„World Unseen“: Fotografie, die berührt

Am 9. Dezember wurde im Museumsquartier – Arena 21 die Sonderausstellung „World Unseen“ eröffnet. Die Ausstellung zeigt sechs taktile Reliefdrucke und wurde von Canon Austria in Zusammenarbeit mit dem Verein Blickkontakt sowie dem Blinden- und Sehbehindertenverband ins Leben gerufen und bietet eine ganz neue Möglichkeit, Fotografie auf eine greifbare Weise zu erleben. [...]

Die Ausstellung "World Unseen" macht Kunst für blinde und sehbehinderte Menschen erlebbar. (c) Jolly Schwarz Photography

Rund 300.000 Menschen in Österreich leben mit einer Form von Sehbehinderung und für viele von ihnen bleibt die Welt der Fotografie weitgehend unzugänglich. Die Ausstellung „World Unseen“ verändert dies, indem sie visuelle Kunst in eine taktile Erfahrung verwandelt. Sechs beeindruckende Werke von international renommierten Fotografen wie Brent Stirton, Ulla Lohmann, Nanna Heitmann, Aleksander Norddahl, Heidi Rondak und Bill Smith wurden als Reliefs aufbereitet. Durch den Einsatz innovativer Drucktechnologie können die Besucher, die Bilder mit ihren Fingerspitzen entdecken, begleitet von detaillierten Beschreibungen in Brailleschrift sowie einer Audio-Erklärung, die die Geschichten hinter den Fotografien für alle lebendig machen. Am 11. und 12. Dezember ist die Ausstellung für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich.

Technologie öffnet neue Dimensionen der Kunst

„Mit World Unseen setzen wir neue Maßstäbe in der Verbindung von Kunst und Technologie. Dank unserer Canon PRISMAelevate XL Software und dem Arizona-Drucksystem schaffen wir taktile Reliefdrucke, die es allen Besuchern – unabhängig von ihren Sehfähigkeiten – ermöglichen, die Fotografien zu weltbewegenden Themen auf eine völlig neue Weise zu erleben. Die Eröffnung war ein großer Erfolg und es freut mich sehr, dieses Projekt gemeinsam mit so vielen engagierten Partnern und Gästen feiern zu dürfen. Es ist ein Moment, der uns allen zeigt, wie Kunst und Technologie Barrieren überwinden können“, sagt Hermann Anderl, Geschäftsführer von Canon Austria.

Von links nach rechts: Bil Marinkovic (Paralympics-Athlet), Thomas Kamenar (Moderator), Monika Haider (Gründerin Diversity Ball), Silvia Oblak (Ehrenpräsidentin Verein Blickkontakt), Hermann Anderl (Geschäftsführer Canon Austria) und Kurt Prall (Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbands Wien, Niederösterreich und Burgenland) bei der Eröffnung der Ausstellung „World Unseen“. (c) Jolly Schwarz Photography

Ein Highlight der Ausstellung ist das einzigartige 3D-Ultraschallbild eines ungeborenen Mädchens, das einer blinden Mutter erstmals ermöglicht, die Gesichtszüge ihres Babys durch Tasten zu erleben. Die reliefartige Struktur des 3D-Drucks schafft einen berührenden Moment, der Vorstellungskraft und Berührung vereint und die unsichtbare Verbindung zwischen Mutter und Kind fühlbar macht. „Diese Geschichte berührt mich zutiefst und bereitet mir Gänsehaut. Zu erleben, wie eine blinde Mutter durch Berührung das Gesicht ihres ungeborenen Kindes erleben kann, ist einfach einzigartig“, sagt Silvia Oblak, Ehrenpräsidentin vom Verein Blickkontakt.

Geschichten, die bewegen und durch Fotografien erlebbar werden

Ein weiteres ausgestelltes Werk ist das Bild von Sudan, dem letzten männlichen Nördlichen Breitmaulnashorn, welches ihn umgeben von Rangern zeigt, die ihn vor Wilderern schützen. Mit einem stumpfen Horn und einem ergreifenden Blick symbolisiert Sudan das tragische Verschwinden seiner Art. Es erinnert an die Verantwortung, die Natur zu bewahren, und an die dringende Notwendigkeit, den Schutz der letzten noch lebenden Tiere sicherzustellen. „So klar und eindrucksvoll wurde mir ein Bild noch nie nähergebracht – ich habe Kunst noch nie auf diese Weise erleben können. Endlich kann ich sagen: Ich gehe mit euch Sehenden mit und erlebe Kunst auf Augenhöhe. Das ist ein Gefühl, das mich tief bewegt“, sagt Bil Marinkovic, Paralympics-Athlet in Bezug auf seine Erfahrung mit diesem Werk.

Sudan, das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn, umgeben von Rangern, die ihn vor Wilderern schützen. (c) Brent Stirton/Reportage für National Geographic

„World Unseen öffnet blinden und sehbehinderten Menschen eine Tür zu einer Welt, die uns oft verborgen bleibt. Als selbst stark sehbeeinträchtigter Mensch weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wertvoll es ist, visuelle Eindrücke auf eine neue, greifbare Weise zu erleben. Diese Ausstellung ermöglichte es mir, die Kunst der Fotografie auf eine Art wahrzunehmen, die zuvor nicht zugänglich war. Es ist eine tief bewegende Erfahrung und wir sind stolz, als Blinden- und Sehbehindertenverband Teil dieses innovativen Projekts zu sein, das uns alle näher an die Welt der Kunst heranführt“, kommentiert Kurt Prall, Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbands Wien, Niederösterreich und Burgenland.

Die Ausstellung „World Unseen“ kann noch am 11. und 12. Dezember 2024 im Museumsquartier – Arena 21 von 10 bis 20 Uhr kostenlos und ohne Reservierung besucht werden. Alle sind eingeladen, Kunst und berührende Themen auf eine Weise zu erleben, die über das Sehen hinausgeht. Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie unter www.canon.at/world-unseen.


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