Digitalisierung: »Müssen den Vorsprung nutzen«

Im Rahmen der Präsentation von Accentures Studie zu Österreichs Top-100-Unternehmen attestiert Country Managing Director Michael Zettel Österreich die besten Voraussetzungen Digitalisierungsgewinner zu werden. [...]

Michael Zettel, Country Managing Director von Accenture Österreich, bei der Präsentation der Studie im Wiener Future Camp.
Michael Zettel, Country Managing Director von Accenture Österreich, bei der Präsentation der Studie im Wiener Future Camp.(c) Accenture

Bei der jüngst im Wiener Accenture Future Camp präsentierten Studie über die Wachstums- und Gewinnentwicklungen der österreichischen Top-100-Unternehmen kann Country Managing Director Michael Zettel auf eine steigende Anzahl von Growth Champions verweisen. Dabei handelt es sich um Unternehmen, die stärker wachsen als der Durchschnitt. Nach rückgängigen Umsatzentwicklungen in den letzten Jahren, sei dieser Trend 2016 abgeflacht und habe sich letztes Jahr gedreht. Damit verzeichneten, so Zettel, Österreichs Top 100 im Untersuchungszeitraum ein gesundes Wachstum. Vor allem die Industrie sei der Haupttreiber für das Wachstum, aber auch Telekom- und Hightech-Unternehmen seien hier als klare Gewinner zu nennen, so der Accenture-Österreich-Chef. Einzige Ausnahme ist der Energiesektor, der weiterhin schwächelt.

Zu den Growth Champions zählen laut Studie in der Kommunikations-, Elektronik- und Hightech-Branche AMS, AT&S und Novomatic, im Bereich Bauwesen die Asfinag, Red Bull im Konsumgüter-Sektor, EVN in der Energiebranche, KTM in der Industrie, VAMED in der Pharmabranche, Mayr-Melnhof Karton und Erber Group im Bereich Ressources und Chemie und Do&Co in der Handel- und Dienstleistungsbranche.

Beste Voraussetzungen für die digitale Transformation

»Österreich hat die besten Voraussetzungen Digitalisierungsgewinner zu werden », verweist Michael Zettel auf die Ergebnisse der Accenture-Studie (»Leading in the New. Die digitale Transformation von Österreichs Top100«). Das sei trotz oder gerade wegen der Internet-Giganten wie Google, Amazon, Facebook und Apple möglich. »Wir werden nie die besseren Googels und Apples werden, aber wir können sie nutzen«, betont Zettel. Jedenfalls sei Österreichs Wirtschaft eine »Nation der Hidden Champions«. »Auf die Einwohnerzahl gerechnet ist Österreich der Weltmeister der Hidden Champions. Kein Land hat gemessen auf die Bevölkerung mehr weltweit erfolgreiche Nischenplayer als Österreich. Wir haben rund 200 Hidden Champions in der Nische,« so Zettel. Diese könnten mit Hilfe der vorhandenen Technologien von Google & Co ihre Stellung ausbauen. Übrigens: Die meisten Hidden Champions kommen aus der Industrie. Gleichzeitig hat Österreich »exzellente Regional Champions« und zählt in vielen Bereichen zu den Public Champions. »Diese Konstellation macht uns zu den Digital Champions der Zukunft«, betont der Accenture-Österreich-Chef. Dabei gelte es jedoch die drei Schlüsseltechnologien – Künstliche Intelligenz (KI), Cloud und das Internet-of-Things (IoT) – »rasch, umfassend und richtig« (Zettel) einzusetzen. »Es reicht heute nicht mehr, einen Proof-of-Concept zu machen, sondern wir müssen diese Technologien richtig breit und produktiv nutzen,« ist Zettel überzeugt.

Diesen Rückenwind beim Wachstum der Top100 gelte es jetzt zu nutzen, um Wachstumspotenziale zu erschließen, blickt Zettel in die Zukunft. Denn die Regional Champions, die Big Player der lokalen Wirtschaft, haben es gleichzeitig geschafft, ihre Kunden und Märkte zu verstehen und zu bedienen. Sie verfügen über ein sehr spezielles Knowhow, um darauf ihre künftigen Erfolge aufbauen zu können. Mit dem klugen Einsatz der neuen Technologien werden sie Bestand haben und können selektiv ihre Stellung ausbauen«, so Zettel.

