Zehn spektakuläre Software-Fehler des Jahres 2012

SQS Software Quality Systems hat die zehn gravierendsten Software-Fehler des vergangenen Jahres zusammengestellt. Sie verursachten vor allem finanzielle Schäden und Imageverluste für die betroffenen Unternehmen. Die Liste Sie basiert auf einer weltweiten Umfrage unter SQS-Beratern. [...]

„Auch bei unserer dritten jährlich durchgeführten Umfrage unter SQS-Beratern gab es 2012 keinen Mangel an Software-Fehlern, welche Unternehmen wie auch Konsumenten erheblich behinderten“, sagt Phil Codd, Managing Director bei SQS Software Quality Systems. „Während Unternehmen vor allem finanzielle Verluste und Imageschäden erleiden mussten, hatten Konsumenten hauptsächlich mit Stress und Unannehmlichkeiten zu kämpfen.“
Weiterhin sei es vor allem die Finanzbranche, die mit Systemfehlern zu kämpfen habe. Die Software-Pannen dieser Branche dominierten die Top Ten-Listen aller vergangenen drei Jahre. 2012 kämen fünf der Top Ten-Fehler aus dem Bereich der Finanzdienstleistung. Ein Hauptgrund seien schlecht gewartete Altsysteme bei Banken und Börsenunternehmen.

1. Software-Fehler kostet Börsenhändler 440 Millionen Dollar in 45 Minuten: Die frisch installierte Software eines Börsenhandelsunternehmens verursachte einen Schaden von 440 Millionen US-Dollar, nachdem sie innerhalb von 45 Minuten eine große Menge von über hundert verschiedener Aktiensorten an- und wieder verkaufte. Ein fehlerhafter Software-Algorithmus erwarb die Aktien zum Marktpreis und stieß sie zu Angebotspreisen wieder ab, wodurch bei jeder einzelnen Transaktion mehrere Cents verloren gingen. Der rege Handel trieb die Preise der betroffenen Aktien schnell nach oben. Das führte zu spektakulären Verlusten des Börsenhändlers, als dieser die vorübergehend überbewerteten Aktien zu einem niedrigeren Preis wieder verkaufen musste.

2. Börse muss eigenen Börsengang zurückziehen: Ein Börsenunternehmen sah sich gezwungen, seinen Börsengang über das hauseigene Handelssystem abzubrechen. Ursache war ein blamabler Computerfehler, der einen schwerwiegenden technischen Fehler auf der eigenen Handelsplattform verursachte. Das Problem trat sofort auf, als die Börse den Ticker der Aktie darstellen sollte und dabei nicht in die übliche kontinuierliche Handelsroutine überging. Dadurch kam der Handel mit der Aktie zum Erliegen, bevor er überhaupt begonnen hatte.

3. Börsengang eines Social-Media-Giganten mit Hindernissen: Technologieprobleme beeinträchtigten den Handel mit Aktien eines großen Social-Media-Portals, nachdem wegen Software-Fehlern das System für den Aktienhandel Kaufgebote und -annullierungen nicht korrekt verarbeitete. So wurden Bestellungen entweder falsch oder gar nicht durchgeführt. Diese Panne beeinträchtigte den Handel mit nicht weniger als 30 Millionen Aktien.

4. Erneut Bedienprobleme bei US-Wahlen: Computerprobleme führten zu weitverbreiteten Beschwerden bei den US-Wahlen 2012, nachdem Bürger von zahlreichen Schwierigkeiten mit Wahlmaschinen berichteten. Ein Fehler beim Bedienen des Touchscreens führte zum Beispiel dazu, dass die Maschine die Kandidatenauswahl selbsttätig veränderte, die Wähler dies aber nicht mehr rückgängig machen oder anderweitig korrigieren konnten.

5. Software-Fehler einer Airline lässt Reisende stranden: Gleich dreimal richtete ein Computerfehler im vergangenen Jahr bei einer US-amerikanischen Fluggesellschaft Chaos unter Tausenden von Reisenden an. Flüge wurden zum Teil um Stunden verzögert. Ein Hänger in der Abfertigungssoftware führte zu Hunderten verspäteter Flüge in den USA und weltweit. Ein zweistündiger Systemausfall hielt 636 von 5.679 angesetzten Flügen auf. Zehn Flüge wurden ganz gestrichen.

6. Zu wenig Sicherheitspersonal bei internationalem Sportwettkampf: Ein internes Problem eines Computersystems verursachte im vergangenen Sommer eine fehlerhafte Berechnung der benötigten Sicherheitsteams für eine internationale Sportveranstaltung. Die falsche Schichtplanung führte dazu, dass Soldaten als Sicherheitspersonal einspringen mussten.

7. Heftige Probleme mit neuem Steuersystem: Nach einem Upgrade ihrer Software-Systeme, das insgesamt über 1,3 Milliarden US-Dollar kostet, hatten US-Steuerbehörden mit gravierenden Problemen bei der Steuerrückerstattung zu kämpfen. Bei der Bearbeitung der elektronisch übermittelten Erstattungsanträge kam es zu erheblichen Verzögerungen. 85 Prozent der Rückzahlungen verspäteten sich um 23 Tage oder mehr.

8. Glücksspieler verliert Gewinn an einen Computer-Virus: Ein Glücksspieler, der davon ausging, mehr als eine Million US-Dollar gewonnen zu haben, ging trotz seines Überraschungsgewinns bei einem Online-Spiel am Ende vor Gericht fast leer aus. Ein Software-Fehler hatte die Gewinnsumme wesentlich höher dargestellt, als sie in Wirklichkeit war. Da dieser Ausnahmefall durch die allgemeinen Geschäftsbedingungen des Online-Games abgedeckt war, konnte der Spieler den zunächst angezeigten Gewinn juristisch nicht geltend machen.

9. Zu spät verschickte und nicht korrekte Stromrechnungen: Ein australischer Energieversorger schickte Tausenden seiner Kunden Mahnungen für Rechnungen, die diese wegen eines Computer-Fehlers nicht erhalten hatten. Währenddessen zog ein deutsches Energieunternehmen bei 94.000 seiner Kunden zu viel Geld ein. Grund war ein Software-Fehler, der ohne Grund Kündigungsgebühren berechnete. Dies kostete den Versorger rund 1,7 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen.

10. Schaltjahr bringt Bezahlsysteme zum Stillstand: Ein Ausfall in den Cloud-Computing-Services eines führenden multinationalen Unternehmens beeinträchtigte sowohl Regierungen als auch Konsumenten – wegen des zusätzlichen Schaltjahrtags im Februar 2012. Die gleiche Schaltjahrespanne zog ein von Krankenversicherungen verwendetes australisches Bezahlsystem in Mitleidenschaft. Dadurch konnten 150.000 Patienten zwei Tage lang die Bezahlfunktion ihrer privaten Krankenversicherungskarte nicht mehr benutzen.
„Jeder der Top Ten-Software-Fehler 2012 zeigt, wie wichtig eine effektive Strategie des Qualitätsmanagements ist, die Fehler vermeidet, bevor diese Schaden anrichten können“, so Codd.


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