»50 Prozent Einsparung garantiert«

Mit der neuen Benutzeroberfläche cloudya macht der Cloud-Telefonie-Anbieter NFON den nächsten Schritt zum Unified Communications-Anbieter. Die COMPUTERWELT hat mit CEO Hans Szymanski über cloudya und die weitere Roadmap gesprochen. [...]

Hans Szymanski ist CEO von NFON. (c) NFON

Der einzige paneuropäische Cloud-PBX-Anbieter NFON hat das neue Kernprodukt cloudya vorgestellt, das Einfachheit, Unabhängigkeit, und Zuverlässigkeit in einer Oberfläche und plattformunabhängig mit Browser-Login vereinen soll. Ziel von NFON ist es, mittel- bis langfristig der führende europäische Anbieter zu werden. Dank einem Börsengang konnten schon 50 Millionen Euro für dieses ambitionierte Ziel eingesammelt werden.

Sie haben im Rahmen der Plattformpräsentation von cloudya erwähnt, dass nur drei bis vier Prozent der deutschen Unternehmen auf Cloud-Telefonie setzen. Wie hoch ist der Anteil in Österreich?
Nach unseren Zahlen ist der Wert in Österreich in etwa bei zehn Prozent. Das entspricht auch ungefähr dem Wert von Kontinentaleuropa. In UK sind sie etwas weiter, da sind es etwa 13 bis 14 Prozent. In den USA wiederum sind es sogar rund 25 Prozent. Europa wird hier aber nachziehen. Wir rechnen hier mit einer Verdoppelung des Marktes in den nächsten 5 Jahren.

Der Launch von cloudya ist der größte seit der Gründung des Unternehmens. Wieviel Zeit und Geld haben Sie in die Entwicklung investiert?
Cloudya ist kein vollkommenes neues Produkt sondern eine Benutzeroberfläche, die zwar vollkommen neu ist aber aus jener Plattform kommt, die wir schon entwickelt haben. Insofern ist der Aufwand um cloudya auf den Markt zu bringen, relativ überschaubar weil wir bei der technischen Infrastruktur nichts mehr machen mussten. Ziel war es die Benutzeroberfläche möglichst einfach, modern und flexibel zu gestalten. Drag and drop also. Es war aber trotzdem ein Kraftakt weil wie ja noch ein vergleichsweise kleines Unternehmen sind. Wir haben rund 12 Monate an cloudya gearbeitet und das natürlich im laufenden Betrieb. Es war entscheidend, dass jeder Kunde, und wir haben etwa 280.000 Nutzer, keine Einbußen in der Qualität unserer Services hat. Das war die eigentliche Herausforderung.

Was sind die größten Vorteile der Webtechnologie WebRTC (Web Real-Time Communication, die Sie für cloudya verwendet haben?
WebRTC ist einfach der modernste Zugang, deswegen haben wir das in cloudya integriert. Cloudya ist jetzt eine Oberfläche, die jederzeit erweiterbar ist. Das war uns ganz wichtig, weil wir ja wissen, dass die Zeit nicht stehen bleibt. Wechsel ist ja die eigentliche konstante heutzutage. Wir können jetzt zusätzliche Lösungen, Services und Mehrwerte für unsere Kunden auf dieser Plattform integrieren.

Sie versprechen Kunden eine Verfügbarkeit von 99,8 Prozent. Wie können sie diese Verfügbarkeit garantieren?
Wir haben eine Carrier Grade Availability, die wir zur Verfügung stellen, auch deswegen weil wir große Kunden wie eine Telefonica oder eine T-Systems haben. Wir garantieren die Verfügbarkeit von 99,8 Prozent durch zwei georedundante Rechenzentren in München und in Nürnberg, was auch für die DSGVO sehr wichtig ist. Beide Rechenzentren sind active-active. Das bedeutet, dass beide Rechenzentren deutlich unter 50 Prozent laufen. Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass ein Rechenzentrum komplett ausfällt, können 50 Prozent der Kunden innerhalb von wenigen Minuten auf das andere Rechenzentrum umgeleitet werden. Daher sind die Rechenzentren auch geografisch voneinander getrennt.