Die Herausforderungen auf dem Weg zur Digitalisierung

Einige Aspekte verdienen hier laut Studie besondere Beachtung, zum Beispiel die Disruption. Dieses Thema sei von Österreichs Manager bereits erkannt, weiß Zettel, der ergänzt, dass es neben der mit einem großen Knalleffekt (»Big-Bang-Disruption«) stattfindenden Disruption auch eine graduelle Disruption gebe. Darauf kann und muss man unterschiedlich reagieren. Disruptionen seien jedenfalls eine Chance und erforderten neue Geschäftsmodelle. Zettel verweist hier auf »George« der Erste Bank als erfolgreiches Vorzeigebeispiel. Auch die Post hat mit dem E-Brief ein neues Geschäftsfeld erschlossen. Um solche Geschäftsfelder zu entwickeln, bedarf es jedoch Zeit, weiß Michael Zettel. Anders als bei Amazon, die für den Aufbau ihres Online-Geschäfts noch wesentlich mehr Zeit zur Verfügung hatten, ist Geschwindigkeit heutzutage ein relevantes Thema, das nicht vernachlässigt werden dürfe, so Zettel.

Wesentlich für eine erfolgreiche digitale Transformation von Unternehmen sei auch, dass sich Europa nicht zu Tode reguliere. Zettel nennt als Beispiel die seit 25. Mai verbindlich geltende Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). So gut und richtig die Grundprinzipien der DSGVO seien, führten die nationalen Ausprägungen mit den für jedes Land eigenen Datenschutzbehörden dazu, dass das Gesetz 28 Mal implementiert und ausgeführt werden müsse. Im Vergleich zu den US-Unternehmen sei das eine zusätzliche Herausforderung für EU-Betriebe und minimiere deren Agilität. Dessenungeachtet ist aber Vertrauen für Zettel natürlich ein wichtiges und hochaktuelles Thema.

Es brauche zudem eine »digitale Vision« für Österreichs Verwaltung, um die Digitalisierug den Bürgern und Bürgerinnen begreifbar zu machen, so Zettel, und die schnelle Verbreitung neuer Technologien in verbesserte Nutzerlebnisse und Services auch im öffentlichen Sektor einfließen zu lassen.

In Bezug auf den Arbeitsmarkt sieht Zettel Österreich in einer guten Ausgangslage. »Die Digitalisierung schafft Arbeitsplätze«, sagt er und verweist darauf, dass aufgrund der österreichischen Jobstruktur weniger Jobs der Automatisierung ausgesetzt seien bzw. dadurch vernichtet würden. Eher führe der Einsatz  von KI dazu, dass Routinetätigkeiten schneller und besser erledigt werden könnten, und das vorhandene Personal die vorhandene Zeit anstatt in Informationsfindung in Informationsaufbereitung und zwischenmenschliche Kommunikation stecken kann. Ärzte müssten beispielsweise weniger Zeit für Informationseingaben aufwenden, sondern könnten die Zeit für ärztliche Arbeit nutzen. Solcherart rückt der Einsatz von KI die Skills mehr in den Fokus.

„Wir müssen unseren Vorsprung nutzen“

Österreich hat die Voraussetzungen, einen Digitalisierungsgwinner zu sein, aber diesen Vorsprung noch nicht genutzt. »Jetzt ist die Umsetzung gefragt«, ist für Zettel das Gebot der Stunde. Dabei sei es wichtig, »einen Fuß im Heute und einen im Morgen zu haben«. Es gelte eine kluge Balance bei den Investitionen in die Transformation des Kerngeschäfts (hierauf sollte der Schwerpunkt liegen) und in die Entwicklung neuer Geschäftsfelder zu finden.

Die Studie gibt es hier zum Download.


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