2014 wird das Jahr der digitalen Transformation

Mit vorsichtigem Optimismus blicken die Geschäftsführer der heimischen IT-Anbieter in das Jahr 2014. In unserem Ausblick haben wir 66 Statements zu jeweils drei Fragen gesammelt. Alle Antworten in voller Länge finden Sie in unserer Online-Ausgabe auf Computerwelt.at. [...]

Österreichs IT-Anbieter gehen mit einem guten Gefühl in das neue Geschäftsjahr. In den meisten der insgesamt 66 Statements, die an die COMPUTERWELT übermittelt wurden, wird von leicht steigenden IT-Budgets bei den Anwenderunternehmen ausgegangen. Das deckt sich auch mit den Einschätzungen der Analysten: Laut einer Capgemini-Studie erwarten 44 Prozent der österreichischen CIO 2014 höhere Ausgaben und folglich ein höheres IT-Budget. Obwohl einige Anbieter die Wirtschaftskrise noch nicht ganz überwunden sehen, dürfte zumindest die Talsohle für viele heimische IT-Unternehmen bereits der Vergangenheit angehören.

Einige Anbieter geben den Analysten auch Recht, wenn sie von einer notwendigen Transformation vieler Unternehmen zu digitalen Betrieben sprechen um den von Jahr zu Jahr gesteigerten Anforderungen auf Kundenseite weiterhin gerecht zu werden. Laut einer weltweiten Umfrage des IT-Research- und Beratungsunternehmen Gartner fühlen sich die meisten CIO allerdings noch nicht ausreichend auf diese digitale Transformation vorbereitet. Die Umfrage zeigt, dass viele CIO von den Anforderungen an eine digitale Führung überwältigt sind, während sie die IT-Infrastruktur und -Fähigkeiten für die digitale Zukunft grundlegend überarbeiten. Laut Gartner haben 51 Prozent der CIO Bedenken, dass die digitale Flut schneller kommt als sie diese bewältigen können und 42 Prozent fühlen sich noch nicht in der Lage, sich dieser Zukunft zu stellen.

IT MUSS IN VIELEN BRANCHEN NOCH INNOVATIVER WERDEN

Während laut den Analysten von PAC Themen wie Cloud Computing, Big Data, Digital, Mobility und Security der IT-Branche beachtliches Wachstumspotenzial bescheren werden, soll sich der Wandel bei Betriebs- und Delivery-Modellen – insbesondere Cloud- und Offshore-Modellen – weiterhin negativ auf den Markt auswirken. Die Analysen von PAC deuten auf eine immer deutlichere Spaltung des IT-Markts in zwei große Segmente mit gegensätzlicher Dynamik hin: Während Teile des Legacy-Marktes noch schneller schrumpfen werden als in der Vergangenheit, versprechen die innovativen Marktsegmente zweistelliges Wachstum für Akteure mit dem richtigen Ansatz.

Doch was ist der richtige Ansatz? PAC sieht die innovative IT als wichtigen Faktor für die digitale Transformation, da die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle neu definieren und dabei auf Technologien wie Analytics & Big Data, Mobility und M2M (Machine-to-Machine) setzen. Heute wird der Begriff digital sehr häufig mit Prozessen assoziiert die Kundenkontakt beinhalten, wie etwa CRM und mit der neuen Rolle des Chief Marketing Officer. Digital berge jedoch PAC zufolge noch viel mehr Chancen, sowohl für „betriebswirtschaftliche“ IT wie etwa Logistikprozesse, als auch für „technische“ IT, etwa eingebettete Systeme oder eben M2M. Die neuen Delivery-Modelle, und hier insbesondere SaaS, geben den Business-Anwendern größere Entscheidungsmacht, da sie diese Modelle in die Lage versetzen, neue Technologien und Funktionen selbst zu implementieren.

NEUE ANBIETERGENERATION MISCHT DIE KARTEN NEU

Der Paradigmenwechsel und das Aufkommen neuer Wachstumsthemen mischen auch auf Anbieterseite die Karten neu: Während die aktuellen Marktführer darunter leiden, dass ihre historischen Mega-Deals neu aufgerollt werden, sind neue Akteure aufgetaucht, darunter Amazon, Rackspace, Google, salesforce.com, NetSuite, Concur, Workday, ServiceNow, Blue Wolff, Appirio oder Cloud Sherpas in den USA, oder WANDisco, Huddle, FinancialForce, blur group, Sophos BAe-Detica, Kognitio, OVH, Emailvision/SmartFocus, Trace One, ParStream, Exasol, Blue Yonder oder Oodrive in Europa. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Unternehmen einer neuen Generation, die mit den neuen Technologien und den entsprechenden Geschäftsmodellen quasi „nativ“ groß geworden sind. Diese Entrepreneure sind bis zu einem gewissen Grad die „digital natives“ der Unternehmenswelt.

