Alpbach und die digitale Zukunft

Ende August ist Alpbach-Zeit. Zu den Höhepunkten zählen alljährlich die Wirtschaftsgespräche, die nicht nur ganz im Zeichen des Hauptmottos "Konflikt und Kooperation" standen, sondern auch vom Thema digitale Transformation beherrscht wurden. [...]

Inspiration, neue Ideen, Diskussion aber auch Promi-Auflauf, Networking und Show. Alljährlich ist das kleine, wirklich enge Tiroler Alpendorf auf tausend Meter Seehöhe für kurze Zeit „very busy“. Die Wirtschaftsgespräche werden traditionell auch von IT-Unternehmen getragen: Hauptpartner sind neben Generali Telekom Austria und T-Mobile, zu den Partnern zählen unter anderem Fabasoft, Microsoft und Atos. SAP war hingegen heuer nicht mehr mit dabei.

Ist der Mensch in seinem ökonomischen Handeln generell mehr konflikt- oder kooperationsbereit? Wie entwickelt sich generell die Wirtschaft in Zeiten der digitalen Transformation? Zu diesen Fragen diskutierten zum Auftakt der Wirtschaftsgespräche der renommierte Computerwissenschaftler Alex Pentland, Professor am MIT, und der aus Österreich stammende Verhaltensökonom Ernst Fehr von der Universität Zürich, der etwa sagte: „Konflikt hat eine innovationsfördernde Dimension. Es wird aber viel mehr kooperiert, als Konflikte ausgetragen werden“. Anders ist die Herangehensweise des Computer-Forschers Alex Pentland, der mit riesigen Datenmengen soziale Interaktionen misst und daraus Erkenntnisse ableitet. Recht naheliegend ist seine These „Die Community, das soziale Umfeld und die Interaktion der Individuen bestimmt Gesellschaft, aber auch Wirtschaft.“ Sein Forschungsgebiet bezeichnet Pentland selbst als „Social Physics“. Er arbeitet konkret für Projekte mit der Weltbank oder der UNO zusammen.

Europa im Jahr 2050
Während die Auftaktdiskussion doch aus sehr wissenschaftlicher Perspektive verlief, fragte sich danach eine prominent besetzte Diskussionsrunde, wie sich europäische Unternehmen entwickeln müssen, um sich auch 2050 international behaupten zu können. Eines vorweg: Alle Redner fokussierten sich auf die enormen Umwälzungen der digitalen Transformation – jeder aus seinem Blickwinkel. Die italienisch-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato etwa unterstrich die Bedeutung von staatlichen aber auch privaten Investitionen für Wirtschaft und Gesellschaft. Satjiv Cahil, ehemaliger Chief Marketing Officer bei HP und Apple, heute Silicon Valley Innovationsberater, forderte eine Veränderung im Denken. „Wenn das Silicon-Valley-Mindset nach Europa kommt, wäre Vieles möglich“. Die Europäer sollten mehr Selbstbewusstsein entwickeln. „Viele sagen: Europa braucht digitale Medien, ich sage: Digitale Medien brauchen Europa.“

Europa müsse allerdings viel schneller agieren, die Startup-Kultur müsse noch besser werden, Unternehmensgründung müssten einfacher werden und auch „Quick Fails“, also eine Kultur des (akzeptierten) Scheiterns sei dazu notwendig, meinte Sharzad Rafati, Gründerin von Broadband TV. Carl-Peter Forsters von Volvo Cars forderte eine Neuorientierung in punkto Bildung, im speziellen müsste in Zukunft ein verstärkter Fokus auf die MINT-Fächer und digitale Skills gelegt werden. Europa hat jetzt schon einen Mangel an guten Ingenieuren, Technikern und IT-Fachkräften – gerade aber da bestehe  die Chance, denn die Zukunft der Produktion liege in der Automatisierung. „Wenn wir das schaffen, dann wird Europa in der industriellen Automatisierung, Stichwort Industrie 4.0, Leader sein“, meinte Forster.

KI wird für enorme Veränderungen sorgen
Unter dem Einfluss der neuen Technologien wird sich die Arbeitswelt massiv verändern – hier waren sich alle Sprecher einig. Insbesondere Künstliche Intelligenz/Artificial intelligence (KI bzw. AI) wird für enorme Veränderungen sorgen. Selbstlernende Maschinen und Roboter werden gewisse Routine-Tätigkeiten des Menschen übernehmen, andrerseits entstehen neue Jobs und Berufschancen. „Wir suchen etwa derzeit allein 5.000 Software-Entwickler“, sagte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl in Alpbach.

Das Thema IT und digitale Transformation war auch in den zahlreichen „Breakout Sessions“ omnipräsent, so diskutierte etwa eine übrigens reine Frauenrunde, u.a. mit A1-Chefin Margarethe Schramböck, zum Thema „Homo faber digitalis – der arbeitende Mensch auf dem globalen, digitalen Marktplatz“. Microsoft lud ein, zum Thema „Der Maschinenkollege – Freund oder Feind“ gemeinsam mit Minister Jörg Leichtfried und Microsoft-Chefin Dorothee Ritz nachzudenken.

Der heimische Cloud-Pionier Fabasoft brachte IT-Security ins Spiel: Blackout-Autor Marc Elsberg, Philipp Amann vom europäischen Cyber Crimecenter in Den Haag und Fabasoft-Gründer Helmut Fallmann überlegten, wie IT- und Netzsicherheit in Europa aussehen sollte, welche Bedrohungen es gibt und welche Schutz-Maßnahmen wichtig und sinnvoll sind. Fazit: Niemand ist gegen Angriffe aus dem Netz immun, jeder einzelne und jedes Unternehmen sollte sich und seine Daten schützen.


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