Das Ziel ist ein durchgängiges 5G-Angebot

Chinesische Firmen sind wichtige Faktoren in der Telekommunikationsbranche. Anders als Huawei oder Xiaomi ist ZTE in Österreich noch nicht so bekannt – vermutlich weil man stärker B2B- als Consumer-orientiert ist. Worauf sich ZTE hierzulande spezialisiert hat und was noch kommen soll, verrät Christian Woschitz, President for Central Eastern Europe, im Interview. [...]

Christian Woschitz ist President for Central Eastern Europe bei ZTE. (c) ZTE

Seit 2010 arbeitet Christian Woschitz, der heute die Position President for Central Eastern Europe bei ZTE bekleidet, für das 1985 gegründete chinesische Unternehmen. Er hat die österreichische Niederlassung mit aufgebaut und ging 2016 für zwei Jahre nach Italien. Wieder zurück in Österreich wurde er als alleiniger Geschäftsführer eingesetzt, was als Zeichen dafür zu werten ist, dass ZTE stark auf Regionalität mit ebenfalls regionalem Management setzt. »Lokale Märkte haben lokale Wertschöpfung«, betont Christian Woschitz und verweist darauf, dass man auch intensiv auf lokale Kooperationen und Partner setze. 

Wer glaube, dass chinesische Unternehmen immer Staatsbetriebe seien, liege bei ZTE völlig falsch, betont Woschitz. So sind knapp 80 Prozent der Aktien Public Shares, 21 Prozent gehören einer privaten Holding, wovon 10 Prozent den Gründern und 11 Prozent einer staatlichen Behörde zuzurechnen sind. Außerdem sei ZTE komplett aus jeglichen Bereichen des Militärs oder der Überwachung ausgestiegen. Solcherart sei sichergestellt, dass das Unternehmen nicht vom Bezug globaler Supplies ausgeschlossen ist. ZTE hat sich zudem zur Einhaltung von Compliance-Regeln und der DSGVO verpflichtet: »Es werden jedes Jahr zirka 200 Millionen Dollar in Compliance-Systeme für Exportware investiert«, konkretisiert Woschitz.

5G und Digitalisierung als Wachstumstreiber

ZTE hat im ersten Pandemiejahr 2020 14 Milliarden Umsatz erwirtschaftet und in dieser schwierigen Zeit ein beachtliches Jahreswachstum von knapp zwölf Prozent hingelegt. Der Grund liegt vor allem in der stark durch die Coronakrise gepushten Digitalisierung und der verstärkten Hinwendung zur 5G-Technologie. Nicht ohne Stolz verweist der ZTE-Österreich- und Osteuropachef darauf, dass man »von den vier großen Telco-Ausstattern – Nokia, Ericsson, Huawei und ZTE – der Einzige ist, der so ein Wachstum hat.« Dabei sei ZTE von den genannten sogar das kleinste Unternehmen, merkt Woschitz an. 

2020 war ZTE weltweit die Nummer zwei im Bereich 5G-Basisstationen, wobei hier zugegebenermaßen der chinesische Markt einen großen Anteil hat. »China hat bereits eine Million physische Basisstationen auf 5G umgerüstet«, weiß Woschitz. In Forschung und Entwicklung wurde 2020 knapp 15 Prozent des Umsatzes investiert und die guten Marktpositionen im Bereich Mobilfunk, Festnetzbereich, Glasfaser und mobile Router gehalten und ausgebaut. Einzig im Smartphone-Segment liegt der Marktanteil noch im einstelligen Bereich. 

ZTE in Österreich

In Österreich ist ZTE seit 2009 vertreten und schon 2010 mit einem großen Infrastrukturprojekt durchgestartet, erinnert sich Woschitz: »Wir haben das komplette Netz von Drei Österreich erneuert und es so zustande gebracht, einen echten Wettbewerb im österreichischen Markt zu schaffen.« Dies habe sich in höherer Qualität und einem stärkeren Wettbewerb auch im Endusersegment ausgewirkt. »Wettbewerb ist wichtig in allen Bereichen und belebt den Markt«, sagt Christian Woschitz und verweist darauf, dass es heute in Österreich keine Straße mehr gebe, wo man keinen Videocall tätigen könne – eine Situation, die in Deutschland bereits mit einem Voicecall nicht überall zufriedenstellend möglich sei. ZTE hat im Infrastrukturbereich in Österreich einen Marktanteil von zirka 30 Prozent und kooperiert mit allen drei Betreibern. Woschitz: »Natürlich sind die Netze extrem verschachtelt und es braucht viele Technologien, um einen Sprachcall abzuwickeln. Wahrscheinlich gehen aber 70 Prozent eines Sprachcalls in Österreich irgendwo über ZTE-Equipment.« 

