72 Stunden – in der KI-Welt eine halbe Ewigkeit

Was lässt sich innerhalb von drei Tagen entwickeln? Der Grazer KI-Spezialist Leftshift One hat mit einem Hackerthon gezeigt, dass die Zeit ausreicht, um innovative Ideen auf die Reise zu schicken. Die Bandbreite reicht von intelligenter Hörsaalbelegung bis zur Erfolgsprognose von neuartigen Nahrungsmitteln. [...]

Der Hackerthon von Leftshift One und ATOS ist bei der AAIC über die Bühne gegangen. (c) Marvin Meyer – Unsplash
Der Hackerthon von Leftshift One und ATOS ist bei der AAIC über die Bühne gegangen. (c) Marvin Meyer – Unsplash

Das 2017 in Graz gegründete Unternehmen Leftshift One ist angetreten, um mit seinem „AI Operating System“ (AIOS) den frühen KI-Markt entscheidend mitzuprägen. Die Mission sei eine „europäische Lösung inklusive 100 Prozent Datenhoheit und Datensicherheit für Kunden.“ Für CEO Patrick Ratheiser ist der forschungs- und entwicklungsstarke Wirtschaftsstandort Graz der ideale Ausgangsort – in Anlehnung an andere Innovationshubs auch augenzwinkernd als „Mur Valley“ bezeichnet.

Im Rahmen der „Applied Artificial Intelligence Conference 2021“ (AAIC) der Außenwirtschaft Austria hat Leftshift One gemeinsam mit ATOS einen einen Hackathon auf die Beine gestellt, bei dem mehrere Teams innerhalb von 72 Stunden KI-Lösungen entwickelt haben.

So wurde für das Startup Aniveri, das sich auf die Analyse von Mangelerscheinungen bei Haustieren spezialisiert hat, der Prozess gänzlich automatisiert. Während bislang jeder Laboranalyse händisch die entsprechenden Nahrungsergänzungskuren der Tiere zugeordnet wurden, übernimmt nun die KI den Abgleich. „Das schafft nicht nur eine enorme Zeitersparnis, sondern lässt auch völlig neue Rückschlüsse zu, da die KI auch neue Verbindungen zwischen den Datensets erkennt“, erklärt Patrick Ratheiser. „Was das Unternehmen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz hier an Erkenntnissen zum Vorschein gebracht hat, grenzt an Magie“, betont Aniveri-Mitgründerin Michaela Hösele. „Wir können dadurch beispielsweise toxische Belastungen – wie einen zu hohen Aluminiumgehalt im Tier – zurückverfolgen und mögliche Ursachen dafür benennen. Das war bislang unmöglich. Die KI lässt auch neue Rückschlüsse über die geografische Umwelt zu, in der die Vierbeiner leben.“ Der Vorteil: Schädliche Umgebungen könnten auf diese Weise künftig zielgerichtet reduziert werden.

„Unsere Zielsetzung ist nun, sämtliche Analysen bis Ende des Jahres vollständig auf Basis von künstlicher Intelligenz zu automatisieren“, so die Aniveri-Verantwortliche. Für Ratheiser ist die Technologie dabei „nur ein Teil der Lösung“. Denn: Um eine derartige Veränderung des Geschäftsmodells zu realisieren, „bedarf es auch einer agilen Arbeitsweise. Wir folgen dabei in kurzen Iterationen einem Kreislauf aus Datenmanagement, Machine Learning, Entwicklung und Umsetzung. Dadurch können wir bestehende Geschäftsmodelle disruptieren und in kürzester Zeit gänzlich verändern.“

Für die Universität Graz wurde in 72 Stunden ein Prototyp entwickelt, der auf Parameter wie Auslastung und Anzahl der Studierenden eine ressourcenoptimierte und intelligente Raum- und Hörsaalbelegung erzielt hat.

Für den Wiener Lebensmittentwickler go2market erstellten die Spezialisten eine Applikation, die den potenziellen Erfolg eines neuartigen Nahrungsmittels prognostiziert. „Um Produkte erfolgreich am Markt zu positionieren, bedarf es bekanntermaßen einer Vielzahl an Faktoren. Diese simulieren wir auf Basis künstlicher Intelligenz und kürzen so den langwierigen Vorbereitungs- und Konfigurationsprozess ab. Ergebnis ist letztlich eine Wahrscheinlichkeit, die den Markterfolg des neuen Lebensmittels prognostiziert“, bringt es Ratheiser auf den Punkt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Weniger erfolgsversprechende Vorhaben können wie die Kosten reduziert werden. 


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