Atos Österreich hat bei der Suche nach einem neuen Standort seine Mitarbeiter verstärkt eingebunden und sie zu ihren Bedürfnissen in einer neuen Arbeitswelt befragt. Die Niederlassung soll unter allen Ländern der Atos-Gruppe der erste Standort sein, der die Arbeitsplatzumgebung nach diesen Kriterien umsetzt. [...]
Vor drei Jahren, also vor der Pandemie, hat Atos im Rahmen der Evaluierung eines neuen Standortes damit begonnen, gemeinsam mit allen Mitarbeitern ein Konzept für eine neue Arbeitswelt zu entwickeln. Hierzu wurden Umfragen sowie Workshops durchgeführt, um zu ermitteln, wie sie arbeiten wollen, welche Wünsche und Bedürfnisse sie haben und wie sich dies alles am besten umsetzen lässt. »Wir haben mit Beratern zusammengearbeitet und uns überlegt was alles umgesetzt werden kann«, erzählt Johann Martin Schachner, CEO von Atos Österreich, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. »Im Jänner 2020 waren wir soweit mit unserem Konzept in den Markt zu gehen, aber dann ist Covid gekommen.« Die Projektarbeit wurde fortgesetzt und es wurde erneut eine Umfrage unter den Mitarbeitern durchgeführt, weil sie sich noch viel mehr dessen bewusst geworden sind, welche Bedürfnisse sie tatsächlich haben.
Pandemie beschleunigt den Arbeitsplatz der Zukunft
Der Arbeitsplatz der Zukunft ist bei Atos schon seit vielen Jahren ein zentrales Thema, das während der Pandemie nur stärker in den Fokus gerückt ist. »Die Pandemie hat dazu geführt, dass die Arbeitsmethoden für das eigene Unternehmen neu überdacht wurden«, so Schachner. Als Technologieunternehmen, das schon vorher auf mobiles Arbeiten gesetzt hat, war es kein Problem die Mitarbeiter innerhalb kürzester Zeit ins Home Office zu bringen. »Jeder Mitarbeiter hat einen Laptop und die gesamte Arbeitsplattform des Unternehmens war und ist auf Mobilität ausgerichtet. Die einzige Konsequenz war, dass die Mitarbeiter begonnen haben, diese Möglichkeiten zu nutzen«, so Schachner. »Die Frage, die wir uns gestellt haben war, welche Anforderungen ein Standort erfüllen muss, wenn ich weiß, dass die Mitarbeiter alle Möglichkeiten nutzen wollen. Warum soll jemand zum Arbeiten ins Büro kommen? Und in diesem Zusammenhang haben wir uns verstärkt mit Werten befasst.« Hier sind bei der Umfrage Themen wie Team, Kollaboration aber auch Diversität und Dekarbonisierung genannt worden. »Das spielt alles zusammen wenn es um die Standortauswahl und die Gestaltung eines Büros geht. Und aus all diesen Dingen haben wir ein Konzept abgeleitet, wie der Standort auszusehen hat, der diese Werte optimal unterstützt.«
Eine Wertebasis schaffen
Eine große Rolle spielen dabei Technologien, die diese Art von Werten unterstützen. »Dazu gehören etwa offene Räumlichkeiten oder große interaktive Bildschirme und es muss alles sehr einfach funktionieren. Es ist ärgerlich, wenn man zehn Minuten mit Kabeln hantieren muss, um ins Unternehmensnetzwerk zu kommen oder an einem virtuellen Meeting teilnehmen zu können.« Zudem müsse auch ein gute Infrastruktur vorhanden sein wie eine gute Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel und Restaurants. »Man muss einen Werte-Coktail schaffen, mit dem man die Mitarbeiter ein paar Tage pro Woche ins Büro bringt«, sagt Schachner, »denn auf Dauer remote zu arbeiten ist nicht erstrebenswert.«
Neue Anforderungen an die Führungskräfte
Neben den technischen und infrastrukturellen Voraussetzungen stelle die neue Arbeitswelt auch hohe Ansprüche an das Führungsverhalten. »Ich muss mir als Führungskraft überlegen, wie ich meine Mitarbeiter bei diesem Change begleiten kann. Das bedeutet, dass ich mich weiterentwickeln muss, um mit der neuen Situation umzugehen. In der Online-Welt gibt es eine ganz andere Intensität, sich mit Menschen auseinanderzusetzen. Wie schafft man es letztendlich auch auf dieser Basis die Teams zusammenzuhalten. Das Führen der hybriden Teams ist ganz entscheidend. Wenn jemand ins Büro kommen soll, muss es dafür einen wichtigen Grund geben und nicht nur, weil es die Führungskraft so will. Die entscheidende Frage ist, wie ein Betrieb seine Arbeitsabläufe so gestalten kann, dass es für den Unternehmenszweck und die Mitarbeiter optimal ist.«
Es gebe sicher auch Unternehmen, die sich über solche Entwicklungen weniger Gedanken machen und sich eher damit beschäftigen, wie sie die Mitarbeiter wieder zurück ins Büro bringen. »Meiner Meinung nach muss ein Unternehmen, das für Mitarbeiter attraktiv sein will, eine Wertebasis haben.« Gleichzeitig müsse man für optimale Home Offices sorgen.
Eine weitere Problematik sei das Onboarding neuer Mitarbeiter. »Wir haben bei uns einen KPI von drei Stunden«, so Schachner, »danach geht es darum den Mitarbeiter in die Prozesse zu integrieren. Das ist eigentlich die Schlüsselaufgabe und die umzusetzen ist unter den derzeitigen Umständen extrem schwer. Hier spielt der persönliche Kontakt noch eine große Rolle. Das ist auch die Aufgabe der Führungskräfte.« Das neue Konzept von Atos berücksichtigt laut Schachner all diese Dinge. »Ob es funktioniert, wissen wir in zwei Jahren.«
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