„Alternative für ganz bestimmte Bereiche“

Seit einigen Jahren bearbeitet Netgear mit Storage-Produkten auch den Geschäftskunden-Markt. Das für Router bekannte Unternehmen versucht, mit ReadyNAS und vor allem ReadyData für KMU eine Alternative zu teureren Enterprise-Lösungen darzustellen. [...]

Josua Braun ist Senior Product Marketing Manager Storage EMEA bei Netgear. Im Interview mit der COMPUTERWELT hebt der erfahrene Marketier die Vorteile von Netgear-Lösungen für KMU hervor.

Sie sehen Netgear im KMU-Bereich als Alternative zu den großen Storage-Anbietern wie z.B. EMC oder NetApp. Könnten Sie das bitte begründen?
Josua Braun:
Wir sehen Netgear als Alternative für ganz bestimmte Einsatzbereiche, wie File Serving oder Backup. Kunden zahlen bei klassischen Enterprise-Herstellern oft für Dinge, die sie für diese Zwecke nicht benötigen. Trotz der deutlich niedrigeren Gesamtkosten bieten wir für diese – nicht ultra-kritischen – Bereiche klassische Enterprise-Funktionalitäten, wie Snapshots zur lückenlosen Datenwiederherstellung oder Block-basierte Replikation für Disaster Recovery auch großer Dateien oder Datenbanken. Alle Software-Funktionen stellen wir zudem ohne zusätzliche Lizenzkosten zur Verfügung und mit einer Benutzeroberfläche, die speziell auf die Anforderungen von KMUs zugeschnitten ist. So lässt sich beispielsweise eine Replikation auf einen Zweitstandort intuitiv über eine Weboberfläche in nur wenigen Minuten konfigurieren.
 
Was ist die primäre Zielgruppe von Net­gear im Storage-Bereich?
Durch ReadyNAS und ReadyDATA sind wir in der Lage, ein sehr breites Spektrum abzudecken – vom freiberuflichen Einzelunternehmer bis hin zu Großunternehmen mit einer Filialstruktur sowie natürlich den klassischen Mittelstand mit 20 bis 500 Clients. Wir sehen zunehmend die Tendenz, dass gerade KMU ganz genau darauf achten, welche Funktionen, Performance und Kapazitäten benötigt werden und in welchen Bereichen sich Gesamtkosten reduzieren lassen und man günstigere Lösungen einsetzen kann. Klassische Beispiele sind Filialstrukturen, einzelne Abteilungen oder auch bestimmte Anwendungen wie File-Sharing oder Backup. Mit unserer Backup-Appliance-Lösung „ReadyRECOVER“ kommt der Kunde etwa  durch eine tiefe Integration von Hard- und Software mit deutlich weniger Kapazität und vor allem Management-Aufwand aus, als bei vergleichbaren Lösungen  

Was ist mit anderen Anbietern, die diesen Bereich ebenfalls adressieren, etwa Qnap, Synology oder Buffalo? Was macht Netgear besser?
Wir unterscheiden uns in drei Punkten wesentlich: Erstens setzt Netgear als erster und einziger Anbieter in dieser Gruppe auf sogenannte „advanced“ Dateisysteme – BTRFS und ZFS. Im Gegensatz zu dem sonst eingesetzten EXT4-Filesystem ergeben sich daraus bei der Qualität der Datensicherung enorme Vorteile für den Kunden. Konkret bieten diese Filesysteme einen Snapshot-Schutz für File- und Blockdaten mit einer unbegrenzten Zahl von Wiederherstellungspunkten ohne Performance-Einbußen. Das war bisher nur bei Enterprise-Systemen wie etwa NetApp der Fall. Des Weiteren bieten die Systeme auf Dateisystem-Ebene kompletten Schutz gegen „Bitrot“, die schleichende Korruption von Daten, bei der auf Datenträgern über einen längeren Zeitraum einzelne Bits zerstört werden und ganze Dateien dadurch nicht mehr nutzbar sind. Diese Gefahr ist nur wenigen bekannt, bedeutet aber für den Kunden, dass durch die Kombination dieser beiden Funktionen im Ernstfall der Schaden wesentlich geringer ausfällt, wenn Dateien gelöscht werden oder virtuelle Maschinen Probleme bereiten. Daraus resultiert somit auch eine viel höhere Anwender-Produktivität, da Ausfallzeiten minimiert werden und selbst bei Fehlern durch Mitarbeiter ein maximaler Zeitversatz von einer Stunde nach der Wiederherstellung einer Datei besteht.
Zum Zweiten das Thema „Personal Cloud“, also vereinfacht Dropbox- bzw. GoogleDrive-Funktionalität auf der eigenen Hardware. Hier setzt Netgear auf eine patentierte, automatisierte VPN-Lösung. Damit spart sich der Anwender die Konfiguration des Routers und er muss keine Portfreigabe am Router einrichten. Damit ist die „ReadyCLOUD“ die derzeit sicherste Personal Cloud auf einem NAS. Business-Anwender können diese Funktion auf Wunsch natürlich abschalten.
Und als dritten Punkt gewähren wir unseren Kunden als einziger Anbieter eine fünf-jährige Garantie auf alle Business-NAS-Produkte, angefangen beim kleinen 2-Bay-Desktop-System bis hin zu den größten Modellen. Zu dieser Garantie gehören der Vorab-Austausch am nächsten Werktag und der 24×7 Lifetime Support. Damit bieten wir „best-in-class“ Garantie und Support, was neben dem „guten Gefühl“ einen signifikanten Kostenvorteil für unsere Kunden bedeutet.

Wo stehen da die Consumer?
Von einer einfachen Bedienbarkeit profitieren beide Zielgruppen. Endkunden können alle wesentlichen Aufgaben über die einfach gehaltene Weboberfläche erledigen. Das NAS-System selbst sowie die ReadyCLOUD-Funktionalität sind mit sehr wenigen Schritten über einen Wizard aufgesetzt. Unternehmenskunden wiederum können über das Web-GUI und natürlich SSH sämtliche Konfigurationsanforderungen leicht umsetzen. Wichtig ist bei aller Bedienbarkeit, die Funktionalität nicht einzuschränken.

Wird der Bedarf an „professionellen Funktionen“ wie z.B. Snapshots auch im Consumer-Bereich steigen?
Hier ist viel Aufklärungsarbeit erforderlich. Die fortschrittlichen Datensicherungsfunktionen – Snapshots und Datenintegrität  – haben auch und besonders für Endkunden gewaltige Vorteile. Denken Sie an Freiberufler oder Studenten, die Artikel auf dem NAS speichern oder an Familienfotos, die gegen jede Art von Datenkorruption geschützt werden müssen. Hier stehen wir noch ziemlich am Anfang einer revolutionären Entwicklung, bei der es immer wichtiger wird, einen Langzeit-Schutz der persönlichen Daten zu gewährleisten. Hier sehen wir uns mit „Advanced Filesystem“-Ansatz auf dem richtigen Weg, da wir zwei zentrale Risiken, die versehentliche Löschung und Bitrot, adressieren.

Das Gespräch führte Rudolf N. Felser.

Das Interview in voller Länge finden Sie auf Computerwelt.at.

Josua Braun
Josua Braun ist seit März 2012 als Senior Product Marketing Manager EMEA bei der Commercial Business Unit von Netgear tätig. Er ist verantwortlich für die Vermarktung der Netgear-Produkte in der Region EMEA. Seinen Schwerpunkt bilden die Bereiche Storage und Lösungen. Vor Netgear war Josua Braun über neun Jahre in Produktmarketing- und OEM-Vertriebspositionen bei Brocade tätig.


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