Mit einem umfassenden Dienstleistungsangebot begleitet die Standortagentur Tirol Unternehmen, Forschungseinrichtungen oder Gemeinden bei ihren Projekten und unterstützt bei der Vernetzung. Cluster Manager Franz Unterluggauer im Interview. [...]
Wie weit ist die Digitalisierung in Tirol?
Je nach Industrie sind die Potenziale unterschiedlich. Prozesse sind tendenziell dort einfacher zu automatisieren, wo digitale Technologien und ICT-Instrumente schon eingeführt sind. Ganz vorne spielen dementsprechend die Informations- und Kommunikationsbranche, das Bankenwesen, Medien und Unterhaltung sowie die Elektronikindustrie mit. Ein innovatives Clustermitglied hatte etwa in einem Selbstversuch das komplette Büro papierlos gemacht, mit dem Resultat „viel gelernt und noch mehr dabei gewonnen“.
Wo gibt es noch Digitalisierungspotenzial?
In den vergangenen Monaten entwickelte die Standortagentur Tirol mit Tiroler Unternehmern und Forschenden sowie internationalen Experten Zukunftsbilder. Zentrale Fragen waren: Welche internationalen Trends werden sich wie auf Tirol auswirken und wie sind wir hier aufgestellt? Dabei spielt natürlich die Digitalisierung eine wesentliche Rolle – quer über alle Branchen. Neben den klassischen Industrie-4.0-Bereichen Produkt und Produktion sehen wir, dass die Digitalisierung auch das Handwerk, den Handel, den Tourismus, das Bankenwesen, die Medizintechnik und den Bereich Energie massiv beeinflussen und neue Geschäftsmodelle hervorbringen wird. Mit dem kürzlich eingerichteten Schneezentrum Tirol, das in seiner Anfangsphase über die Standortagentur Tirol finanziert wird, holen wir die intelligente Produktion auf den Berg: Wir nutzen die Digitalisierung, um die Effizienz der Schneeproduktion und des Pistenmanagements deutlich zu steigern und gleichzeitig den Einsatz von Wasser, Energie und Kapital zu verringern.
Sind Tiroler Unternehmen Cloud-Muffel oder setzen sie Cloud-Services ein?
Die Bereitstellung und Nutzung von Angeboten aus Rechenzentren sind nicht neu. Viele Unternehmen sind seit der ersten Stunde Anbieter moderner IT-Dienstleistungen – heute unter dem Begriff Cloud-Services. Das international tätige Unternehmen terna hat etwa mit Jump-Start sehr, sehr früh das ERP-System als komplettes Produkt aus der Dose verfügbar gemacht. Ähnlich verhält es sich auf Anwenderseite – durch Kooperationen mit benachbarten Branchen werden relevante Anwendungen analysiert und nutzenstiftend eingesetzt.
Wie beurteilen Sie die Breitbandinfrastruktur also den Breitbandausbau?
Mit der Breitbandinitiative werden bis zum Jahr 2018 insgesamt 50 Millionen Euro an Landesförderungen in den Breitbandausbau investiert. Gemeinden und Betriebe werden auf ihre jeweiligen Anforderungen hin unterstützt. Stabile und leistungsstarke Internetinfrastrukturen sind Voraussetzung für den Einsatz digitaler Technologien und zeitgemäßer Arbeitstools. Nicht zuletzt stehen und fallen damit Anforderungen an Mobilität, welche modernen Arbeits- und Lebensmodellen gerecht werden müssen.
Gibt es innovative Anwenderunternehmen in Tirol beziehungsweise sogenannte Hidden Champions?
Da gibt es einige. Etwa die Bimm Gmbh, da geht es um digitales Bauen mit großen Referenzen in Deutschland. Aber auch AV-Comparatives oder General Solutions Steiner G mbH und Case2 als wichtige Unterstützung bei der Kommunikation des Germanwings-Flugzeugabsturzes. ITH Icoserve etwa macht innovative Systeme im Gesundheitswesen von ELGA bis Krankenhausvernetzung in Spanien oder den Niederlanden. Kompass Karten liefert Kartenmaterial von der Ostsee bis Verona, analog und inzwischen digital für alle großen Anbieter wie Marco Polo etc. Inndata bietet den Quasi-Industriestandard für Baustoffklassifizierung in Österreich.
Wie gut bzw. zahlreich ist das IT-Ausbildungsangebot in Tirol?
In den Jahren 2000/01 startete das Land Tirol seine IT-Offensive, in deren Rahmen das Land über Stiftungsprofessuren an Tiroler Hochschulen in die IT-Ausbildung investierte. An der Universität Innsbruck entstand das Institut für Informatik, das sich stark mit anderen Disziplinen wie Physik oder Mathematik oder der Wirtschaftsinformatik vernetzte und sich wiederholt als erfolgreichstes Institut einen Namen machte. Ebenso bieten das Management Center Innsbruck und die FH Kufstein zahlreiche IT-Lehrgänge an.
An der Innsbrucker HTL Anichstraße wurde IT als eigener Zweig eingeführt, an zahlreichen weiteren HTLs ist die Brücke zwischen technischen Ausbildungen und der Informationstechnologie geschlagen worden. Digital-Business am IT-Kolleg Imst bietet etwa mit fundiert informatischer Ausbildung inkl. HAK-Vollmatura eine attraktive Ergänzung. Somit sind in Tirol von der Lehre bis zum Doktorat alle formellen Ausbildungspfade längst etabliert. Die 14-tägige ERP-Summer School ist eine Initiative aus dem Clusternetzwerk der Standortagentur Tirol und ist Beiwerk zu den Lehrgängen an der FH-Kufstein und dem MCI. (aw)
Das gesamte Interview finden Sie zum Nachlesen
unter: www.itwelt.at
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