Business Intelligence orientiert sich im kommenden Jahr stärker am Nutzer - und immer weniger an der IT. Das ist eine der Prognosen von Analyst Boris Evelson. [...]
Das Telefon scheint bei Boris Evelson dieser Tage dauerzuklingeln – alle wollen seine Meinung zu den BI-Trends 2013 wissen. Also hat sie der Forrester-Analyst in seinem Blog zusammengeschrieben. Das Wichtigste in Kürze:
1. BI wird agiler – Standards treten in den Hintergrund. Einige Studien, nicht nur von Forrester, zeigen, dass Unternehmen immer öfter mehrere BI-Plattformen nutzen. Evelson führt das auf den steigenden Bedarf an Flexibilität und Agilität im Umgang mit BI zurück. Hatte lang der Wunsch nach Standard vorgeherrscht, zeige sich jetzt ein Meinungswandel, so der Analyst.
2. Der BI-Nutzer will mehr Kontrolle. Glaubt man Evelson, stehen viele Information Worker mit ihren BI-Anliegen bei der IT in der Warteschlange. Das seien sie leid. Mit wachsender Erfahrung und der Verfügbarkeit von Self-Service Features erlangen die Nutzer mehr und mehr Kontrolle. Treiber für BI-Projekte und Auswahl der Tools ist immer weniger die IT und immer mehr das Business, so der Forrester-Analyst.
3. Mehr Selbstbedienung in der BI. Dieser Punkt schließt an den vorigen an. Evelson erwartet eine Zunahme an BI-Tools mit Self-Service-Funktionen. Anbieter offerieren Produkte, mit denen Nutzer ihre eigenen Apps kreieren können. Entscheider müssen das richtige Maß an Kontrolle finden und festlegen, wie die IT eingebunden werden soll.
4. Mobile BI wird Pflicht. Bisher mag es eine Art Luxus gewesen sein, wenn Kopfarbeiter mobil auf BI zugreifen konnten. Ab 2013 wird das jedoch zunehmend vorausgesetzt – die Mitarbeiter haben nicht die Zeit, von Terminen und Besprechungen erst wieder ins Büro zurückzukehren. Dazu zwei Zahlen: Laut einer aktuellen Forrester-Studie pilotiert oder nutzt bereits knapp jedes vierte Unternehmen mobile BI-Anwendungen. Weitere 37 Prozent wollen in Kürze starten.
5. BI wandert langsam in die Cloud. Noch sei vieles in Sachen Cloud und BI unausgereift, sagt Evelson. Bestehende Probleme mit Integration und Customisierung werden auch nicht kurzfristig verschwinden. Der Analyst erwartet jedoch, dass sich cloudbasierte BI-Lösungen mit der Zeit durchsetzen, wenn auch der Durchbruch möglicherweise noch nicht 2013 erfolgt.
6. BI-spezifische Datenbank-Managementsysteme gewinnen an Bedeutung. Mit dem Bedarf an agiler BI steigt das Interesse an Datenbank-Managementsystemen, die speziell dafür entwickelt wurden. Evelson rechnet damit, dass in den kommenden zwei Jahren rund ein Fünftel der BI-Anwendungen über solche Systeme laufen wird. Als Beispiele nennt er Inverted Index, RDF, Hadoop Hive oder Cassandra.
7. Big Data verlässt seine Silos und wandert in die Unternehmens-IT. Ein „unerreichtes Ideal“ sei der Versuch, mit der Menge an Daten fertig zu werden, für viele Unternehmen. Der Forrester-Analyst weiß zu beruhigen: Die Technologie wird’s schon richten. 2013 werden Entscheider mehr und mehr fähig sein, Daten-Silos aufzulösen und die Daten vernünftig in die Unternehmens-IT zu integrieren.
8. BI-Nutzer wollen ihre Daten selbst aufschlüsseln. Daten nach vorgegebenen Modellen oder Schemen zu organisieren, wird BI-Nutzern künftig nicht mehr reichen. Weil niemand vorhersehen kann, welche Informationen von wem gebraucht werden, muss BI auch auf technologischer Seite genug Flexibilität bieten. In-Memory und Hadoop sind Schritte in diese Richtung.
9. Unternehmen werden eine „Steuer“ auf Top-Down-Initiativen erheben. Das ist so nicht wörtlich zu verstehen – Evelson geht es um die Idee, dass für jedes Top-Down-Projekt eine bestimmte Menge an Geld oder Ressourcen für den Aufbau der entsprechenden Architektur (unter anderem Datenzentren) bereitgestellt werden muss.
10. Auf Hadoop-basierende BI-Anwendungen werden auch für sensible Daten verwendet. Bisher, schreibt der Forrester-Analyst, vertrauen Entscheider Hadoop-basierten Anwendungen noch keine geschäftskritischen Daten an. Evelson versteht das: Die Technologie sei noch nicht ausgereift. Er rechnet mit einem deutlichen Schub im kommenden Jahr.
* Christiane Pütter ist Redakteurin der Computerwoche.
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