Sie haben sich vom reinen PBX- zum Unified-Communications-Anbieter gewandelt. Sie haben gesagt, dass cloudya auch schon bald um Videotelefonie erweitert werden soll. Haben Sie hierfür und etwaige andere zusätzliche Features schon eine Roadmap?
Wir haben jetzt schon das Contact Center eingebaut, also eine intelligente Verteilung und Administration mehrerer Anrufer, egal ob das 100 oder 100.000 sind. Dieses Feature wurde von den Kunden auch stark nachgefragt. Jetzt werden wir nach und nach zusätzliche Features wie Chat, wie Video Conferencing, wie Screen Sharing integrieren. Wir wollen bei diesen Dingen bis zum Ende des nächsten Jahres schon sehr, sehr weit sein. Ich möchte mich nicht konkret festlegen wann was kommen wird. Wir haben aber eine fertige Roadmap dazu, wann wir das unseren Kunden anbieten wollen. Wir wollen auch ein Drittel von dem, was wir jetzt durch unsren Börsengang lukriert haben, direkt in das Produkt stecken.

Sie geben ein Einsparungspotenzial von rund 50 Prozent für Unternehmen an, wenn Sie auf reine Cloud-Telefonie umsteigen. Gilt das für alle Unternehmensgrößen und Branchen?
Unternehmen, die mehrere Niederlassungen haben, können natürlich am meisten einsparen weil es bis dato in jeder Niederlassung eine eigene Telefonanalage gebraucht hat. Manche amerikanische Mitbewerber geben sogar 80 Prozent Einsparungspotential an. Da geht es aber auch stark um Marketing. Wir können diese 50 Prozent garantieren. Ich sage aber natürlich auch, dass ein kleiner Laden um die Ecke mit zwei Nebenstellen nicht auf die 50 Prozent kommen wird. Eine gewisse Größe ist da schon wichtig. Je größer das Unternehmen und je mehr klassische Telefonanlagen benötigt werden, desto größer ist das Einsparungspotential bei einem Wechsel zur reinen Cloud-Telefonie von NFON.

Wie setzt sich der Anteil aus direktem Vertrieb und indirektem Vertrieb zusammen und wie soll sich das Verhältnis in Zukunft ändern?
Wir geben diese Segmentierung nicht in Zahlen bekannt. Was ich aber sagen kann ist: Wir kommen aus der direkten Vertriebswelt, und daher hat das noch eine gewisse Bedeutung. Allerdings eine abnehmende. Der überwiegende Vertriebskanal ist der Handelspartner. Daher haben wir den Channel-Bereich in Deutschland und in Österreich auch massiv ausgebaut.

Kann jeder ein Partner von NFON werden also vom EPU bis zum großen Systemhaus?
Das ist grundsätzlich eine Strategie die wir fahren: Jeder Partner, der die Vorteile der Cloud-Telefonie erkennt und für sich dann auch den Vorteil ausrechnen kann, kann ein Partner von NFON werden. Unser Schulungssystem ist so aufgebaut, dass wir unsere Partner nicht nur am Anfang sondern regelmäßig schulen, etwa durch Partnertage, Schulungstage, Webseminare oder konventionelle Seminare. Wir stecken viel Kraft und Aufwand in die Aufgabe, unsere Partner gut und stark zu machen, weil sie letztendlich das Gesicht zum Kunden sind.
NFON ist bis jetzt organisch gewachsen. Durch den Börsegang wurde nun Geld in die Kasse gespült. Planen Sie nun auch strategische Zukäufe und welche Art von Unternehmen wäre für NFON interessant?
Wir sehen uns zuerst die Kundensicht an, das heißt Unternehmen, die so wie wir in der Cloud-Telefonie zu Hause sind, aber deutlich kleiner oder weniger erfolgreich sind. Die können in Deutschland oder Österreich sitzen aber auch in anderen europäischen Ländern. Es ist durchaus denkbar, dass wir einen Markteintritt etwa in Frankreich oder Italien über eine Akquisition machen. Dann fangen wir nicht bei null an. Aber auch das haben wir schon oft getan und können das sehr gut.


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*