Manfred Immitzer, CEO und CDO von Porsche Informatik, ist CIO des Jahres in der Kategorie Enterprise. Mit »Agility by Design« hat die Porsche Informatik eine gesamtheitliche und nachhaltige Digitalisierungs- und IT-Strategie entwickelt und durch ein umfangreiches Change Programm umgesetzt. [...]
Für Immitzer, der mit seiner Strategie »Agility by Design« schon im Vorjahr zu einem der fünf Top-CIO gewählt wurde, ist die heurige Auszeichnung zum CIO des Jahres eine Bestätigung seiner Arbeit. »Mit ‚Agility by Design‘ adressieren wir kritische Erfolgsfaktoren wie User Experience, Time2Market oder Data Driven Models auf Basis modularer Geschäftsfähigkeiten – ein Ansatz der weit über bisherige Konzepte hinausgeht und auch über Jahre gewachsene Strukturen und Systeme in Form digitaler Bausteine zum Aufbau neuer Geschäftsmodelle zur Verfügung stellt. Damit wird die Porsche Informatik auch zu einem Vorreiter und Trendsetter in der IT-Branche«, erklärt der CDO.
Erfolgreiche Strategie führt zu Unternehmenswachstum
Die erfolgreiche Strategie hat mittlerweile auch international für Aufmerksamkeit gesorgt und schlägt sich in einem intensiven Unternehmenswachstum nieder – mit Wachstum in bestehenden Märkten und mit neuen Kunden innerhalb der Volkswagen Konzernmarken und deren Vertriebs- und Serviceorganisationen: »Wir bekommen sehr positives Feedback vom Markt. Und immer mehr potenzielle Kunden kommen auf uns zu und zeigen massives Interesse für unseren Ansatz und damit unsere Lösungen und Services. Momentan haben wir daher eher die Herausforderung, unsere Strukturen und Kapazitäten an diesen Bedarf anzupassen, also unser Wachstum zu managen«, so Immitzer. Porsche Informatik hat im Zuge dessen auch sein Geschäftsmodell optimiert und begonnen in Schlüsselmärkten, wie zum Beispiel in Frankreich, Tochterunternehmen zu gründen, um die Kunden bei der Digitalen Transformation ihrer Geschäftsfähigkeiten vor Ort noch besser unterstützen zu können.
Zudem müssen die Entwicklungsressourcen erhöht werden. Porsche Informatik baut dafür einen zusätzlichen Entwicklungsstandort in Wien, für den Mitarbeiter aus dem Umfeld Java, SAP, Security und auch AI/ML gesucht werden. Das neue »DigiLab Porsche Informatik« schafft Arbeitsplätze für rund 150 Mitarbeiter. »Wir haben uns bewusst für Wien entschieden, denn neben Sprache und Kultur ist vor allem auch der Ausbildungsstandort Wien exzellent.«
Auf die Frage, warum das Unternehmen so erfolgreiche agiert antwortet Immitzer: »Wir setzen unsere Träume auch um! Als eines der größten Softwarehäuser Österreichs leben wir eine innovative und wertschätzende Kultur, arbeiten an internationalen zukunftsweisenden Projekten mit modernsten Technologien und Methoden – und das alles auf Basis einer lernenden Organisation. Diese Attribute begeistern unsere Mitarbeiter und der erfolgreiche Ansatz ‚Agility by Design‘ ebnete uns Wachstums-perspektiven und die erfolgreiche Repositionierung als proaktiver Partner unserer Geschäftseinheiten im Rahmen der Digitalen Transformation.«
Die erfolgreiche Umsetzung dieser Digitalisierungs- und IT-Strategie und der damit verbundenen radikalen Veränderungen für alle Mitarbeiter wurde laut Immitzer durch das Etablieren einer neuen Kultur im Rahmen eines umfassendes mehrjährigen Change Programms unterstützt. Die Strategie wird halbjährlich einem Review unterzogen und entsprechend weiterentwickelt. Die Kommunikation der Strategie und der erfolgreichen Umsetzung erfolgt in einem firmenweiten jährlichen Kick-Off Meeting und entsprechenden Folge-Events auf allen Ebenen, unterstützt durch das etablierte Change Agent-Netzwerk sowie interne und externe Medienkanäle.