Auf der Consumerseite ist ZTE gemeinsam mit Partnern in Österreich im Bereich der mobilen Router sehr erfolgreich unterwegs  und hat einen Marktanteil von knapp 40 Prozent. Im Smartphone-Bereich gibt es noch Potenzial, in dem man mit Premiumprodukten wie der Axon 30 Serie zunehmend Fuß fasst. 

Nachhaltigkeit wird forciert

Angesprochen auf das Thema Umweltschutz betont Woschitz die Wichtigkeit eines nachaltigen Wirtschaftens über alle Unternehmensbereiche hinweg. So habe sich ZTE auf den Kauf und die Verwendung nachhaltiger Rohmaterialien verpflichtet, zudem werde Nachhaltigkeit zunehmend von den Kunden gefordert. 

So erfolgt der 5G-Netzausbau hinsichtlich Energieeffizienz bei ZTE viel nachhaltiger als bei den Legacy-Technologien. Kein Wunder, ist die Energiewende doch auch bei chinesischen Unternehmen ein ganz ein wichtiges Thema, versichert Woschitz und erläutert: »Auf der einen Seite ist unsere Technologie fortschrittlich und der Stromverbrauch stark reduziert. Auf der anderen Seite wird die 5G-Technologie selbst sowie weitere neue Technologien helfen, dass die die Telekommunikation grüner wird.« Die enorme Datenzunahme verlange nach stromsparenden Technologien, da ja zunehmend mehr Daten transportiert werden müssen. Hier sei bei 5G die Effizienz pro Megabyte wesentlich höher als bei 3G/4G. Darüberhinaus setzt ZTE auf Photovoltaik-Lösungen für die jeweiligen Standorte, um diese möglichst entergieautark zu machen.

Weitere Maßnahmen betreffen die Verpackungen sowie den Lieferumfang. »Ob bei einem Smartphone ein Ladegerät beiliegt, ist nicht nur ein Kosten-, sondern auch ein Umweltfaktor, noch dazu, wo bereits sehr viele Menschen zahlreiche Ladegeräte und -kabel besitzen«, führt Woschitz aus. Der Aufbau eines Gebraucht- und Rücknahmemarktes für Altgeräte werde derzeit evaluiert, wobei auch hier regionale Partner gesucht werden. Denn es wäre hinsichtlich der CO2-Bilanz nicht der effizienteste Weg, die Smartphones in Europa einzusammeln und zur Generalüberholung nach China zu schicken, um sie schließlich wieder nach Europa zu senden und hier zu verkaufen, weist Woschitz auf die Fallstricke von fürs Klima ungünstigen Prozessen hin.

Pläne für Österreich

Bevor man Flagship Stores auch in Österreich verwirklicht, möchte Woschitz zuerst ein durchgängiges – »end-to-end« – 5G-Angebot für die Kunden liefern. Wichtig ist ihm dabei, alle Bereich abzudecken und natürlich spiele das Smartphone hier eine wichtige Rolle. Hier sei pandemiebedingt in letzter Zeit Einiges ins Stocken geraten, doch jetzt werde vehement ein Portfolio umgesetzt, das sich wirklich über alle Bereiche – Lowend, Midsegment, Highend – erstreckt. »Wir möchten bis 2025 circa zehn Prozent vom österreichischen Markt bedienen«, nennt Christian Woschitz konkrete Ziele. Dass es sich um einen sehr volatilen »Verdrängermarkt« handelt, ist Woschitz klar. Wie schnell man größere Marktanteile verlieren kann, habe sich rund um die Entwicklungen von Huawei gezeigt. Dass ein Markt für ZTE-Smartphones in Österreich da ist, davon ist der hiesige ZTE-Chef felsenfest überzeugt. Ist erst einmal die Marke gestärkt, könne man auch einen Flagship Store oder vielleicht auch mehrere Popup-Stores umsetzen, so Woschitz abschließend.


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