Agiler Ansatz für agile Gemeinden

Um die vielfältigen kommunalen Herausforderungen unter einen Hut zu bekommen, setzt PROGRAMMIERFABRIK bei der Entwicklung der Gemeindesoftware k5 auf flexible Standards, modulare Architekturen und durchgehende Integration. [...]

Globale Entwicklungen gehen auch an den österreichischen Gemeinden nicht spurlos vorüber. Die Anforderungen steigen, die Aufgaben werden komplexer und die Ressourcen immer knapper. Dazu kommen EU-seitige Regulierungen und die Anforderung der Anbindung an zentrale Register.

Um die zahlreichen Aufgaben auch langfristig in den Griff zu bekommen, haben die fünf Unternehmen gemdat OÖ, gemdat NÖ, Kufgem, Gemeindeinformatik Vorarlberg und PSC Public Software & Consulting, die über 1.600 Gemeinden in den neun Bundesländern betreuen, PROGRAMMIERFABRIK beauftragt, eine nachhaltige Lösung auf die Beine zu stellen. „Mit den fünf Entwicklungspartnern verbindet uns eine lange Zusammenarbeit, wir verfügen daher über ein enormes Knowhow im kommunalen Umfeld“, sagt Wilhelm Weidinger, Geschäftsführer der Linzer Software-Schmiede, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. „Wir haben die unterschiedlichsten Produkte auf dem Markt evaluiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass überall ein sehr großer Adaptierungsaufwand notwendig gewesen wäre, um die Anforderungen der Gemeinden zu erfüllen.“ Die Folge: PROGRAMMIERFABRIK wurde 2009 mit der Entwicklung der Gemeindesoftware „k5 – Finanzmanagement“ beauftragt.

AGIL STATT WASSERFALL

Weidinger und sein Team haben sich entschlossen, das Projekt agil anzugehen, und zwar nicht mit der herkömmlichen Wasserfall-Methode. Statt mit einem kompletten Pflichtenheft zu beginnen, das von vorne nach hinten abgearbeitet wird, um nach Jahren eine hoffentlich zufriedenstellende Lösung präsentieren zu können, setzten die Entwickler von Anfang an auf Sprints im Monatsrhythmus. Die stichwortartig im Product Backlog zusammengefassten Anforderungen werden vor der Zuteilung zu einem Sprint von Auftraggeber und Auftragnehmer gemeinsam verfeinert und ausspezifiziert. „Der Auftraggeber ist sofort mit den Ergebnissen unserer Arbeit konfrontiert und kann sehr zeitnah auf etwaige Fehlentwicklungen oder Missverständnisse hinweisen. Bei der Wasserfall-Methode wäre der Aufwand für Korrekturen ungleich größer“, streicht Weidinger eine der Vorteile der agilen Methode hervor.

Derzeit befindet sich das Projekt im 91. Sprint. Eine aktuelle Herausforderungen ist etwa die Neuregelung der Voranschlags- und Rechnungsabschlussverordnung, die Auswirkungen auf k5 hat. „Da wir agil agieren, können wir diese gesetzlichen Änderungen relativ einfach in unseren Gesamtentwicklungsprozess integrieren. Durch die Priorisierung ist es uns zudem möglich, alle gesetzlichen Fristen zu erfüllen.“

Bereits beim Design der Lösung wurde auf die bevorstehende Umstellung von Kameralistik auf Doppik Bedacht genommen. So wird den Gemeinden ein Umstieg vom bestehenden Buchungssystem auf die neuen Vorgaben einfach ermöglicht. In der Regel führt dieser gewaltige Umstieg dazu, dass man die kamerale Software kübeln und eine neue einführen muss. Nicht so bei k5: „Unsere Software ist so aufgestellt, dass man sowohl kameralistisch als auch doppisch buchen kann“, zeigt sich Weidinger mit seinem Produkt zufrieden.
 
k5 muss auch auf unterschiedliche Regelungen Rücksicht nehmen. „In manchen Bereichen gibt es Österreich-weite Standards, in anderen ist es so, dass man länderspezifische und manchmal auch kommunale Besonderheiten berücksichtigen muss.“ Dazu kommt, dass die Lösung für kleinste Gemeinden mit ein paar Hundert Einwohnern bis hinauf zu Städten wie Eisenstadt und Kapfenberg geeignet sein muss, was sich ebenfalls in verschiedenen Anforderungsprofilen niederschlägt. Die dafür notwendige Flexibilität zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Projekt. Das beginnt beim modularen Umgang mit Softwarebestandteilen und Funktionen, die man, wenn möglich, so kapselte, dass sie frei verschiebbar und auf unterschiedlichen Ebenen aufgerufen werden können. Und das geht bis zur Betriebsweise, wo sich jede Gemeinde aussuchen kann, ob sie k5 lokal als Inhouse-Lösung oder zentral im Rechenzentrum betreibt. Weidinger: „Es ging uns auch darum, die bestehenden Ansätze von KIM (dezentral) und Defakto (Großrechner) zu vereinheitlichen, ohne die Wahlmöglichkeit bei den Gemeinden einzuschränken, die ja allein aufgrund ihrer unterschiedlichen Größenordnung sehr verschiedene Zugänge und Ansprüche haben.“

Auf User-Ebene bildet die rollenbasierte Oberfläche mit kontextsensitiven Menüs das Herzstück der Lösung. Damit kann sich jeder Anwender in der Gemeinde mit wenigen Klicks das individuelle Dashboard bauen, das zu seiner Rolle bzw. Arbeitswelt passt.

Bei der Entwicklungsplattform und dem Look & Feel haben sich die Stakeholder für Microsoft entschieden. „Bei der Evaluierung der Projektparameter sahen wir sehr schnell, dass beim Look & Feel von k5 kein Weg am De-facto-Standard auf der Anwenderseite – nämlich Microsoft Office – vorbeiführt. Zudem bot uns die .net-Entwicklungsplattform die Offenheit und den Integrationsgrad, den so ein langfristig gedachtes Projekt verlangt“, so Wilhelm Weidinger. Derzeit läuft k5 bereits in 812 Gemeinden, bis zum Jahresende werden 1.000 Gemeinden umgestellt sein. (wf)


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