Umfangreiches Change Programm
»Unser Change Programm besteht aus verschiedenen Komponenten wie zum Beispiel Change Leadership (Führen im Change auf Basis eines eigens entwickelten Führungskräfteprogramms), Change Agents (Mitarbeiter, die ihren Kollegen im Change helfen), Success Stories (Motivation durch Teilen von Erfolgen bei der Umsetzung der neuen Strategie), Change Dialogue (Town Hall Meetings mit Fokus auf den Change) oder auch den Change Award (Auszeichnung von Teams für besondere Projekte – einmal jährlich ‚im Oscar-Format‘). Mit einer quartalweise durchgeführten Pulse Survey konnten wir Transparenz zu unserem Status im Change-Prozess erzeugen und ein Gefühl dafür entwickeln, wie es unseren Mitarbeitern tatsächlich geht, um kontinuierlich nachschärfen oder auch Support bieten zu können. Der wichtigste Beitrag als Führungskraft besteht aber sicherlich im persönlichen Vorleben der neuen Werte und Kultur – und zwar jeden Tag, in jeder Handlung und Entscheidung.«
Neuformierung der Teams
»Unsere Entwicklungsteams haben sich als Produktmanagementteams (SCU / Self Contained Unit) neu formiert und spiegeln quasi als modulare Organisation die modulare Landschaft unserer Geschäftsfähigkeiten beziehungsweise der darin enthaltenen IT-Lösungen (SCS / Self Contained System) wider. So verantwortet jedes Team neben der SW-Entwicklung auch die Kundenschnittstelle, Projekte, Datenstrukturen, APIs, etc. des jeweiligen Moduls. Entscheidend ist dabei, schnell und unabhängig von anderen Modulen entwickeln und deployen zu können. Prozesse oder Geschäftsmodelle, die natürlich aus einer Vielzahl von Modulen aufgebaut sind, können damit kontinuierlich an unterschiedlichen Stellen angepasst werden und monatelange Release-Zyklen gehören der Vergangenheit an. Diese Module (bzw. Produkte) entstehen als Neuentwicklungen oder durch Modularisierung von bestehenden Systemen und erweitern ständig unseren Baukasten digitaler Geschäftsfähigkeiten.
Die Eigenverantwortung der SCUs als Produktmanagementeinheiten führt zu einer gewissen Selbstorganisation beim Aufbau neuer IT-Services und strukturiertes Best Practice Sharing und Knowledge Management ersetzt in weiten Bereichen zentrale Governance oder auch Projektleiterpools – es entsteht eine lernende Organisation, die sich selbst anpasst und optimiert. In der Digitalisierung unserer Branche muss man Trends möglichst frühzeitig erkennen und sie für unsere Zwecke adaptieren – da wird Agilität zum absoluten Schlüsselfaktor. In der IT entsteht aber Agilität nur aus dem konsequenten Zusammenspiel von all diesen Komponenten wie echte CoCreation mit den Kunden, modularer Architektur, einer lernenden Organisation, einem offenen Ökosystem von Partnern und Governancemodellen, die disruptive Innovation fördern«, so Immitzer weiter.
Die Automobilbranche befindet sich laut dem CDO in einem fundamentalen Umbruch – getrieben durch technologische Trends wie Autonomes Fahren, Connected Car und E-Autos sowie gesellschaftliche Megatrends wie Sharing Economy und die Digitale Transformation der Märkte. Dabei entstehen auch immer schneller neue Mobilitätskonzepte auf der Basis »Nutzen statt Kaufen« wie Car Sharing, Mobilitätskonten oder Intermodale Mobilität. »Die klare Erwartung der Kunden zur Interaktion mit Anbietern all dieser koexistierenden Marktmodelle ist eine digitale Erlebniswelt: einfach, transparent, schnell, individuell – und alles von der Wohnzimmercouch.« Das alles funktioniert nur noch mit Hilfe der IT.
