App-Entwicklung ohne Programmierkenntnisse

Citizen Development ermöglicht es Fachabteilungen, maßgeschneiderte Anwendungen ohne Programmierkenntnisse zu erstellen. Doch welche Vorteile und Herausforderungen bringt dieser Ansatz mit sich? [...]

Citizen Development kann den Mangel an professionellen Entwicklern kompensieren. (c) Pexels
Citizen Development kann den Mangel an professionellen Entwicklern kompensieren. (c) Pexels

Citizen Development beschreibt die Möglichkeit, dass Mitarbeiter ohne tiefgehende IT-Kenntnisse mit Hilfe von Low-Code- oder No-Code-Plattformen eigene Anwendungen entwickeln können. Dieses Konzept hat sich in den letzten Jahren als wichtiger Bestandteil der digitalen Transformation etabliert, da es Unternehmen erlaubt, schneller auf geschäftliche Herausforderungen zu reagieren und Innovationen voranzutreiben. Im Kern steht die Idee, Softwareentwicklung für eine breitere Zielgruppe zugänglich zu machen. Mit Hilfe benutzerfreundlicher Plattformen, die Drag-and-Drop-Funktionen und vorgefertigte Templates bieten, können auch Mitarbeiter außerhalb der IT-Abteilung Anwendungen erstellen. Diese sogenannten Citizen Developer arbeiten oft in Fachabteilungen wie Marketing, Vertrieb oder Personalwesen und entwickeln Lösungen, die speziell auf ihre Anforderungen zugeschnitten sind.

Abhängigkeiten reduzieren

Die Vorteile von Citizen Development sind vielfältig, wie Studien etwa von KPMG zeigen. Zum einen können Entwicklungszeiten erheblich verkürzt werden. Während klassische Softwareprojekte oft Monate dauern, lassen sich mit No-Code-Tools einfache Anwendungen innerhalb weniger Tage umsetzen. Dies beschleunigt nicht nur interne Prozesse, sondern reduziert auch die Abhängigkeit von IT-Abteilungen, die sich auf komplexere Projekte konzentrieren können. Darüber hinaus fördert das Konzept die Innovationskraft innerhalb eines Unternehmens. Mitarbeiter, die am nächsten an den Geschäftsprozessen arbeiten, können eigenständig Lösungen entwickeln, ohne auf externe Unterstützung warten zu müssen. Dies führt nicht nur zu maßgeschneiderten Anwendungen, sondern steigert auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter.

Mangelnde Kontrolle

Trotz der Vorteile birgt Citizen Development auch Herausforderungen. Eine der größten Gefahren liegt in der mangelnden Kontrolle über die erstellten Anwendungen. Ohne klare Governance-Richtlinien besteht das Risiko von Sicherheitslücken oder Compliance-Verstößen. Zudem können Integrationsprobleme auftreten, wenn Anwendungen nicht nahtlos mit bestehenden Systemen verbunden werden können. Ein weiteres Problem ist die Skalierbarkeit. Anwendungen, die von Nicht-Experten entwickelt wurden, stoßen oft an ihre Grenzen, wenn sie für größere Nutzerzahlen oder komplexere Prozesse eingesetzt werden sollen. Um diese Risiken zu minimieren, ist es entscheidend, dass Unternehmen klare Richtlinien aufstellen und Schulungsprogramme für Citizen Developer anbieten. Einige Unternehmen haben bereits erfolgreich Citizen Development in ihre Prozesse integriert. So hat Shell ein Governance-Modell entwickelt, das es über 4.000 Citizen Developern ermöglicht, innovative Lösungen zu schaffen, ohne Sicherheitsstandards zu gefährden.

Fachkräftemangel treibt die Entwicklung voran

Die zunehmende Verbreitung von Citizen Development wird durch mehrere Faktoren begünstigt: Der Fachkräftemangel im IT-Bereich zwingt Unternehmen dazu, neue Wege bei der Softwareentwicklung zu gehen. Gleichzeitig ermöglichen Fortschritte bei Low-Code- und No-Code-Plattformen eine einfachere Nutzung und Integration solcher Tools in bestehende IT-Landschaften. Mit einer klaren Strategie, geeigneten Plattformen und einer durchdachten Governance kann dieser Ansatz erheblich zur digitalen Transformation beitragen.


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