„2014 war das Jahr der Investitionen“

JIPP.IT wurde mit dem Ziel gegründet, hochwertige Beratungsdienstleistungen im Projektmanagement und Requirements Engineering zu bieten. Das Hauptaugenmerk war immer, mit agilen Methoden, insbesondere Scrum, zu arbeiten. [...]

Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des IKT-Standortes Steiermark?
Wolfgang Richter: Die Steiermark verfügt über ausgezeichnete Fachhochschulen und Universitäten. Alleine die Technische Universität Graz bringt jedes Jahr in verschiedenen Studienrichtungen viele hochqualifizierte Absolventen auf den Arbeitsmarkt. Manche davon werden schon vor dem Abschluss von Firmen angeworben, was leider auch dazu führt, dass manche ihren Abschluss sehr spät oder nie machen.
Für die Firmen in der Region ist die Nähe zu den Universitäten und Fachhochschulen natürlich ideal. Man muss die Mitarbeiter nicht woanders abwerben. Dasselbe gilt für die berufsbildenden Schulen mit IKT-Schwerpunkt. Ob in Graz, Kaindorf oder an anderen Schulen, die Ausbildung ist top und spricht nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer. Viele davon kommen aus der Wirtschaft und spiegeln daher die hohe Qualität an IKT-Firmen in der Region wieder. Zusammen ergibt das ein unschlagbares Paket.

Wo gibt es Aufholbedarf?
Wenn man zurück in die 1980er Jahre schaut, wo die Steiermark und somit Österreich eine IT-Hochburg in Europa und auch weltweit war, dann gibt es definitiv beim Bekanntheitsgrad Aufholbedarf. Es gab zwischendurch eine Abwanderung von Fachkräften und Experten, die die wirtschaftliche Stärke und somit den Stellenwert der Region geschwächt hat. Leider sind die vereinzelten Initiativen der politischen Verantwortlichen in der Region für diese Säule der Wirtschaft noch recht überschaubar. Inzwischen übernehmen Firmen selbst die Verantwortung, die Region als IKT-Standort wieder sichtbarer zu machen. Ein Beispiel dafür ist die Gründung der IT Community Styria, in der sich 8 Firmen zusammengeschlossen haben, darunter auch mein Unternehmen JIPP.IT GmbH. Einerseits, um PR für die IT in der Region zu machen, indem wir unsere internationalen großen Leistungen präsentieren, und andererseits, um den Erfahrungsaustausch und somit die Synergieeffekte zu forcieren.
Ein weiteres Beispiel ist die Scrum User Group Graz, die sich monatlich trifft und in der Enthusiasten für die Agile Softwareentwicklung aus zahlreichen Firmen der Region unterschiedlichster Größe gemeinsam Erfahrungsaustausch durchführen sowie Initiativen wie die Erstellung eines E-Books mit Erfahrungsberichten umsetzen.

Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen und was haben Sie für Erwartungen für 2015?
Das abgelaufene Jahr war vor allem ein Jahr der Investitionen in Produkt- und Strategieentwicklung. Wir haben ein neues Produkt zur Lebenslaufverwaltung und Personalvermittlung an die Marktreife herangeführt (www.cvwizard.org) und unser Schulungsprogramm ausgebaut. Dazu waren neue Zertifizierungen notwendig. JIPP.IT ist jetzt einer von weltweit nur 98 als „Registered Education Provider“ der Scrum Alliance ausgezeichneter Schulungsanbieter zum Thema Agile Methoden in der IT. Das ist ein sehr großer Erfolg für uns und ein starkes Zeichen für die vorhandene Kompetenz in unserer Region.
Für 2015 stehen die Zeichen voll auf Kundenservice und die weitere Stärkung unserer Geschäftsbereiche Agile Training und Agile Consulting. In der Software- und Portalentwicklung sind wir mit einigen Projekten gut ausgelastet und haben zahlreiche weitere Anfragen. Daneben betreiben wir weiter unsere interne Produktentwicklung und die Forschung. Wir legen sehr viel Wert auf die Kombination von Theorie und Praxis, daher ist in unserem Geschäftsbereich Innovation die Zusammenarbeit mit Universitäten, FHs, und anderen Forschungseinrichtungen zur weiteren Entwicklung von neuen Technologien und Methoden ein wichtiger Baustein in unserer Kompetenzlandschaft.

Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in der Steiermark und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Die meisten meiner Mitarbeiter sind durch Empfehlungen und den Wunsch zu wechseln zu uns gekommen. Der Fachkräftemangel trifft uns selbst daher nur bedingt, da wir als Top-Arbeitgeber ausgezeichnet sind und 2013 den ersten Preis als familienfreundlichstes Unternehmen in der Steiermark gewonnen haben. Österreichweit sind wir da an dritter Stelle. Daher wissen Mitarbeiter, dass sie bei uns einen tollen und wertvollen Arbeitsplatz haben. Wir finden daher in der Regel auch recht schnell neue Mitarbeiter.

Für welche Technologien/Lösungen erwarten Sie heuer eine verstärkte Kundennachfrage?
Nach Schlagworten wie Web 2.0 sind wir mittlerweile soweit, dass Portallösungen und mobile Anwendungen zur Normalität geworden sind. Im Moment gibt es einen Hype für die Internetisierung vieler unterschiedlicher Anwendungsbereiche in unserem Alltag. Das sind TV-Geräte, Fahrzeuge, Haushaltsgeräte – eigentlich alles, was man an das Internet anschließen kann. Daher erwarte ich mir für heuer verstärkt die Umsetzung von Portallösungen oder Lösungen innerhalb von Portalen und viele weitere Mobile Apps. JIPP.IT bietet hier z.B. tolle Portallösungen unter Verwendung von Liferay an, die für verschiedenste Branchen genutzt werden können. Im Bereich Mobile Apps haben wir uns vor allem beim plattform- und deviceübergreifenden und automatisierten Testen von Apps viel Knowhow erworben, das wir erfolgreich unseren Kunden zur Verfügung stellen. Daneben werden immer mehr Apps für Kfz, TV und Haushaltsteuerungen gefordert werden.

Was war Ihr Vorzeigeprojekt 2014?
Aus Sicht der Agilen Trainings und Beratung war es sicherlich die Begleitung eines großen internationalen Betriebs mit Hauptstandort in Graz, der den Schritt von der traditionellen Softwareentwicklung hin zur agilen Welt gewagt hat. JIPP.IT hat dort einen Großteil des Personals geschult und die Transition mit Coachings und Beratung begleitet. Auch bei einem konkreten Projekt eines deutschen Kunden konnten wir mit unserer Erfahrung das Projekt auf die richtige Bahn bringen. Das Kernelement dabei war Large Scale Agile. Dabei geht es um die nachhaltige Einführung und Umstellung von Prozessen und Strukturen. Das Projekt selbst hat eine geplante Laufzeit bis 2018, die Umstellung der Organisation soll bis Ende des Jahres weitestgehend abgeschlossen sein.

Wolfgang Richter ist Geschäftsführer von JIPP.IT.


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