573 neue Studienplätze pro Jahr

Die COMPUTERWELT hat mit Berthold Kerschbaumer, Dekan an der Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien an der FH Oberösterreich, über das Studienangebot im IT-Bereich und das Interesse an MINT-Fächern bei Frauen und Mädchen gesprochen. [...]

Berthold Kerschbaumer ist Dekan an der Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien an der FH Oberösterreich in Hagenberg. (c) FH OÖ

Wie beurteilen Sie den aktuellen Fachkräftemangel in Ihrer Region und wie können Sie als Aus- und Weiterbildungsbetrieb Abhilfe schaffen?
Fachkräfte im Bereich der Informatik sind quer durch alle Branchen stark nachgefragt und der regionale als auch der nationale Bedarf ist stetig wachsend. Um mehr Studierende für die Informatik zu gewinnen, bietet die Fakultät verschiedene Organisationsformen der Curricula an. Diese werden berufsbegleitend, berufsermöglichend oder als duales Studium in deutscher oder englischer Sprache organisiert. Die Qualität der 20 Studiengänge am Campus Hagenberg, die uns auch diverse Rankings (CHE, Industriemagazin) wiederholt bestätig haben, bildet die Basis für eine fundierte und praxisorientierte Ausbildung mit aktuellen Lehr- und Forschungsinhalten.

Wie kann das Interesse von Frauen oder Jugendlichen an MINT-Fächern gesteigert werden bzw. merken Sie hier eine Veränderung im Vergleich zu den letzten Jahren?
Interdisziplinäre Inhalte sprechen besonders weibliche Jugendliche an, deshalb sind IT-Studiengänge mit diesen Inhalten (sogenannte Bindestrich-Studiengänge, etwa Informatik plus Natur- und Humanwissenschaften, Kommunikationswissenschaft, Pädagogik, Psychologie oder Energiethemen) besonders gefragt. Junge Frauen suchen verstärkt Vernetzungsmöglichkeiten um sich niederschwellig mit bereits an der Hochschule inskribierten Studentinnen in Verbindung zu setzen. Deswegen braucht es zum Beispiel Kampagnen, die (unkonventionelle) Role-Models sichtbar machen und Bildungspfade aufzeigen, die vom »klassischen« technischen Weg abweichen. Die frühe Sozialisierung mit MINT-Themen bereits in der Elementar- und Sekundarstufe zu fördern ist auch ein guter Weg.
Der Frauenanteil in den interdisziplinär ausgerichteten Studiengängen ist seit Jahren konstant hoch. Durch den Ausbau des Studienangebots am Campus Hagenberg konnte die Zahl der MINT-Absolventen entsprechend erhöht werden.

Welche IT-Ausbildungen mit wie vielen Studienplätzen bieten Sie gegenwärtig an und wie ist die Nachfrage nach diesen Studiengängen?
Derzeit gibt es an der FH OÖ Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien in Hagenberg 1.600 Studierende, die einen der 20 Studiengänge (8 Bachelor und 12 Master) belegen.
Insgesamt stehen pro Jahr 573 Studienanfängerplätze zur Verfügung, mit folgender Aufteilung:

BACHELOR
• Automotive Computing (Vollzeit = VZ):
28 Studienplätze
• Hardware-Software-Design (VZ): 40
• Kommunikation, Wissen, Medien (VZ): 30
• Medientechnik und -design (VZ): 72
• Medizin- und Bioinformatik (VZ): 30
• Mobile Computing (VZ): 30
• Sichere Informationssysteme (VZ): 30
• Software Engineering (VZ und Berufsbegleitend = BB): 75 (VZ 40, BB 35)

MASTER
• Data Science und Engineering (VZ): 15
• Digital Arts (VZ): 12
• Embedded Systems Design (VZ): 23
• Energy Informatics (VZ, englisch): 20
• Human-Centered Computing (BB): 20
• Information Engineering und -Management (BB): 20
• Information Security Management (BB). 15
• Interactive Media (VZ, englischsprachig): 24
• Kommunikation, Wissen, Medien (VZ): 20
• Mobile Computing (VZ, englischsprachig): 15
• Software Engineering (VZ): 39

Gibt es große Unterschiede in der Nachfrage seitens der Studierenden?
Nach wie vor klassische Softwareentwicklung und Medientechnik, und die Bereiche Big Data, Industrie 4.0 und autonomes beziehungsweise vernetztes Fahren haben zuletzt stark an Popularität gewonnen. Aber generell verzeichnen alle IKT-Ausbildungsmöglichkeiten sehr hohe Resonanz. Wirtschaft und Industrie zeigen enormen Bedarf an entsprechenden Experten, egal ob es der klassische Software Engineer ist oder eine Fachkraft für die Bereiche IT-Sicherheit, mobile Betriebssysteme, Datenanalyse oder IoT.

Welche Maßnahmen kann und soll die Bundes- oder Landesregierung setzen um den steigenden Bedarf der Unternehmen nach Fachkräften zu befriedigen?
Wir wollen Österreich als für internationale Fachkräfte (Studierende) attraktives und modernes Land positionieren und das Konzept des lebenslangen Lernens in die gesellschaftliche Mitte tragen.


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