science“ abschließen wird. „Ich hatte das Angebot, in den USA zu promovieren, aber ich möchte lieber zurück“, sagt die 29-Jährige. Für die Zukunft kann sie sich beispielsweise vorstellen, die Marketingabteilung eines Pharmaunternehmens wissenschaftlich zu unterstützen oder in der Mitarbeiterschulung tätig zu werden. Der Abschied aus den USA werde ihr wohl nicht so schwer fallen, bekennt sie. Deutschland sei etwa bei Altersvorsorge, Krankenversicherung und Bildungssystem einfach besser aufgestellt.
Auch Martin Schütz will nach neun Jahren im Ausland wieder in der Heimat Fuß fassen. Zuletzt hat der promovierte Biologe in Barcelona zusammen mit vier Kollegen eine Firma gegründet, die Workshops, Vorträge und andere Events zur Vermittlung von Naturwissenschaften organisiert. Weil im krisengeschüttelten Spanien derzeit aber vor allem an der Aus- und Fortbildung gespart werde, wackele das Geschäftsmodell, sagt Schütz. Zurück in Bayern will er erst einmal einen Job annehmen, gerne auch bei einer Unternehmensberatung. Aber auch sein Gründermut ist durch die Erfahrungen in Spanien nicht erlahmt. „Wenn man schon einmal ein Start-up gegründet hat – warum sollte man nicht irgendwann ein Zweites gründen“, sagt der 32-Jährige.
Auch viele mittelständische Unternehmen würden gut ausgebildete Heimkehrer wie Arndt und Schütz gerne und mit offenen Armen empfangen. Weil Mittelständler weniger bekannt sind und geringere Kapazitäten für die Personalsuche aufbieten können, haben sie gegen große Konzerne wie Siemens und BMW oft das Nachsehen bei der Nachwuchssuche. Beim jüngsten Arbeitsmarktreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) etwa habe fast ein Drittel der befragten Firmen über Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung gesprochen, sagt DIHK-Experte Stefan Hardege. Programme wie „Return to Bavaria“ könnten da hilfreich sein. Denn gerade für Betriebe mit Auslandsgeschäften könnten sich erfahrene Rückkehrer als echter Schatz erweisen.
*Thomas Cloer ist Redakteur unserer Schwesternzeitschrift Computerwoche.
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