Yesss: BWB stellte Prüfantrag bei Kartellgericht

Die 900 Mio. Euro schwere Übernahme des Mobilfunkers Orange durch "3" (Hutchison 3G) zieht sich weiter, ebenso der dafür notwendige Verkauf der Orange-Billigtochter Yesss an den Branchenprimus Telekom Austria. [...]

Für den Yesss/Telekom-Deal brachten am Donnerstag die Wettbewerbshüter in Wien einen Prüfungsantrag beim Kartellgericht ein. „Beide Anbieter haben die Bedenken der Wettbewerbsbehörde bislang nicht ausräumen können“, teilte die BWB mit. Die BWB befürchtet „gravierende Nachteile für den österreichischen Markt und vor allem für die Konsumenten“, hieß es in der Aussendung. Daher gehe die Prüfung in die nächste Phase, die mindestens fünf weitere Monate dauern könne.
Der Yesss/Telekom-Deal wird von der BWB in Wien abgehandelt, für die Orange/“3″-Fusion ist hingegen die EU-Kommission zuständig. Auch bei diesem Deal „gibt es von der Kommission zahlreiche Bedenken“, so die BWB.
Die BWB fürchtet durch den Yesss/Telekom-Deal Preiserhöhungen bei Wertkartenhandys. Denn durch das Verschwinden der „aggressiven Preispolitik“ von Yesss würde der einzige Mitbewerber der bisherigen TA-Billigmarke bob wegfallen, der Wettbewerb im Prepaid-Segment also ausgeschaltet, so die BWB.
Der Zusammenschuss von Yesss mit Telekom entstünde gleich in mehreren Bereichen eine marktbeherrschende Stellung, was sich „unmittelbar“ auf die Konsumenten auswirken würde. Bei der Sprachtelefonie etwa würde der Marktanteil der Telekom auf mehr als 39 Prozent anwachsen, im Segment „Breitband Festnetz plus Mobil (Privatkunden)“ sogar auf über 53 Prozent.
Die Behörde fand heute erneut scharfe Worte für die beiden Mobilfunker. „Die BWB bedauert, dass die Parteien trotz Bemühungen nach vier Monaten nicht zu Zugeständnissen bereit waren“, hieß es in der Aussendung. Die Unternehmen hätten die Frist zur Stellungnahme verstreichen lassen und die Bedenken der Wettbewerbshüter nicht ausräumen können. Dies sei der Grund für den Prüfungsantrag beim Kartellgericht.
Hutchison 3G reagierte mit einer Aussendung mit einen Statement von CEO Jan Trionow: „Die Entscheidung der Bundeswettbewerbsbehörde, den Weiterverkauf von Yesss an die Telekom Austria tiefergehend zu prüfen, nimmt eine endgültige Entscheidung über den Ausgang dieses Verfahrens nicht vorweg. Wir sind weiterhin zuversichtlich, dass die BWB den Verkauf genehmigen wird und arbeiten daher weiterhin offen und konstruktiv mit allen Behördenvertretern zusammen“.
Von Orange kam scharfe Kritik an der BWB. Dass durch die Yesss/Telekom-Fusion der Prepaid-Markt ausgeschalten würde, wie die BWB schreibt, stimme einfach nicht. „Da sprüht die größte Ahnungslosigkeit hervor“, sagte Orange-Boss Michael Krammer. Während nämlich die Orange-Billigtochter Yesss 90 Prozent Prepaid-Kunden habe, seien es bei der Telekom-Billigmarke bob 90 Prozent Postpaid-Kunden. „Die Yesss-Mitbewerber sind tele.ring, S-Budget (tele.ring-Wertkartenmarke von Spar) und Georg (tele.ring-Wertkarte von Saturn und MediaMarkt)“, so Krammer. Diese drei gehören allesamt zum T-Mobile-Konzern. Krammer stellte klar, dass Orange die BWB-Schelte in puncto Zugeständnisse „definitiv nicht“ treffe. „Wir als Verkäufer sind nicht die ersten Adressaten.“ Generell sei es aber „durchaus üblich“, dass Merger dieser Größenordnung in Phase 2 gehen.

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