Die COMPUTERWELT hat 32 heimische IT-Anbieter um ihre Einschätzung für das kommende Jahr gebeten und neben Top-Themen und Herausforderungen auch nach dem Wunschzettel an die neue Bundesregierung gefragt. [...]
Eines sei schon an dieser Stelle vorweggenommen. Die heimische IT-Branche blickt mit sehr viel Optimismus und Zuversicht dem kommenden Jahr entgegen. Die Umsatzentwicklung war laut den eigenen Angaben 2017 unisono gut und es wird gemeinhin erwartet, dass sich das auch 2018 nicht verändern wird. Viele Anbieter gehen sogar von steigenden Umsätzen aus. Diese grundlegende Einschätzung wird auch durch die Zahlen der UBIT gestützt: Allein 2016 erzielten die österreichischen Informationstechnologiebetriebe ein Umsatzwachstum von 10,4 Prozent auf 21,14 Mrd. Euro und auch für 2017 wird ein Umsatzplus von über acht Prozent erwartet.
Das begründet sich sicherlich auch mit der ansteigenden Vielfalt an angebotenen Lösungen und Services, die wiederum in der zunehmenden Digitalisierung begründet liegen, die in Östereich auch in den Unternehmen langsam aber sicher auf Touren kommt. IT kommt mittlerweile fast überall zum Einsatz, im beruflichen wie auch im privaten Lebensbereich.
IoT und Künstliche Intelligenz als Toptrends
Was die Top-Trends des kommenden Jahres betrifft, gibt es keine großen Überraschungen. Neben der Fortschreitung der Digitalen Transformation bei den Anwender-Unternehmen werden vor allem künstliche Intelligenz, Augmented Reality oder das Internet der Dinge genannt. Während diese Themen 2017 noch eher stiefmütterlich behandelt wurden und in den Kinderschuhen gesteckt sind, wird hier für 2018 ein großer Boom erwartet. Das betrifft insbesondere die beiden Themen künstliche Intelligenz und IoT. Hier haben viele Anbieter schon passende Lösungen parat oder arbeiten auf Hochtouren daran. Bleibt nur zu hoffen, dass sich auch die Kunden dieser Themen annehmen und sie im Rahmen ihrer digitalen Strategie entsprechend berücksichtigen.
All diesen Themen übergeordnet sind aber zwei große Worte: Security und Datenschutz. So gut wie alle der 32 befragten Anbieter setzen diese Begriffe an die Spitze der Prioritätenliste heimischer Unternehmen. Das liegt natürlich nicht zuletzt an der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die im Mai kommenden Jahres in Kraft tritt und bei Nichteinhaltung drakonische Strafen in Aussicht stellt. Umso prekärer: Noch sind nur die wenigsten heimischen Anwender auf alle Punkte der DSGVO vorbereitet. Daher gehen neben den Security-Anbietern auch fast alle anderen Anbieter von steigenden Umsätzen in diesem Bereich aus, da die DSGVO deutlich mehr erfordert als die bloße Absicherung der Netzwerke und Systeme.
Alle jahre wieder: Bedarf an Fachkräften steigt weiter
Was die Herausforderungen für die Anbieter selbst betrifft, findet sich vor allem ein Thema in vielen Statements wieder: Der Fachkräftemangel. Obwohl interessanter Weise die Ausbildungssituation in Österreich als sehr gut beurteilt wird, fehlen den Unternehmen an allen Ecken und Enden passende Mitarbeiter. Laut UBIT-Zahlen fehlen schon heute rund 3.000 Fachkräfte bundesweit im IT-Bereich. Tendenz stark steigend. Das wirkt sich auch auf die Geschäftstätigkeit der Anbieter aus. Viele Geschäftsführer haben angegeben, deutlich mehr Kunden betreuen und mehr Umsatz generieren zu können, wenn sie nur über mehr gut ausgebildetes Personal verfügen würden. In diesem Zusammenhang wird vor allem auch das niedrige Interesse von Frauen an den sogenannten MINT-Berufen bedauert.
Wunsch nach mehr Förderungen und Bandbreite
Auch bei den Wünschen an die neue Bundesregierung sind sich die heimischen Anbieter weitestgehend einig. Allen voran wird gefordert, dass der Breitbandausbau besser und schneller vorangetrieben wird und vor allem auf die Ballungszenten konzentriert wird, wo die meisten Unternehmen ansässig sind und Zukunftsthemen wie IoT oder Industrie 4.0 vorantreiben wollen. Das ist den Anbietern auch deutlich wichtiger als eine flächendeckende Versorgung. Frei nach dem Motto: Was nützt es mir, wenn ich in ganz Österreich passable Bandbreite zur Verfügung habe, wenn ich in Wien, Graz oder Linz eine deutlich höhere benötige.
Von vielen Unternehmen wird auch die Abwanderung von Firmen und Personal ins Ausland bemängelt, hier sollen vor allem die hohen Lohnnebenkosten reduziert werden und Anreize für Ansiedelungen durch Förderungen geschaffen werden. Den Hoffnung auf einen eigenen Minister oder zumindest Staatssekretärs für IT-Agenden haben die Entscheidungsträger der IT-Anbieter zum Unterschied zu früher scheinbar aufgegeben. Nicht ein einziger der 32 befragten Geschäftsführer hat diese Forderung auf dem Wunschzettel an die neue Bundesregierung angeführt.
Auf den folgenden vier Seiten finden sich ausgewählte Statements der heimischen IT-Entscheidungsträger zu den oben zusammengefassten Themenbereichen. Alle Interviews mit den 32 heimischen Anbietern werden in voller Länge online auf www.itwelt.at veröffentlicht.
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