220.000 Fachkräfte fehlen

Gute Nachrichten für Fachkräfte, schlechte Nachrichten für österreichische Unternehmen: Aktuell fehlen dem heimischen Arbeitsmarkt mehr als 200.000 Fachkräfte. Das zeigt der Fachkräfteatlas von StepStone Österreich. [...]

Der digitale Wandel lässt die Nachfrage nach Fachkräften im technischen Bereich steigen. (c) StepStone

Konkret waren 2019 in Österreich im ersten Halbjahr 221.717 Stellen offen. Besonders ausgeprägt ist der Engpass dabei im technischen und im IT-Bereich: So wurden von Jänner bis Juni 2019 gut 32.000 Mitarbeiter im technischen Bereich und knapp 30.000 IT-Experten gesucht. Auch Vertriebler und Mitarbeiter im Finanz- und Rechnungswesen waren stark nachgefragt: Je rund 23.000 Jobausschreibungen entfielen auf die beiden Berufsgruppen.

»Die aktuell gute Konjunktur und der digitale Wandel befeuern die Nachfrage nach erfahrenen Profis im technischen Bereich«, sagt Rudi Bauer, Geschäftsführer von StepStone Österreich. »Kandidaten in dem Bereich können sich längst aussuchen, wo sie einsteigen. Wer sie an Bord holen will, muss ihnen individuell attraktive Angebote machen – und sie entsprechend bezahlen.«

Dringend gesucht, aber schlecht bezahlt

Das dürfte sich am Arbeitsmarkt noch nicht so recht herumgesprochen haben, denn: Die hohe Nachfrage schlägt sich (noch) nicht in entsprechenden Gehältern nieder. So beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt in technischen Ausbildungsberufen aktuell rund 45.000 Euro, wie der StepStone-Gehaltsreport zeigt – und liegt damit deutlich unter der Bezahlung von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst, Personalwesen oder Verkauf.

Auch IT-Experten werden schlechter bezahlt, als das Interesse an ihnen vermuten lassen würde: Rund 55.000 Euro nehmen digitale Talente pro Jahr mit nach Hause, rund 11.000 Euro weniger als Beschäftigte im Finanzbereich. »Arbeitgeber sollten dringend ihre Lohnschemata überdenken, wenn sie im war for talents weiterhin bestehen wollen«, rät Bauer.

Am Meisten holen laut dem zuvor erwähnten StepStone-Gehaltsreport Arbeitnehmer in der Bundeshauptstadt für sich heraus: In Wien verdient man im Schnitt rund 54.000 Euro. Auch Arbeitgeber in Vorarlberg zahlen im Schnitt rund 50.000 Euro, in Oberösterreich und Salzburg kommen Arbeitnehmer immerhin noch auf gut 47.000 Euro. In Kärnten, der Steiermark, Tirol und dem Burgenland liegt das durchschnittliche Einkommen immerhin noch bei etwas mehr als 45.000 Euro im Jahr. Schlusslicht ist Niederösterreich: Hier beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt nur 44.985 Euro und ist damit um rund 9.000 Euro niedriger als im benachbarten Wien.

Es muss aber nicht immer das Geld sein: Unter gewissen Umständen wären österreichische Arbeitnehmer durchaus damit zufrieden, ihre Dienste auch für weniger Gehalt zur Verfügung zu stellen. Während die Hälfte aller Befragten in Westösterreich (50 Prozent) für eine geringere Arbeitslast Lohneinbußen in Kauf nehmen würde, ist jeder zweite Kärntner und Steirer bereit, für interessantere Aufgabengebiete auf einen Teil seines Gehalts verzichten (50 Prozent).

Nachfrage in Ballungsgebieten und Industriezonen am höchsten

Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass in Ballungsgebieten und Industriezonen die Nachfrage nach Fachkräften am höchsten ist: So wurden in Wien im ersten Halbjahr 2019 gut 66.000 Fachkräfte gesucht, in Oberösterreich rund 42.000 und in Niederösterreich und der Steiermark noch gut 27.000. Dabei ist im Vergleich mit dem Vorjahr ein leichter Rückgang festzustellen: Außer in Niederösterreich und im Burgenland ist die Nachfrage nach Fachkräften in allen Bundesländern leicht gesunken.

»Auch wenn die Daten eine leichte Entspannung suggerieren, bedeutet das für Arbeitgeber keine Entwarnung: Personalplanung erfordert statt dem Blick auf bloße Momentaufnahmen langfristige Perspektiven und vorausschauendes Handeln. Fachkräfte von morgen muss man sich als Arbeitgeber heute schon aufbauen – und darauf achten, dass im entscheidenden Moment das richtige Knowhow im Betrieb vorhanden ist«, so Bauer.


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