X-Force Report: „Freifahrtschein“ zum Datendiebstahl

Angreifer versuchen ständig, ihre Effizienz zu verbessern und neue Daten von IBM X-Force deuten darauf hin, dass sie sich dabei nicht ausschließlich auf Raffinesse verlassen. [...]

(Quelle: IBM Österreich)

Unkomplizierte, aber verlässliche Methoden, die einfach zu bedienen sind und oft direkten Zugang zu privilegierten Umgebungen bieten, werden nach wie vor häufig eingesetzt. X-Force hat heute den Cloud Threat Landscape Report 2023 veröffentlicht, in dem allgemeine Trends und die wichtigsten Bedrohungen aufgeführt sind, die im vergangenen Jahr in Bezug auf Cloud-Umgebungen beobachtet wurden.

Die unsachgemäße Verwendung von Anmeldedaten war die Hauptursache für Cloud-Kompromittierungen, auf die X-Force im vergangenen Jahr reagiert hat. Dies zeigt erneut, dass Unternehmen ihre Verfahren zur Verwaltung von Anmeldedaten verbessern müssen.

Basierend auf Erkenntnissen von X-Force Threat Intelligence, Penetrationstests, Reaktionen auf Vorfälle, Red Hat Insights und Daten, die von Cybersixgill, einem Mitverfasser des Berichts, zwischen Juni 2022 und Juni 2023 zur Verfügung gestellt wurden, sind einige der wichtigsten Highlights des Berichts:

  • Anmeldedaten, die durchschnittlich 10 US-Dollar kosten
    • Über 35 % der Sicherheitsvorfälle in der Cloud sind darauf zurückzuführen, dass Angreifer gültige, kompromittierte Anmeldedaten verwenden. Mit einem Anteil von fast 90 % an den auf Dark-Web-Marktplätzen zum Verkauf stehenden Objekten ist die Beliebtheit von Anmeldedaten bei Cyberkriminellen offensichtlich: Sie kosten durchschnittlich 10 US-Dollar pro Angebot. Microsoft Outlook Cloud-Zugangsdaten wurden über 5 Millionen Mal auf illegalen Marktplätzen angeboten – der mit Abstand beliebteste Marktzugang.
  • „Ungepflegte“ Clouds
    • X-Force beobachtete einen Anstieg von fast 200 % bei neuen Cloud-bezogenen Schwachstellen (Common Vulnerabilities Exposures, CVEs) im Vergleich zum Vorjahr und verfolgt nun fast 3.900 Cloud-bezogene Sicherheitslücken, eine Zahl, die sich seit 2019 verdoppelt hat. Angreifer können ihre Ziele erheblich einfacher angreifen, indem sie viele dieser Schwachstellen ausnutzen. Mehr als 40 % der neuen Cloud CVEs ermöglichen es, entweder Informationen zu erhalten oder sich Zugang zu verschaffen, was darauf hindeutet, dass sich Angreifer über diese Einstiegspunkte eine starke Position verschaffen können.
  • Trübe Aussichten für Europa
    • Vierundsechzig Prozent der Cloud-bezogenen Vorfälle, auf die X-Force im Berichtszeitraum reagierte, betrafen europäische Unternehmen. Tatsächlich wurden 87 % aller von Red Hat Insights beobachteten Malware in europäischen Unternehmen identifiziert, was deren Attraktivität für Angreifer verdeutlicht. Es ist möglich, dass die zunehmenden Spannungen in der Region und die steigende Verbreitung von Backdoors – über die im X-Force Threat Intelligence Index 2023 berichtet wurde – dazu geführt haben, dass europäische Cloud-Umgebungen ganz oben auf der Liste der beobachteten Ziele stehen.

Anmeldedaten eignen sich nicht mehr zur glaubwürdigen Authentifizierung

Angreifer setzen weiterhin auf eine unzureichende Sorgfalt im Umgang mit Anmeldedaten in Unternehmen, um ihre Angriffe auszuführen. X-Force-Einsätze zeigen, dass Anmeldedaten mit überprivilegiertem Zugriff häufig im Klartext auf Endpunkten offengelegt werden, was Angreifern die Möglichkeit bietet, einen Angelpunkt zu etablieren, um tiefer in die Umgebung vorzudringen oder auf hochsensible Informationen zuzugreifen.

