200 Millionen für europäische Tech-Startups

Partech Ventures hat den Start seines Partech Growth Fonds verkündet, dessen erstes Closing bei 200 Millionen Euro liegt. Mittel- bis langfristiges Ziel ist der Aufbau eines europäischen Silicon Valley, das zwar schon lange gefordert, aber nie realisiert werden konnte. [...]

Das Investmentunternehmen beabsichtigt, schnell wachsenden Technologie- und digitalen Unternehmen, die bereits signifikante Umsätze erzielt haben, zehn bis 30 Millionen Euro an Kapital zur Verfügung zu stellen. Facebook, Twitter, Instagram, Google, Amazon und WhatsApp – fast alle bekannten Internet-Unternehmen sind in den USA gegründet und beheimatet. Ein europäisches Silicon Valley wird von vielen Seiten zwar immer wieder gewünscht, wurde aber bis heute noch nicht geschaffen. „Bereits nach weniger als vier Monaten nach dem Start der Vermarktung des Partech Growth Fonds haben wir das erste Closing des Fonds erreicht. Daran zeigt sich, wie stark der europäische Markt gereift und wie groß die Nachfrage von Investoren ist“, betont Bruno Crémel, General Partner von Partech Growth.

Partech Growth ist eine direkte Antwort auf die mangelnde Verfügbarkeit von EU-Mitteln in diesem Bereich. Seit dem Jahr 2000 sind in Europa mehr als 30 Technologieunternehmen mit einem geschätzten Wert von einer Milliarde US-Dollar entstanden. Dieser Trend beschleunigt sich derzeit weiter. Laut Mark Menell, General Partner von Partech Growth in San Francisco, wurden jedoch „die meisten Wachstumskapital-Transaktionen für europäische Unternehmen von außereuropäischen, allen voran von US-Investoren getätigt – bis jetzt“.

DREI VERSCHIEDENE FONDS
Omri Benayoun, General Partner von Partech Growth, ergänzt: „Die Anlagestrategie des Fonds ist sehr selektiv, einfach und ehrgeizig. Wir werden in Unternehmen investieren, die eine globale Marktführerschaft anstreben und in der Lage sind, die Regeln ihrer Branche neu zu schreiben.“ Partech verwaltet drei Arten von Fonds, die auf die Seed-Phase (Partech Entrepreneur), die Frühphase (Partech International) bzw. die Wachstumsphase (Partech Growth) abzielen. Partech-finanzierte Unternehmen haben bis dato 21 Börsengänge und über 50 Merger-and-Acquisitions (M&A)-Transaktionen im Wert von über 100 Millionen US-Dollar abgeschlossen.

Die Markteinführung von Partech Growth wird von großen Investoren wie der Förderbank Bpifrance, die im Auftrag der französischen Regierung im Rahmen des „Investitionen in die Zukunft Programms“ investiert hat, sowie CNP Assurances und AG2R La Mondiale unterstützt. Dazu gehörte auch die Teilnahme von großen globalen Industriekonzernen wie Carrefour, Ingenico Group und Renault.

„Partech Growth ist ein wesentlicher Teil der französischen und europäischen Digital- und Technologie-Welt“, sagt Daniel Balmisse, der als Executive Director für die Dachfonds-Aktivitäten von Bpifrance verantwortlich ist. „Dieser Fonds sollte die besten schnell wachsenden und innovative junge Unternehmen dazu befähigen, sich zu globalen Riesen zu entwickeln.“

30 JAHRE STETIGE ENTWICKLUNGSARBEIT
Der Erfolg der Initiative ist auch auf das Modell zurückzuführen, das von Partech Ventures entwickelt und über die letzten 30 Jahre stetig weiterentwickelt wurde. Das Unternehmen, das von Philippe Collombel und Jean-Marc Patouillaud geleitet wird, zeichnet sich durch seine transatlantische und europaweite Positionierung aus. Mit Teams in San Francisco, Paris und Berlin unterstützt das Unternehmen seine Kunden bei deren internationalen Entwicklungen.

Mit dem Partech Entrepreneur Fonds für die Bereitstellung von Startkapital, dem Partech VI Fonds für die Frühphase und Partech Growth für anschließendes Wachstum deckt Partech Ventures nun die gesamte Finanzierungskette für Startups ab. Mit der Ankunft der drei neuen Senior Partner für diesen Wachstumsfonds, Omri Benayoun, Bruno Crémel und Mark Menell, hatte das Unternehmen das Team weiter verstärkt.

NICHT JEDES STARTUP KANN ERFOLGREICH SEIN
Nicht alle neu gegründeten Unternehmen werden erfolgreich sein und entsprechend wachsen, wie ein neues statistisches Verfahren vorhersagt, das am Massachusetts Institute of Technology (MIT) für Hightech-Startups entwickelt wurde und einer empirischen Überprüfung standhält.

„Die Möglichkeit, unter den Neugründungen zwischen der ›kleinen Pizzeria ums Eck‹ und Startups im Hightech-Bereich zu differenzieren, ist ein wichtiger Beitrag, denn nur bei einem kleinen Prozentsatz handelt es sich um Startups mit Wachstumspotenzial“, kommentiert Oliver Holle, Gründer und Geschäftsführer des Venture-Capital-Fonds speedinvest.

Die Berücksichtigung von Faktoren wie der Registrierung eines Unternehmens, ihrer Suche nach Investoren oder dem Ausmaß, in dem es schon früh für Schlagzeilen sorgt, ermöglichen Aussagen über die Wahrscheinlichkeit größeren Wachstums. Ebenso relevant ist, wer ein Unternehmen gründet, wo es sich niederlässt, aber beispielsweise auch, welcher Firmenname gewählt wird. Die Namen der Gründer im Firmennamen etwa deuten eher auf kleine Handelsunternehmen als auf Hightech-basierte Startups mit Wachstumspotenzial hin.

Auch für die Bewertung eines einzelnen Startups – etwa für Investoren – sind laut Holle algorithmische Zugänge wie die der Forscher am MIT grundsätzlich sehr nützlich, „vor allem in der Frühphase der Unternehmensgründungen, in der wir tätig sind“, erklärt der Branchenkenner. Die Forschungsansätze müssten aber weiter elaboriert werden, um die Treffsicherheit ihrer Prognosen über einzelne Unternehmen zu verbessern.

Die Studie mit dem Titel „Where is Silicon Valley?“, die im Wissenschaftsmagazin „Science“ veröffentlicht wurde, soll vor allem auch der Politik als Orientierungshilfe dienen. Wenn die Daten über den Ort der Ansiedlungen sortiert werden, werden sogenannte Ökosysteme sichtbar – Plätze, an denen sich vermehrt einschlägige Startups ansiedeln. (pi/aw/pte)


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