Wo Microsoft sich Apple zum Vorbild nehmen sollte

Nachdem Microsoft die Unterstützung für Windows 7 eingestellt hat, hat das Unternehmen nun die Möglichkeit, die Verwaltung seines Betriebssystems neu zu überdenken. [...]

Windows 7 ist tot, lang lebe Windows 10X! Hier erfahren Sie, was Microsoft in Anlehnung an Apple besser machen könnte (c) Apple

Ein guter Zeitpunkt, um so manche Lektion von seinem langjährigen Konkurrenten Apple zu lernen: Zum Beispiel damit aufhören, die Windows-Upgrades so furchtbar umständlich zu gestalten, und anfangen, Dinge zu tun, die seine Windows-Benutzer loyal und glücklich halten. Einige besonders wichtige Dinge, die das Unternehmen im Jahr 2020 in Angriff nehmen sollte, finden Sie im Folgenden:


No-Go: Geld fürs Upgrade verlangen

Microsoft verfehlte sein weithin bekanntes Ziel, innerhalb von drei Jahren eine Milliarde Menschen auf Windows 10 umzustellen, bei weitem. Es ist nicht schwer zu verstehen, warum. Während Microsoft eine lange Gnadenfrist für das kostenlose Upgrade auf Windows 10 gewährte, müssen diejenigen, die die Frist versäumt haben, nun dafür bezahlen (es sei denn, bestimmte inoffizielle Schlupflöcher für ein kostenloses Upgrade auf Windows 10 funktionieren noch). Windows 10 Home kostet 145 Euro, während Windows 10 Pro, das „Sicherheit auf Unternehmensebene, leistungsstarke Verwaltungstools wie Single Sign-on und verbesserte Produktivität mit Remote Desktop und Cortana“ bietet, 259 Euro kostet.

Ich verstehe, warum Microsoft immer noch OEMs für Windows 10-Lizenzen berechnet – es bringt eine Menge Geld ein. Auch wenn CEO Satya Nadella zugegeben hat, dass „das Betriebssystem nicht mehr die wichtigste Rolle für [sie] spielt“, ist Windows immer noch das größte Rädchen in der Billionen-Dollar-Maschine von Microsoft. Es gibt mehr als eine Milliarde Geräte, ebenso viele aktive Benutzer und Unmengen an Lizenzen von Drittanbietern. Aber der Endanwender sollte dafür nicht bezahlen müssen.

Apple hat seit der Einführung der Mavericks im Jahr 2013 keinen einzigen Cent für ein Upgrade verlangt. Die einfache Tatsache, dass Microsoft Upgrades immer noch in Rechnung stellt – manchmal sogar auf neuen Windows 10-Geräten – ist schlichtweg unangebracht.

Go: Bei der gewohnten Benutzeroberfläche bleiben

Ein weiterer wichtiger Grund, warum so viele Leute ein Upgrade von Windows 7 auf Windows 8 oder Windows 10 ablehnten, war nicht nur das knappe Budget, sondern auch Faulheit oder gar die Hardwarekompatibilität. Hier gab es große Veränderungen. Windows 8 stellte in fast jeder Hinsicht eine massive Abweichung von der alten Art und Weise dar, mit seinem neuen Startmenü, einer tabellenorientierten Kacheloberfläche und einer App-Struktur. Mit Windows 10 wurden die meisten der größten Probleme von Windows 8 behoben, aber die Narben sind bis heute sichtbar.

Wenn Sie auf die ursprüngliche Mac OS X-Version aus dem Jahr 2000 zurückblicken, ist sie wirklich nicht viel anders als heute. Das gleiche gilt für Android oder iOS: Die Benutzer erwarten jährliche Upgrades, aber das Rad muss nicht neu erfunden werden, um die Dinge frisch zu halten.

Microsoft hat das Aussehen seines Betriebssystems im Laufe der Jahre mehrfach verändert. Jetzt, wo Windows 7 eingestellt ist, muss Windows 10 der Weg in die Zukunft sein. Deshalb sollten sie es (zum größten Teil) in absehbarer Zeit so lassen, wie es ist.

No-Go: So viele verschiedene Versionen von Windows anzubieten

Auf dem Mac gibt es nur macOS Catalina, egal ob Sie einen 778 Euro Mac mini oder einen 50000 Euro Mac Pro verwenden. Und wenn eine neue Version von macOS auf den Markt kommt, muss niemand erst noch herausfinden, welche Version er überhaupt bekommt. Man klickt auf „Aktualisieren“, das Update wird installiert und das Leben geht weiter.

