WU erforscht moralische Überlegungen bei Filesharing

In einem von der EU geförderten Forschungsprojekt setzte sich ein Team des WU-Instituts für Internationales Marketing Management mit digitaler Piraterie und Markenfälschungen auseinander. [...]

Das Thema Filesharing und die damit oft verbundenen Urheberrechtsverletzungen sind kaum mehr aus dem Alltag vieler Konsumenten wegzudenken. Zunehmende Piraterie in der Musik-, Film- oder Softwareindustrie haben negative Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. In der repräsentativen Studie wurden 1.006 Personen befragt, ob sie digitale Güter unautorisiert downloaden würden, falls sich dazu die Gelegenheit ergäbe.
Ergebnisse zeigen, dass die Absicht, digitale Güter unautorisiert zu erwerben das Ergebnis eines moralischen Entscheidungsprozesses ist. Wie groß und wahrscheinlich die negative Konsequenz von Filesharing ist und ob es innerhalb der sozialen Gruppe Übereinstimmung dazu gibt, führt bei jenen, die beabsichtigen Dateien zu downloaden, als auch bei jenen, die sich noch unsicher sind, nicht dazu, dass sie ein moralischen Urteil bilden. Lediglich bei jener Gruppe, welche angab, die Gelegenheit zum Filesharing nicht zu nutzen, spielte Moral in ihrem Urteil eine Rolle.
Die Konsequenzen für illegales Downloaden und Filesharing werden als gering und unwahrscheinlich eingeschätzt, daher schätzen die Konsumenten Filesharing auch nicht als moralisches Problem ein. Die Übereinstimmung in der sozialen Gruppe zum Thema scheint den Ausschlag zu geben, ob etwas als moralisch definiert wird oder nicht. Bei jenen, die nicht wussten, ob sie Filesharing betreiben würden, ist die Wahrnehmung eines moralischen Problems davon abhängig, wie rasch die Konsequenzen eintreffen würden.
Moderne Konsumenten, die sogenannten „digital natives“, erheben regelrecht Anspruch auf Gratisinhalte aus dem Internet. Dies kann sich auf die Zukunft digitaler Geschäftsmodelle auswirken: Einerseits ist der Sozialisierungsprozess bereits recht weit fortgeschritten und für viele Konsumenten die Idee von Bezahlmodellen für digitale Inhalte schlichtweg unvorstellbar. Andererseits scheint kollektives Handeln, wie am Beispiel des Aktivismus rund um ACTA, die erforderliche Bremsung von regulativen Maßnahmen zu bewirken.(pi)

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