Viele Statements zur Entwicklung der heimischen Wirtschaft haben die Themen Social Enterprise und Mobility zum Ursprung, ohne die ein modernes und vor allem erfolgreiches Unternehmen 2014 nicht mehr auskommen könne. Das gleiche gilt jedoch auch für Cloud-Anwendungen und dem Umgang mit großen Datenmengen. Obwohl laut einer COMPUTERWELT-Umfrage unter heimischen CIO aus dem Dezember 2013 noch sehr wenige CIO Big-Data-Lösungen in ihren Unternehmen implementiert haben oder eine Umsetzung in diesem Jahr planen, dürfte vor allem der Analytics-Aspekt eine immer größere Rolle spielen. Das Thema Big Data ist auch immer mehr verzahnt mit anderen Disziplinen wie ERP oder ECM.

TRENDTHEMEN BLEIBEN 2014 FAST UNVERÄNDERT

Die Anbieter gehen aber auch davon aus, dass jene Trends die das vergangene Jahr dominiert haben, auch heuer weiter an Bedeutung gewinnen werden. Neben den oben angeführten sei an dieser Stelle noch Software-as-a-Service bzw. Infrastructure-as-a-Service zu nennen. Für IT-Anbieter, die Produkte und Lösungen für die Industrie anbieten, dürfte auch das Thema Industrie 4.0 eine immer größere Bedeutung einnehmen. Im Druckerumfeld dürften Inkjet-Geräte vor allem im Businessumfeld an Bedeutung gewinne, so gut wie alle heimischen Hersteller wollen 2014 in diesem Bereich ihre Aktivitäten verstärken. Auch die Themen Cyber Security und Identity Management dürften spätestens seit der NSA-Affäre in den Fokus der Unternehmen gedrückt sein.

MEGATREND OPEN DATA?
Glaubt man einer Analyse der New York University wird Open Data zu einem der großen Business-Trends 2014. Von der Universität wurden 500 Unternehmen, in deren Geschäftsmodell die Nutzung frei verfügbarer Datenbestände, etwa Statistiken von Regierungsbehörden, bereits die zentrale Rolle spielt, untersucht. Offene Daten sind alle Datenbestände, die im allgemeinen Interesse ohne Einschränkung zur freien Nutzung, Weiterverbreitung und Weiterverwendung frei zugänglich ­gemacht werden – Lehrmaterial, Geodaten, Statistiken, Verkehrsinformationen, wissenschaftliche Publikationen oder medizinische Forschungsergebnisse. Bei Open Data handelt es sich aber nicht nur um Datenbestände von Regierungen oder öffentlichen Behörden, denn auch private Firmen, Hochschulen und Non-Profit-Einrichtungen produzieren entsprechendes Material.

Bei den Wünschen an die neue Regierung könnte man fast meinen, die 66 heimischen Top-Manager hätten sich abgesprochen. Fast alle Manager fordern mehr Investitionen in fachspezifische Ausbildungen und Weiterbildungsmöglichkeiten, um dem Fachkräftemangel in der IT-Branche Herr zu werden. Viele Unternehmer fordern auch bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für KMU wie niedrigere Lohnnebenkosten oder bessere Fördermaßnahmen. Den Hardwareherstellern und Händlern ist auch die für 2014 geplante neue Urheberrechtsabgabe ein Dorn im Auge. Die meisten fordern hier eine gesamteuropäische Lösung, die den heimischen Wirtschaftsstandort nicht benachteiligt.

Große Hoffnung auf baldige Reformen haben die heimischen Anbieter jedoch nicht. Die Mehrheit geht nicht von einem eigenen IT-Verantwortlichen in künftigen Regierungen oder einer baldigen Umsetzung des IKT-Masterplans oder dem Projekt Horizon 2020 aus, und zeigt sich ostentativ politikverdrossen. (aw)


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