An IoT kommt fast kein Business vorbei

Industrie 4.0, smarte Häuser und vernetzte Autos sind nur der Beginn einer nachhaltigen Veränderung vieler altbekannter Geschäfts- und Lebensbereiche. Viele Branchen werden die Möglichkeiten des Internet of Things (IoT) erst für sich entdecken. [...]

Der Kühlschrank, der die Milch bestellt, wenn sie zu Ende geht, wird wohl noch eine Zeit lang nicht in den Elektromärkten zu finden sein, aber er wird gerne genannt, wenn es um die Möglichkeiten des Internets der Dinge (IoT) geht. Das Thema ist freilich zu vielschichtig, als es auf einen Kühlschrank mit eingebauten Sensoren und der Fähigkeit, sich in ein Netzwerk einzuloggen, zu reduzieren. Dass das Internet von Allem (Internet of Everything) jedoch ein Wachstumsmarkt und einer der Umsatzbringer von morgen ist, darüber besteht kein Zweifel. Das IoT wird aber zuerst vor allem im B2B-Markt zu Umsatzsteigerungen führen und nicht im Endkundenmarkt. Laut den Deloitte TMT Predictions 2015 werden weltweit eine Milliarde vernetzter Geräte verkauft, wobei der Umsatz mit Hardware und Connectivity um zehn Prozent steigt. Die Mehrzahl dieser IoT-Hardware wird dabei im B2B-Bereich verwendet. Wenig überzeugende Consumer-Anwendungen verhindern noch die Entwicklung eines Massenmarktes für IoT. Marktbeobachter kalkulieren dennoch für 2020 mit IoT-bezogenen Services im Wert von 263 Milliarden Dollar (rund 232 Mrd. Euro) weltweit. Aber so sehr das IoT auch begeistert und so viele Möglichkeiten es bietet, die meisten Unternehmen müssen diese Businessideen wohl erst für sich entdecken.

FÜNF WACHSTUMSFAKTOREN
Die fünf wichtigsten Wachstumsfaktoren bei IoT sieht Cisco in den Bereichen der Ressourcennutzung und Kostensenkung, Mitarbeiterproduktivität und erhöhter Arbeitseffizienz, Lieferkette und Logistik (weniger Verschwendung), Kundenzufriedenheit und Kundenbindung sowie Innovation. Laut Gartner ist die IoT-affinste Branche derzeit die Versorgungswirtschaft – mit 778 Millionen installierten Devices, die vor allem aus den Smart-Metering-Initiativen resultieren. Den Versorgern sind Unternehmen aus dem Fertigungs- und Rohstoffsektor mit 526 Millionen vernetzten Gegenständen auf den Fersen.

Ein großer Bereich, in dem die Vernetzung der Dinge bereits eine maßgebliche Rolle spielt, ist Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M). Diese ist ganz deutlich im Businessegment angesiedelt. Derzeitige Einsatzszenarien gibt es etwa in den Bereichen Transportwesen, Telematik und Flottenmanagement, Überwachung und Sicherheit, Versorgung und Logistik, Verkaufsautomaten und elektronische Bezahlsysteme. Ebenso zählt die Automation in der Produktion dazu, Stichwort Industrie 4.0.

INTELLIGENTE PRODUKTIONSKETTEN
Das Zusammenwachsen modernster Informations- und Kommunikationstechnologien mit klassischen Produktions- und Logistikprozessen sowie ihren Ressourcen bietet ganz neue Wege der Fertigung. Die Objekte tauschen gegenseitig Informationen aus und treffen ihre Entscheidungen mittels künstlicher Intelligenz selbst. Laut dem Institut Fraunhofer Austria herrscht in den neu entstehenden intelligenten Fabriken eine völlig neue Produktionslogik: Produkte sind eindeutig identifizierbar, jederzeit lokalisierbar und kennen ihre Historie, ihren aktuellen Zustand sowie alternative Wege zu ihrem Zielzustand. Die intelligente Produktion kann also spezifische Kundenwünsche berücksichtigen und selbst Einzelstücke rentabel produzieren. Geschäfts- und Engineering-Prozesse sind dabei dynamisch gestaltet – das heißt, die Mitarbeiter können die Produktion kurzfristig verändern und flexibel auf Störungen und Ausfälle reagieren. Die Produktion der Zukunft ist also nicht menschenleer, wie von mehreren Seiten befürchtet wird.

Aber auch die öffentliche Hand trägt zur Verbreitung von IoT bei:  Laut Gartner sind 434 Millionen Einheiten verbaut, die permanent Datensammeln, zum Beispiel Straßenlaternen oder intelligente Mülltonnen, die ihren Füllstand selbstständig mitteilen. Die Stadt Philadelphia spare demnach eine Million Dollar im Jahr, weil sie die Tonnen nach Bedarf und damit viel seltener leere.

UNSICHERHEITSFAKTOR DATENSCHUTZ
Mehr in die Richtung Endnutzer beziehungsweise Konsument gehen Themen wie Smart Home, Connected Car und Wearables. Aber auch diese Trends haben ihren Ursprung im B2B-Markt. Eine stärkere Verbreitung von Smart Home etwa dient vor allem den Energieversorgern und Herstellern von Haushaltsgeräten. Intelligente Stromnetze (Smart Grids) sollen unter Einbindung dezentraler Energieversorger und -speicherorte sowie aller Stromverbraucher den Weg zu einer optimalen Verteilung der Versorgung und der Verbrauchszeiten ebnen. Und das vernetzte Auto bietet letztendlich der Automobilbranche eine Spielwiese, auf der sie ihre IoT- und M2M-Ideen vorantreiben kann. Je mehr Daten Autos, Häuser, Fernseher und Uhren senden, desto größer wird das Thema Datenschutz. Laut Gartner sind zum Beispiel Versicherungen brennend an den Daten aus Autos oder von den derzeit angesagten Activity Trackers interessiert, damit sie aufgrund der individuellen Fahr- beziehungsweise Lebensweise ihrer Kunden die Risiken besser bestimmen und individuelle Tarife definieren können, anstatt mit Durchschnittswerten und unsicheren Annahmen operieren zu müssen. Das Internet der Dinge eröffnet somit vielen Branchen, die die Businessmöglichkeiten erst erkennen müssen, ungeahnte neue Geschäftsfelder. Die Risiken, die die vernetzte Welt mit sich bringt, werden allerdings vielfältiger. (pi/cb)


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