Services Digital erlebbar machen
»Unsere Lösungen müssen daher die Services des Unternehmens digital erlebbar machen – im klassischen Geschäftsmodell genauso wie bei neuen Mobilitätsformen. Und genau hier entsteht eine enorme Dynamik: Der Impact dieser Megatrends – wann und in welchem Umfang – und die damit verbundenen multiplen Marktmodelle der Hersteller aus dem Volkswagen Konzern, die wir als Handel- und Finanzdienstleister für unsere Kunden komplementär ergänzen, sind heute noch nicht klar vorhersagbar.« Diese enorme Volatilität sei durch bisherige Organisationen, Governancestrukturen, Entwicklungsmodelle und Systemlandschaften nicht abbildbar. Damit werde Agilität zum entscheidenden Erfolgsfaktor: Agilität, um die Chancen neuer Technologien zu nutzen, neue Geschäftsmodelle umzusetzen und damit den Markt zu gestalten – oder zumindest rasch auf ein verändertes Marktumfeld zu reagieren. Agilität auf ein völlig neues Niveau zu heben entstehe aber nicht durch Einzelmaßnahmen, sondern durch die konsistente Neuausrichtung aller relevanten Elemente – eben Agility by Design.
Nach dem Studium der Elektrotechnik in Graz und dem Doktorats-Studium der Physik an der TU Wien hat sich Immitzer seine ersten beruflichen Sporen bei Siemens verdient, wo er 1989 als Softwareentwickler im Telekommunikationsumfeld begonnen hat. In seinen insgesamt 16 Jahren bei Siemens war Immitzer überall dort zu finden wo Business Change zu gestalten war oder neue Technologien Einzug gehalten habe – sei es als Head ob Cable Factory mit der Gesamtverantwortung für alle Produktions- und Fertigungsstandorte von Siemens Österreich oder als Head of Solutions CEE bei Siemens Business Services. Hier und später als CEO des Application Management Centers war er unter anderem für die SAP-Harmonisierung in dutzenden Ländern in Europa verantwortlich, wo es darum ging, ERP-Prozesse zu standardisieren und dabei auch die IT-Kosten zu halbieren. Unter seiner Ägide entstand vor 20 Jahren auch die erste mobile Customer Centric Anwendung, die auch heute noch Anwendung findet, nämlich M-Parking, also das mobile Entwerten und Bezahlen eines Parkscheins in Wien.
Mehrere Projekte ausgezeichnet
Nach der Fusion der Netzwerksparten von Siemens und Nokia war er zehn Jahre lang als CIO des Unternehmens tätig. In dieser Zeit hat Immitzer für durchgeführte Projekte den Global Telecom Business Innovation Award in London gewonnen und im gleichen Jahr auch den CIO of the Year 2013/Global Exchange Award in München. Da seine zehnjährige Tätigkeit als CIO bei Nokia Networks und die damit einhergehende intensiven Reisetätigkeit nicht mehr mit der persönlichen und familiären Situation Immitzers ideal kompatibel war, zog es Immitzer zurück nach Österreich.
Immitzer ist nicht nur CDO von Porsche Informatik, sondern bildet gemeinsam mit Rainer Trischak auch die Geschäftsführung des IT-Dienstleisters und Tochterunternehmens der Porsche Holding. Die Porsche Holding ist mit einem Umsatz von 21,5 Milliarden Euro und rund 30.000 Mitarbeitern Europas größtes Automobilhandelsunternehmen, agiert in 28 Ländern in Europa, Südamerika und Asien und vertreibt alle Marken der Volkswagen-Gruppe. Die Wertschöpfungskette beinhaltet dabei Großhandel, Einzelhandel und auch Finanzdienstleistungen.
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