Auch Daten brauchen einen Officer

Daten sind die Währung der digitalen Zukunft und bedeuten einen zentralen Erfolgsfaktor für Unternehmen. Trotzdem haben lediglich 25 Prozent der Unternehmen einen Chief Data Officer (CDO). Willibald Kofler, Country Head von Strategy& Österreich, der Strategieberatung von PwC, erklärt im Interview, warum diese Position in den Unternehmen immer wichtiger wird. [...]

Willibald Kofler ist Country Head von Strategy& Österreich. (c) Strategy& Österreich
Willibald Kofler ist Country Head von Strategy& Österreich. (c) Strategy& Österreich

Warum schaffen immer mehr Unternehmen CDO-Positionen und was sind ihre Aufgaben? 

Es gibt heutzutage kaum noch Branchen, die sich der wachsenden Bedeutung von Daten entziehen können. Durch die Digitalisierung entwickeln sich immer mehr und komplexere datengetriebene Prozesse, Produkte und Kanäle. Damit steigt nicht nur die Menge von Daten, sondern insbesondere auch ihr Wert. Für Unternehmen wirft das Fragen danach auf, wie dieser Wert möglichst zielgerichtet gehoben, wie die darunterliegende, stark wachsende Datenmenge verwaltet, und wie das alles angesichts zunehmender ethischer und regulatorischer Standards umgesetzt werden kann. In diesem Gesamtkontext nehmen CDOs eine zentrale Rolle ein. Sie sind typischerweise für die Entwicklung und Implementierung einer effektiven Datenstrategie zuständig, da eine Geschäftsstrategie ohne eine konsistente Datenstrategie kaum noch vorstellbar ist. Ein auf Vorstandsebene angesiedelter CDO stellt außerdem sicher, dass sich sein CEO der Bedeutung von Daten für das Unternehmen bewusst ist. Dies ist vor allem entscheidend, wenn es gilt, Markttrends nicht zu verpassen oder eine neue Form des datengetriebenen Kundenverständnisses zu etablieren. Aber auch in der breiteren Belegschaft ist Daten-Knowhow ein wichtiges Asset, damit ein Verständnis für die Chancen, aber auch Risiken von wachsender Datennutzung entwickelt werden kann. Letzteres wird angesichts von Data Breaches, Imageschädigung oder Ransomware-Angriffen immer wichtiger. Hinzu kommt beispielsweise ebenso die Aufgabe, kleinere Gruppen von Data Scientists zu steuern, die mittels datengetriebener Konzepte für Umsatzwachstum oder Effizienzsteigerungen daran arbeiten, die Profitabilität des Unternehmens zu steigern.

Wie ist die Lage in österreichischen Unternehmen und welche Handlungsempfehlungen geben Sie diesen?

Auch für österreichische Unternehmen steigt die Relevanz von Daten und damit wächst der Anspruch, diese Daten zielgerichtet in die Unternehmensprozesse zu integrieren, um neue Umsatzströme bzw. Kostensenkungen datenbasiert zu erzielen. Somit schaffen auch immer mehr hiesige Unternehmen Vorstandspositionen für Datenstrategie. Die Digitalisierung und die steigende Nutzung von KI-Technologien erfordert für Unternehmen in Österreich, Europa sowie weltweit eine strukturierte Herangehensweise an das Datenmanagement, wenn sie ihren zukünftigen Unternehmenserfolg in der »Data Economy« sichern wollen. Gerade im internationalen Wettbewerb kann ein fähiger CDO hier als Katalysator für die Vielzahl an Aspekten dienen, um dieses komplexe Thema strukturiert angehen zu können. Dazu ist nicht unbedingt gleich ein CDO auf Vorstandsebene notwendig – einer ehrlichen Analyse, welche Daten im Unternehmen heute und morgen relevant sind, wie mit diesen umgegangen und wie sie genutzt werden sollen, sollte sich jedoch kein Unternehmen entziehen. Für Investoren ist der Umgang mit Daten zudem mittlerweile ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung von Unternehmen.

Wie sieht das typische Profil eines CDOs aus und was können Unternehmen tun, um diese Rolle diverser zu besetzen?

Der Prototyp eines CDO wie wir ihn analysiert haben, ist zum größten Teil männlich (82 Prozent), und hat zu 66 Prozent einen fachlichen Hintergrund aus dem Technologiebereich. Hier liegt bereits ein wichtiger Hebel für mehr Diversität offen – die Position sollte inklusiver über Geschlechter und Ausbildungen hinweg besetzt werden. Darüber hinaus ist ein Großteil der untersuchten CDOs mit mehr als 20 Jahren Praxis sehr berufserfahren und ist zu 83 Prozent im Firmen-Hauptquartier angesiedelt. Einen Doktortitel oder einen MBA (im englischsprachigen Raum) kann die Hälfte aller CDOs vorweisen. Auf globaler Ebene stammen die CDOs etwas häufiger, auf europäischer Ebene etwas seltener von außerhalb ihres aktuellen Unternehmens – im Mittel ist es weltweit etwa die Hälfte, die als Quereinsteiger die Rolle als Datenvorstand ausfüllt.

Aber die Tatsache, dass bisher global nur etwa ein Fünftel der Unternehmen eine CDO-Position auf Führungsebene geschaffen hat, legt einen großen Aufholbedarf offen.


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