Arbeitswelt nach Corona

Laut einer aktuellen Studie von EY fordern neun von zehn Arbeitnehmer mehr Flexibilität in Bezug auf den Arbeitsort und die Arbeitszeit, wobei mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Befragten nach der Pandemie eine Kündigung ihrer Stelle in Erwägung ziehen, wenn diesen Forderungen nicht nachgekommen wird. [...]

Oliver Suchocki, Leiter HR Management Consulting bei EY Österreich (c) EY Österreich
Oliver Suchocki, Leiter HR Management Consulting bei EY Österreich (c) EY Österreich

Für die Studie »Work Reimagined« der Unternehmensberatung EY wurden weltweit mehr als 16.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus verschiedensten Berufen und Branchen in 16 Ländern zu ihren Ansichten in Bezug auf die Arbeit während und nach der Pandemie befragt. Wie eingangs erwähnt würden sich – wenn sie die Wahl hätten – mehr als die Hälfte der befragten Mitarbeitenden (54 Prozent) für mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten entscheiden. Im Vergleich dazu wünschen sich 40 Prozent Variabilität hinsichtlich des Arbeitsortes. Die Mitarbeitenden möchten nach der Pandemie im Durchschnitt zwei bis drei Tage an einem anderen Ort, also remote, arbeiten können. Nach Lockerung der Einschränkungen aufgrund der Pandemie, würden 22 Prozent lieber Vollzeit im Büro arbeiten, wobei sich 33 Prozent der befragten Mitarbeiter eine insgesamt kürzere Arbeitswoche wünschen. Zwei Drittel (67 Prozent) glauben, dass ihre Produktivität unabhängig vom Standort gleichbleibt. Das Arbeiten im Home Office wird damit wohl nicht mehr verschwinden. »Da gerade die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen das Rückgrat jedes Unternehmens darstellen, sind Arbeitgeber gut beraten, jetzt über die mobilen und flexiblen Arbeitsmöglichkeiten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu reflektieren und die richtigen Signale zu setzen«, rät Oliver Suchocki, Leiter HR Management Consulting bei EY Österreich, denn »mit Passion und den richtigen People folgt der Profit.« 

Millennials kündigsfreudiger als Babyboomer 

Zu den Berufsgruppen, die am ehesten ihren Arbeitsplatz wechseln würden, gehören Führungskräfte, Mitarbeitende mit Technologie- oder Finanzaufgaben sowie Pflegekräfte. Zu denjenigen, die am ehesten in ihrer aktuellen Position bleiben, gehören laut Studie Babyboomer, Personen mit einer Betriebszugehörigkeit von mehr als zehn Jahren und Personen, die in der Verwaltung oder im Bildungswesen tätig sind. Besonders Millennials würden als letztes Mittel zur Kündigung greifen, wenn die Flexibilität bei ihrem Arbeitgeber nicht zufriedenstellend ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass Millennials kündigen, ist doppelt so hoch wie bei Babyboomern. Trotz der offensichtlichen Bereitschaft, den Arbeitsplatz für flexiblere Arbeitsregelungen zu wechseln, sagen die meisten der befragten Mitarbeitenden (76 Prozent), dass sie mit ihrem Arbeitsplatz zufrieden sind. Fast alle Beschäftigten (93 Prozent) planen grundsätzlich, in den nächsten zwölf Monaten in ihrer derzeitigen Position zu bleiben.

Regina Karner, Leiterin People Advisory Services und
Partnerin bei EY Österreich
(c) EY Österreich

„Flexibles Arbeiten ist die neue Währung, um Top-Talente zu gewinnen und zu halten“, kommentiert Regina Karner, Leiterin People Advisory Services und Partnerin bei EY Österreich, die Situation und ergänzt: „Arbeitgeber, die in Zukunft die besten Mitarbeitenden halten wollen, müssen flexibles Arbeiten in den Mittelpunkt ihrer Talentstrategie stellen.“

In der Umfrage wurde auch die Einstellung zu bestehenden Arbeitsmethoden abgefragt, wobei die befragten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Auswirkungen der Telearbeit weitgehend positiv bewerten. Fast die Hälfte (48 Prozent) gibt an, dass sich ihre Unternehmenskultur im Laufe der COVID-19-Pandemie verändert und verbessert hat, während nur 31 Prozent glauben, dass sie sich verschlechtert hat.

Eine flexiblere Arbeitsweise und remote Work führen zu höheren Anforderungen an die technologischen Rahmenbedingungen, sowohl vor Ort als auch im Home Office. 64 Prozent der Befragten wünschen sich bessere Technologien im Büro wie schnelleres Internet, fast die Hälfte (48 Prozent) wünscht sich, dass der Arbeitgeber die Hardware im Home Office aufrüstet (z.B. zusätzliche Monitore und Headsets) und fast der gleiche Anteil (47 Prozent) wünscht eine Erstattung der Kosten für Hochgeschwindigkeitsinternet. Dennoch: Trotz Zoom, MS Teams & Co möchten 67 Prozent der Befragten nach der Pandemie mäßig bis ausgiebig geschäftlich reisen – ein Anstieg gegenüber 49 Prozent zu jener Umfrage, die 2020 durchgeführt wurde.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*