Bei 33 % der von X-Force Red im Berichtszeitraum durchgeführten Angriffssimulationen in Cloud-Umgebungen wurden Anmeldedaten im Klartext auf Benutzerendpunkten gefunden.

Dieser Aufwärtstrend bei der Verwendung von Anmeldeinformationen als ersten Angriffsvektor – 36 % der Cloud-Vorfälle im Jahr 2023 gegenüber 9 % im Jahr 2022 – unterstreicht die Notwendigkeit für Unternehmen, über menschenbasierte Authentifizierungen hinauszugehen und technologische Leitplanken zur Sicherung der Benutzeridentität und des Zugriffsmanagements in den Vordergrund zu stellen.

Da der Zugriff auf immer mehr Daten in immer mehr Umgebungen erforderlich ist, stellt menschliches Versagen weiterhin eine Sicherheitsherausforderung dar. Der wachsende Bedarf an einem dynamischeren und anpassungsfähigeren Identitäts- und Zugriffsmanagement wird heutzutage durch fortschrittliche KI-Funktionen auf dem Markt gedeckt. 

IBM Security Verify-Kunden sehen zum Beispiel erhebliche Verbesserungen, indem sie sich auf intuitivere Authentifizierungsprozesse stützen, um die Risikobewertung auf der Grundlage von Anmeldemustern, Gerätestandort, Verhaltensanalysen und anderem Kontext zu berechnen und dann den Anmeldeprozess und die Verifizierung automatisch entsprechend anzupassen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Könnte auch hier ein Zero Trust Konzept weiterhelfen? In diesem (englischen) Video von IBM werden die Grundlagen des Konzepts erklärt. (Video: YouTube)

Unternehmen unterschätzen ihre Angriffsoberfläche – Belastungstests sind der Schlüssel zu ihrer Sicherheit

Die Fähigkeit, den gesamten Umfang der Angriffsoberfläche eines Unternehmens zu verwalten, ist der Schlüssel zum Aufbau von Cyber-Resilienz. Unternehmen sind jedoch oft stärker gefährdet, als ihnen bewusst ist, und unterschätzen die potenziellen Ziele in ihrer Umgebung, die Angreifern dienen können. Schatten-IT und unüberschaubare Schwachstellen machen es für Unternehmen immer schwieriger zu erkennen, wo sie am meisten gefährdet sind.

Dem X-Force-Bericht zufolge könnten fast 60 % der neu aufgedeckten Schwachstellen, wenn sie ausgenutzt werden, es Angreifern ermöglichen, Informationen zu erlangen oder sich entweder Zugang oder Rechte zu verschaffen, die eine laterale Bewegung durch das Netzwerk ermöglichen.

Von der Bereitstellung von Informationen darüber, wie Umgebungen eingerichtet sind, bis hin zur nicht autorisierten Authentifizierung, die ihnen zusätzliche Berechtigungen einräumen kann, ist es für Unternehmen entscheidend zu wissen, welche Risiken sie priorisieren müssen – insbesondere, wenn sie mit begrenzten Ressourcen arbeiten.

Um Unternehmen bei der Bewältigung dieser Herausforderung zu helfen, setzt X-Force Red KI für die Risikobewertung von Sicherheitslücken ein und nutzt die von Hackern entwickelte automatische Ranking-Engine, um die Erkenntnisse auf der Grundlage von Sicherheitslücken und wichtigen Risikofaktoren wie Vermögenswert und Anfälligkeit anzureichern und zu priorisieren.

Da sich Unternehmen darauf konzentrieren, ihre Cloud-Risikostruktur besser zu verstehen, ist es wichtig, dass sie dieses Wissen mit der Reaktionsbereitschaft kombinieren, indem sie Simulationsübungen mit Cloud-basierten Szenarien durchführen, um eine effektive Reaktion auf Cloud-basierte Vorfälle zu trainieren und zu üben.

Auf diese Weise erhalten sie nicht nur Einblicke in die Angriffswege und -ziele, die ein Angreifer verfolgen könnte, sondern können auch besser messen, inwieweit sie in der Lage sind, auf einen solchen Angriff zu reagieren und mögliche Auswirkungen einzudämmen.

Wenn Sie den vollständigen X-Force Cloud Threat Report 2023 lesen möchten, können Sie ihn hier aufrufen.

Weitere Informationen über die Sicherheitsforschung von X-Force, Bedrohungsdaten und Erkenntnisse von Hackern finden Sie im X-Force Research Hub.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*