Attingo-Highlights 2013

Vom geschmolzenen Laptop bis zu irreführenden Kundenangaben: Der Alltag der Datenretter von Attingo wird wohl nie langweilig. [...]

Attingo, das Datenrettungsunternehmen mit Labors in Wien, Hamburg und Amsterdam, präsentiert wie jedes Jahr einen Rückblick der „Highlights“. Hier die kuriosesten Datenrettungsfälle:

UNZUREICHENDE DATENLÖSCHUNG
Eine Bank sendete drei Festplatten im High-Priority-Verfahren zur Datenrettung ein. Die Diagnose ergab, dass die Platten keine Daten enthielten, sondern nur mit Null-Zeichen gefüllt waren. Deshalb vermutete Attingo, dass es sich um einen Test des internen Datenvernichtungsverfahrens der Bank handelte. Die Experten entschieden sich, auch die defekten Bereiche zu analysieren, die von der Festplatte bereits ausgeblendet und durch Reservesektoren ersetzt waren. Das Ergebnis: Es wurden Fragmente von teils sensiblen Excel-Dokumenten gefunden.

MULTIPLER FESTPLATTENAUSFALL

„Wir wissen, dass RAID nicht sicher ist“, schreibt Attingo seit vielen Jahren. Ein Beispiel: Eine Marketingagentur, die in einer alten Fabrik eingemietet ist, hatte die Server im Erdgeschoß in einem kleinen Raum aufgestellt. Direkt davor fanden auf der Straße gerade Bauarbeiten statt. Als plötzlich das Datenlaufwerk nicht mehr ansprechbar war, wurden die Experten von Attingo zu Hilfe gerufen. Diese diagnostizierte, dass alle acht Festplatten im RAID-Verbund defekt waren. Durch eine plötzliche massive Erschütterung bei den Bauarbeiten sind die Schreib-/Leseköpfe aller Festplatten gleichzeitig auf den Magnetscheiben aufgeschlagen und in Folge abgerissen.

FEHLERHAFTE KONFIGURATION
Nachdem vor drei Jahren ein Firmenserver mit einer einzig verbauten Festplatte gerettet werden musste, wollte der Kunde diesmal auf Nummer Sicher gehen: Der IT-Betreuer wurde beauftragt, in dem neu erworbenen Firmenserver fünf Festplatten in einer Spiegelung (RAID1) zu installieren. Als die Daten diesen Herbst plötzlich nicht mehr abrufbar waren, stellte sich heraus, dass der Datenträgerverbund fehlerhaft konfiguriert war. Es war statt einem RAID1 ein RAID0 eingerichtet, bei dem die Daten bereits nach dem Ausfall einer einzigen Festplatte nicht mehr verfügbar sind. Wieder landete ein Server des Kunden im Labor von Attingo.

IRREFÜHRENDE ANGABEN
Oft erhält Attingo Datenträger mit einer Fehlerbeschreibung, die nichts mit den Tatsachen zu tun hat – vermutlich aus Angst vor den Vorgesetzten. In einem Fall lauteten die Angaben: „Die externe Festplatte funktionierte nach dem Anstecken an USB plötzlich nicht mehr“. Die Optik ließ jedoch etwas anderes vermuten: Massive Schäden am Gehäuse und der Festplatte selbst. Nach erneutem Nachfragen beim Kunden gestand dieser, dass der Datenträger versehentlich von einem Baufahrzeug überfahren wurde. Die gute Nachricht: Auch in diesem Fall konnten die Experten die benötigten Daten rekonstruieren.

FALSCHE DIAGNOSEN
Attingo erhält auch häufig Datenträger, die von einem Mitbewerber bearbeitet wurden. Dass ein Datenträger bereits durch die Hände von vier Anbietern gegangen war, ist ungewöhnlich. Die Begründungen, warum eine Rekonstruktion nicht möglich sei, reichten in einem Fall von „Motor defekt“ bis hin zu „Defekt. Datenrettung nicht möglich“. Die Attingo-Techniker stellten jedoch fest, dass in Wirklichkeit ein Fehler in der Festplatten-Firmware vorlag.

UNEINSICHTIGE KUNDEN

Die Kundenbetreuung erhielt einen Anruf mit dem Inhalt, dass Disketten, die etwa fünf Jahre im Tresor gelagert waren, nicht mehr lesbar seien. Das Datenrettungsunternehmen machte auch in diesem Fall den Kunden darauf aufmerksam, dass die Datenträger nicht mehr unter Strom gesetzt werden dürfen. Doch der Kunde probierte es weiter. Die Folge: Magnetschichten aller Disketten waren abgetragen. Eine Datenrettung war somit nicht mehr möglich.

WEITERE HIGHLIGHTS
– Ein Kunde versuchte den Fehler seiner Festplatte selbst zu analysieren – mit der Angabe, dass er unter sauberen Verhältnissen gearbeitet habe. Die Diagnose im Reinraum ergab jedoch, dass weiße Flöckchen im Inneren der Platte verteilt waren: Kokosraspeln.
– Ein Spiele-Freak wollte auch in der Badewanne nicht auf sein Vergnügen verzichten. Es kam, wie es kommen musste, das Gerät fiel ins Wasser. Die Spielstände waren zwar online gespeichert, nicht aber seine Arbeiten für die Matura.
– Bei einem Brand waren die Computermaus und einige Kugelschreiber mit dem Gehäuse des Laptops verschmolzen. Die Datenrettung war trotzdem zum größten Teil erfolgreich. (pi)


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