Bei Microsoft ist es unterdessen schwierig, mit all den verschiedenen Versionen von Windows 10 Schritt zu halten. Es gibt Windows 10 S, Windows 10 Home, Windows 10 Pro, Windows 10 Education und Pro Education, Windows 10 Enterprise und das bildschirmfreundliche Windows 10X. Und wer könnte vergessen, dass Windows 10 Mobile jemals ein Ding war?

Aus der Sicht von Mac-Anwendern ist dies das Verwirrendste an Windows. Ich kann verstehen, dass Sie eine Enterprise-Version brauchen, aber das war’s dann auch schon. Warum sollte man Windows 10 Home-Anwendern die bessere Sicherheit von Windows 10 Pro vorenthalten? Warum sollte man eine abgespeckte, „gestraffte“ Windows 10 S-Version verkaufen, die an den Windows-Store gebunden ist, aber auch anbieten, die Benutzer auf das voll ausgestattete Windows 10 Pro umzustellen? Das ist alles sehr konfus.

Da die meisten Windows-Benutzer bei dem Betriebssystem bleiben, das unmittelbar mit ihrem PC geliefert wird, sollte Microsoft einfach nur eine einzige Verbraucherversion von Windows anbieten: Windows 10. Geben Sie ihm alle „Pro“-Funktionen, liefern Sie regelmäßige Updates und machen Sie alle glücklich.

Go: Das Surface Neo ausnutzen

Das Surface Neo ist Microsofts aufregendstes Produkt seit Jahren, weil es nicht um Windows herum gebaut wurde (c) Microsoft

Die wichtigste Lektion, die Windows in die Zukunft tragen sollte, kommt nicht von Apple, sondern von Microsoft selbst: das Surface Neo mit zwei Bildschirmen und 360-Grad-Spielraum. Es ist eines der aufregendsten Produkte des Jahres 2020, und obwohl es erst am Ende des Jahres auf den Markt kommt, hat es bereits Auswirkungen auf die nächste Windows-Generation.

Wenn Apple ein Produkt entwirft, versucht das Unternehmen nicht, es in die bestehende Version von iOS oder MacOS zu integrieren – es entwickelt beides, damit beide zusammen funktionieren. Die Hardware bestimmt die Softwarefunktionen und weist den Weg nach vorn.

So ist es auch mit dem Surface Neo. Microsoft versucht nicht, die bestehende Windows 10 Architektur in ein neues Gerät zu stopfen. Es hat beides zusammen in eine neue Plattform, nämlich Windows 10X, integriert.

Zugegeben, ich habe weiter oben im Beitrag um weniger Versionen von Windows 10 gebeten, aber Windows 10X erfüllt einen bestimmten Zweck. Wenn Sie ein Windows 10X-Gerät kaufen, wissen Sie, dass Sie ein Erlebnis erhalten, das für die Hardware konzipiert ist, auf der es ausgeführt wird, und nicht umgekehrt. Es ist wie bei Apple mit iOS und iPadOS: Die beiden Betriebssysteme sind weitgehend identisch, aber die Trennung beseitigt tatsächlich die Verwirrung. Das Surface Neo ist mit Abstand das aufregendste Gerät von Microsoft seit dem Surface, nicht wegen der großartigen Hardware, sondern wegen der schönen Integration von Hard- und Software.

Das Surface Duo läuft zwar nicht unter Windows, aber es ist eindeutig ein Microsoft-Gerät (c) Microsoft

No-Go: Zurückblicken

Das Surface Neo spiegelt auch Nadellas Vision wider, dass Windows nicht die Zukunft von Microsoft ist – tatsächlich sind die Betriebssysteme nämlich gar nicht so wichtig. Apps, Dienste und Hardware sind der Schlüssel zur Zukunft. Ein typisches Beispiel: Auf dem Surface Duo Smartphone des nächsten Jahres läuft Android anstelle von Windows – aber es wird trotzdem ein Microsoft-Gerät sein.

Irgendwann zwischen der Einführung von Windows 10 und dem Ableben von Windows 7 hat Microsoft schließlich erkannt, dass Plattform und Betriebssystem nicht ein und dasselbe sein müssen. Ein Microsoft-Gerät, auf dem Microsoft-Anwendungen mit dem Microsoft Launcher auf einer abgespaltenen Version von Android laufen, ist nicht weniger On-Brand als ein Surface mit Windows 10.

Microsoft führt mit dem Surface Neo das Gespräch auf eine Art und Weise, wie es die anderen Surface-Geräte nicht getan haben. Wenn das Unternehmen wirklich über das traditionelle Windows-Modell hinausgehen will, muss es mehr dafür tun.

So wie Apple.

*Michael Simon deckt alle mobilen Themen für PCWorld und Macworld ab. 


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