Geben EU, Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und die Telekom-Control-Kommission (TKK) grünes Licht für den Kauf von Orange, dann wird die nächste Mobilfunkgeneration LTE in den nächsten drei bis vier Jahren bundesweit ausgerollt. [...]
Dazu will „3“-Chef Jan Trionow die 1800er-Frequenzen von Orange nutzen und einen dreistelligen Millionenbetrag (Trionow: „Unter 500 Mio. Euro“) investieren. Bei der Versteigerung der „Digitalen Dividende“ (unbenötigte TV-Frequenzen für den Netzausbau in dünner besiedelten Gebieten) wird „3“ trotzdem mitmachen. Und er verspricht: „Österreich bleibt ein Paradies für Mobilfunkkunden.“
Der „3“-Chef gab sich zuversichtlich, dass die Orange-Übernahme nicht nur genehmigt wird, sondern dass es auch keine vertiefte Prüfung wie bei der Übernahme von Telering durch T-Mobile geben wird. Gibt es ein Nein der Wettbewerbsrechtler zum Weiterverkauf der Orange-Tochter Yesss! an den Marktführer A1, dann ist der ganze Kauf von Orange gestorben, warnte Trionow. Einen weiteren Interessenten erwartet er nicht. „T-Mobile hat kein Geld dafür und ein Dritter müsste Netzleistungen teuer zukaufen“, rechnete er vor.
Derzeit würden Pre-Notifikationsgespräche mit allen Behörden laufen. Die Warnung von BWB-Chef Theodor Thanner, wonach der Deal alles andere als in trockenen Tüchern ist, sieht Trionow als „PR-Verpackung“ und „Säbelrasseln“. Es gebe eine gute Gesprächsbasis und die Vergangenheit habe gezeigt, dass die EU Prüfungen von Mobilfunkübernahmen an sich zieht. Thanner hatte erst Anfang der Woche wiederholt, dass er das gesamte Geschäft – also nicht nur den Kauf von Yesss! – gerne prüfen würde.
Sorgen über mangelnden Wettbewerb durch die Reduktion von vier auf drei Handynetzanbieter sind laut „3“ jedenfalls unangebracht. So sei nach der Übernahme von Telering der Wettbewerb noch intensiver geworden. Außerdem werde „3“ dafür kämpfen, den gemeinsamen Marktanteil von derzeit 22 Prozent (Orange ohne Yesss! hat zwölf Prozent, „3“ zehn Prozent und A1 inkl. Yesss! 47 Prozent Marktanteil) auf 30 Prozent anzuheben. Die Kunden würden außerdem von einem besseren Netz profitieren. Dabei sei Österreich jetzt schon weit besser aufgestellt als Deutschland. Dort gebe es bei einer zehnfachen Einwohnerzahl 15.000 Basisstationen, in Österreich 5.000.
MARKE ORANGE VERSCHWINDET 2012 werde sich die Überführung in „3“ aber eher nicht ausgehen, meinte Trionow. Die Zahl der „3“-Shops werde auf das Niveau der derzeitigen Orange-Shops steigen, was eine Reduktion des Gesamtbestandes von „3“/Orange bedeutet. Orange hatte sich die Umbenennung von One im Jahr 2008 nach Eigenangaben 20 Mio. Euro kosten lassen, soviel Geld will Trionow nicht in die Hand nehmen. Durch die Zusammenlegung der Organisationseinheiten werden auch Arbeitsplätze verschwinden, Zahlen nannte er keine.
Zum laufenden parlamentarischen Korruptions-U-Ausschuss und den bisher aufgedeckten Zahlungen der Telekom Austria über die Firma Valora des Lobbyisten Peter Hochegger an das Umfeld des BZÖ meinte Trionow, er habe sich in der Vergangenheit über so manche telekomfreundliche Regulierung gewundert. Gleichzeitig gab er aber zu bedenken, dass man Entscheidungen auch in einem Kontext sehen müsse und es nicht reiche, einfach ein Mail rauszuziehen und daraus Schlüsse zu ziehen.
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