„Alexa, erklär mir meine Bilanz“

BMD hat sich vom universellen IT-Anbieter zu einem der führenden Softwarehersteller in Österreich entwickelt. Nun soll das Thema künstliche Intelligenz eine tragende Rolle einnehmen. Die COMPUTERWELT hat mit Geschäftsführer Ferdinand Wieder gesprochen. [...]

BMD-Geschäftsführer Ferdinand Wieser: "Im Support sollen Basis-Anfragen mittels KI abgewickelt werden." (c) BMD
BMD-Geschäftsführer Ferdinand Wieser: "Im Support sollen Basis-Anfragen mittels KI abgewickelt werden." (c) BMD

Wie ist die Umsatzentwicklung von BMD?
BMD konnte, zum dritten Mal in Folge, ein zweistelliges Umsatzwachstum erzielen. Der Umsatzanstieg in Österreich betrug in diesem Jahr exakt 11,82 Prozent. Der Umsatz des Unternehmens lag im Geschäftsjahr 2017/18 bei 50,02 Millionen Euro. Das bedeutet einen Anstieg von über 5,28 Millionen Euro gegenüber 2016/17.

In welchen Bereichen verzeichnen Sie ein besonders starkes Wachstum und worauf führen Sie das zurück?
Durch das breite Angebot im Bereich Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung der Prozesse in Unternehmen und Steuerberatungskanzleien konnte BMD seine Stellung als führender Business-Softwareanbieter in Österreich weiter ausbauen. Mit über 28.000 Kunden ist BMD in jedem zweiten Unternehmen in Österreich, das mehr als vier Mitarbeiter hat, mit seinen Softwaremodulen vertreten. Immer mehr Unternehmen nutzen auch die Vorteile der Digitalisierung, weil damit sowohl Zeit und Kosten eingespart werden, als auch eine wesentlich höhere Informationsbereitschaft erreicht wird. Mit den BMD WEB Lösungen hat es BMD geschafft, die gesamte Informationsvielfalt jedem Zugriffsberechtigten in Unternehmen oder Steuerberatungskanzleien einfach auf sein Smartphone zu liefern.
In den Bereichen Software und Schulung konnten wir gute Zuwächse erzielen. Zurückzuführen ist das sicher auf die Software-Produkte, auf die sich unsere Kunden hundertprozentig verlassen können. Ich nenne hier beispielsweise die Unterstützung in den Bereichen DSGVO und RKSVO, die mit BMD Business Software gewährleistet ist. Immer mehr Kunden nutzen auch die BMD Cloud-Lösungen.
Die BMD Akademie hat sich mit ihrem Schulungsangebot einen fixen Platz unter den Aus- und Weiterbildungsanbietern erobert. Mit der einzigartigen Kombination von Programm- und Experten-Knowhow, die Schulungsteilnehmern in den Fachseminaren finden, haben wir ein Alleinstellungsmerkmal.

Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz im Portfolio beziehungsweise gibt es schon fertige Lösungen für Unternehmen?
In Teilbereichen des gesamten Rechnungswesens spielt künstliche Intelligenz jetzt schon eine gewisse Rolle, etwa bei der Erkennung des Gegenkontos bei der Rechnungsverbuchung und in Zukunft sollen auch Basisanfragen im Support mit KI abgewickelt werden. »Alexa, erklär mir meine Bilanz« ist zwar noch Zukunftsmusik, aber wir arbeiten daran.

Welche Rolle spielt das Thema Automatisierung bei künstlicher Intelligenz oder sehen Sie diese Bereiche getrennt voneinander?
Automatisieren heißt, ein Roboter übernimmt meine Tätigkeit, KI kann Daten und Tätigkeiten unterstützen. Als Beispiel sei das Einspielen von Ausgangsrechnungen genannt: künstliche Intelligenz kann die fehlenden Daten erkennen und ersetzen. Digitalisieren heißt, analoge Medien in die digitale Welt zu überführen, beispielsweise werden Papierdokumente eingescannt, KI erkennt die ergänzungsbedürftigen Teile, ersetzt diese und führt sie in die Software über.

Was kann man beim Thema KI kurz- bis mittelfristig erwarten? Wann wird das Thema Ihrer Ansicht nach den B2B-Massenmarkt erreichen?
In einigen Bereichen ist der Massenmarkt sicher schon erreicht – zum Beispiel bei der lernenden automatischen Bankauszugsverbuchung. Für den Bereich der Rechnungen mit automatischen Buchungsvorschlägen wird es ab Mitte des kommenden Jahres Lösungen geben. Im Bereich des Supports sollen Basis-Anfragen mittels KI abgewickelt werden können.

