Die Digitalisierung gefährdet bis 2040 über 40 Prozent der Arbeitsplätze in der Industrie. A.T. Kearney erwartet, dass bis zu 30 Prozent der Wirtschaftsleistung bis dahin mit neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen erwirtschaftet werden muss. [...]
Digitalisierung ist der größte Entwicklungsschub für die Industrie seit der industriellen Revolution. Dafür müssen aber Unternehmen, Politik und Wissenschaft aktiv den notwendigen Umbau der österreichischen Wirtschaft einleiten und vorantreiben“, so Florian Haslauer, Partner bei A.T. Kearney Österreich. Mehr als 30.000 heimische Industrieunternehmen stehen vor Disruptionen in den traditionellen Arbeitswelten und der Standort Österreich verliert zunehmend an Attraktivität. Ein Blick über den Tellerrand könnte sich laut Haslauer für innovative Betriebe lohnen, da viele Chancen darauf warten, genutzt zu werden. Auch wenn sinkende Wachstumsraten zu beobachten sind, ist die Bruttowertschöpfung in Österreich über die letzten 20 Jahre durchschnittlich um 1,4 Prozent pro Jahr real gewachsen.
Heute wird rund die Hälfte der Wertschöpfung von der Industrie und den industrieorientierten Dienstleistungen generiert. „Österreich ist nach wie vor ein Industrieland. Diese Branchen sind somit ganz wesentliche Treiber für den Wohlstand in Österreich“, so Haslauer, Autor der A.T. Kearney-Studie „Wertschöpfung 4.0 – Österreichs Industrie in der Zukunft“. Für die Studie befragte A.T. Kearney im Herbst 2016 in Zusammenarbeit mit dem Industriemagazin 100 österreichische Industrieunternehmen.
Von den 1,8 Millionen Arbeitsplätzen in der Industrie und den industrieorientierten Dienstleistungen sind 42 Prozent der Arbeitsplätze – also über 750.000 – aufgrund von Digitalisierung und Automatisierung in den nächsten 25 Jahren gefährdet. „Besonders schwerwiegend ist diese Entwicklung, wenn man bedenkt, dass fast die Hälfte aller Lehrlinge von Industrie- und Gewerbeunternehmen ausgebildet werden und dass Beschäftigte in Industrie und Gewerbe durchschnittlich um zehn Prozent mehr verdienen als in anderen Branchen“, ergänzt Achim Kaucic, Co-Autor der Studie. Abgesehen von der Industrie sind auch Jobs in industrieunabhängigen Dienstleistungssektoren durch Automatisierung gefährdet. Insgesamt sind 44 Prozent aller österreichischen Arbeitsplätze bedroht.
Digitalisierung bietet Chancen
Österreichs Industrieunternehmen stehen der Digitalisierung aber grundsätzlich positiv gegenüber: Für drei Viertel der befragten Unternehmen überwiegen die Chancen der Digitalisierung für ihr Unternehmen, für praktisch keinen der Befragten überwiegen die Risiken. Besonders in der Entwicklung neuer Produkte, in der Implementierung neuer Technologien und in der Erhöhung der Produktivität wird viel Potenzial gesehen.
A.T. Kearney geht davon aus, dass der Wegfall von Arbeitsplätzen aufgrund der Automatisierung durch drei Aspekte aufgefangen werden kann. Einerseits werden neue Arbeitsplätze im Sozial-Bereich, in Bildung und Softwareentwicklung entstehen. Anderseits wird ein Teil durch die Verkürzung der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit, durch den Ausbau von Teilzeit, Bildungsurlauben und Auszeiten erfolgen. Hier ist ein Trend, der in den letzten zwei Jahrzehnten zu beobachten war, auch in den nächsten 20 Jahren in gleicher Weise zu erwarten.
Die weitere Verbesserung der Produktivität erhält oder steigert sogar die Wertschöpfung pro Arbeitsstunde. Der dritte und wichtigste Aspekt ist die Entwicklung von neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen. Bis zu 30 Prozent der Wirtschaftsleistung in 2040 werden durch neue Geschäftszweige abgedeckt.
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