BMD beschäftigt sich stark mit dem Arbeitsplatz der Zukunft, Stichwort BMD3. Worum geht es da konkret?
Kurz vorweg: Mit dem rasanten Kundenwachstum von BMD mit nahezu 1.600 Neukunden jährlich, ist auch ein starker Anstieg der Anzahl der für die Kundenbetreuung notwendigen Mitarbeiter verbunden. So kommt es zum Ausbau der BMD City, wo nun seit dem Spatenstich im Mai 2017 mit BMD3 die Arbeitswelt der Zukunft entsteht. Der Fertigstellungszeitpunkt im November 2018 wird schon sehnsüchtig erwartet, weil schon über 50 Mitarbeiter des Service-Teams an verschiedenen Standorten in Steyr und Umgebung ihrer Arbeit nachgehen.
Besonders interessant ist das Innenleben von BMD3. Unterschiedliche Raumszenarien unterstützen die neue Art der Arbeitsorganisation, in der die Mitarbeiter je nach Tätigkeit, die sie gerade verrichten, ihre Arbeitsplätze wechseln. Die Telefonzone ist die typische Hotline-Umgebung im Großraum, wo viel telefoniert wird. In der Desk Area – einer beruhigten Umgebung im Großraum – testen die Mitarbeiter Programme, beantworten Mails und erarbeiten Konzepte. Abgeschirmte Call Focus Boxen ermöglichen die Durchführung von Web-Schulungen mit dem Kunden – so ist ein ungestörtes Schulungserlebnis garantiert. Die Informalzonen sind für Steh-Kurzbesprechungen für maximal 3 Personen gedacht, so werden Mitarbeiter im Großraum nicht durch Besprechungen direkt am Arbeitsplatz gestört. Besprechungsräume sind in unterschiedlichen Größen vorhanden. Im Silent Room herrscht Telefonverbot. Diese Raumeinheit wird genutzt, wenn absolute Konzentration notwendig ist, beispielsweise für komplexe Aufgaben.
Unser Anspruch ist es, dass alle Mitarbeiter vom Arbeitsplatz der Zukunft profitieren, denn für BMD ist es wichtig, als wissensgenerierendes Unternehmen, ein optimales Arbeitsumfeld zu schaffen. Nur so kann der Wettbewerb um die besten Köpfe gewonnen werden. Mit diesem Konzept wurden auch die Weichen für das nächste Jahrzehnt gestellt. In den bereits bestehenden Gebäuden kommen auch schon unterschiedliche Raumszenarien zum Einsatz.

Spüren Sie den Fachkräftemangel bzw. wie finden Sie geeignete Mitarbeiter oder bilden sie entsprechend aus?
Der sich schon im letzten Jahr abzeichnende Arbeitskräftemangel stellt in der Zwischenzeit für viele Unternehmen ein immer größeres Problem dar. Software-Entwickler zu finden ist schon fast unmöglich, aber es wird auch immer schwieriger für den Servicebereich passendes Personal zu finden. Wir suchen und finden Mitarbeiter beispielsweise auf Veranstaltungen wie Karrieremessen und beim Get-together mit Schulen, FHs, Unis etc. Auf die interne und externe Ausbildung unserer Mitarbeiter legen wir viel Wert. Das reicht vom Besuch von BMD Akademie-Seminaren bis beispielsweise zum Absolvieren von externen Lohnverrechner- oder Buchhaltungskursen.

Welche Angebote haben Sie für die digitale Transformation Ihrer Kunden?
Wir begleiten unsere Kunden mit den unterschiedlichsten Angeboten, wenn es um deren digitale Transformation geht. Beispielsweise bieten wir Digitalisierungsführerscheine für WT-Kanzleien, Unternehmen und Lohnverrechner an. Es gibt auch die Möglichkeit, mit einem Kanzleicheck festzustellen, in welchen Bereichen Digitalisierung und Automatisierung eingesetzt werden können, um alle Funktionen zur Arbeitserleichterung zu nutzen, Arbeitsabläufe zu optimieren oder festzustellen, wie weit die Digitalisierung bereits umgesetzt ist.


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