Auf dem Weg in die total vernetzte Welt

Auf dem Mobile World Congress konnte man sich einen Eindruck verschaffen, was mit smarten Geräten in Verbindung mit leistungsfähigen Mobilfunknetzen eines Tages Realität sein könnte. Im Mittelpunkt standen Smartphones, Wearables und Enterprise Mobility. [...]

Heuer hat sich Samsung wieder für den Mobile World Congress (MWC) entschieden, um sein Flagschiff-Smartphone, das Galaxy S5, zu präsentieren, nachdem der Hersteller letztes Jahr versucht hat, mit einem eigenen Launch-Event im März die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das spricht für den MWC als Mittelpunkt der weltweiten Mobilfunkbranche. Rund 85.000 Fachbesucher kamen heuer nach Barcelona, um sich über Neuheiten der rund 1.800 Aussteller zu informieren. Die Messe hat jedoch weit mehr zu bieten als neue Handys oder Tablets. Auch große Unternehmen aus anderen Branchen wie zum Beispiel der Autohersteller Ford nutzen den MWC mittlerweile, um neue Technologien auf einem eigenen Stand vorzustellen. Die Welt ist vernetzt und smarte Technologien durchdringen immer mehr Lebensbereiche.

AUFMARSCH DER SMARTPHONES
Aber der Reihe nach: Die ersten beiden Tage des MWC sind traditionell von den Pressekonferenzen der großen Hersteller geprägt. Den Anfang machte wieder der chinesische Konzern Huawei, der ein Smartphone, zwei Tablets und eine smartes Armband präsentierte. Mit dem MediaPad X1 7.0 will das Unternehmen die Brücke zwischen Smartphones und Tablets schließen und hat in das LTE-Gerät auch eine Telefoniefunktion integriert. Das Tablet lässt sich damit einerseits wie ein Smartphone direkt ans Ohr halten oder man telefoniert über ein Bluetooth-Headset, was wohl die elegantere Lösung darstellt. Huawei will mit dem MediaPad X1 dem iPad mini und dem Nexus 7 von Google dem Kampf ansagen. Mit einem Gewicht von 239 Gramm liegt man laut Richard Yu, CEO der Consumer-Sparte von Huawei, deutlich unter den 341 Gramm des iPad mini und den 299 Gramm eines Nexus 7.

Sony hat mit dem Xperia Z2 sein neues High-End-Smartphone vorgestellt. Das Android-Gerät nutzt ein 5,2-Zoll-Display und als Besonderheit hat Sony eine 20,7-Megapixel-Kamera eingebaut, die 4K-Videos aufnehmen kann. Und mit dem Xperia Z2 Tablet wurde auch ein superdünnes Tablet präsentiert. Mit Spannung erwartet wurden die Neuheiten des finnischen Herstellers Nokia, dessen Smartphones mit dem Betriebssystem Windows Phone laut Noch-CEO Stephen Elop langsam Fahrt aufnehmen. Präsentiert wurden aber keine neues Smartphone der Lumia-Serie, sondern drei der X-Familie, die mit Android (auf Basis der Open-Source-Distribution AOSP) laufen, aber eng mit Microsoft-Produkten verzahnt sind, wie Elop betonte. Die Unternehmen wollen damit neue Nutzer in die Windows Phone-Welt holen. So erhalten Käufer mit den Geräten sieben GB kostenlosen Speicherplatz in der Microsoft-Cloud und können für einen Monat kostenlos via Skype internationale Festnetzanschlüsse anrufen. Gleichzeitig gab Microsoft bekannt, dass zukünftig auch Smartphones von ZTE, Lenovo und LG mit dem hauseigenen Betriebssystem geliefert werden.

HEIMISCHER BEITRAG
Den größten Rummel gab es jedoch rund um die Präsentation des Samsung Galaxy S5, sogar die Keynote von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg wurde um eine halbe Stunde vorverlegt. Das Android-Gerät, das sich optisch kaum vom Vorgängermodell Galaxy S4 unterscheidet, will mit 5,1-Zoll-Bildschirm, Fingerprint-Sensor, Schrittzähler, Pulsmesser sowie Staub- und Wasserschutz punkten. Neben den großen Herstellern konnten aber auch kleinere für Aufsehen sorgen: So bietet das Yotaphone 2 auf der Rückseite ein E-Ink-Display, sodass zum Beispiel Twitter-Streams und Fotos in beeindruckender Qualität dargestellt werden können.

Auch der österreichische Hersteller emporia hat auf dem MWC ein Smartphone präsentiert. Das Seniorensmartphone emporiaSmart läuft mit einer speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen angepassten Android-Version und kommt im Laufe des Jahres auf den Markt. Weiters hat das Unternehmen die Erweiterung seines Services emporiaMe für Tablets bekannt gegeben. Angehörige können sich um ihre älteren Verwandten, die ein emporia Mobiltelefon besitzen, kümmern und mit ihnen über die App einfach in Verbindung bleiben.

DAS MOBILE UNTERNEHMEN
Auch bei den Betriebssystemen für die Smartphones tut sich etwas auf dem Markt. Android ist zwar weltweit mit Abstand führend vor iOS, Windows Phone und Blackberry, aber Anbieter von Konkurrenzsystemen wie Tizen, Jolla-OS, Ubuntu oder Firefox-OS wittern in diversen Nischen ihre Chance. Am erfolgreichsten in dieser zweiten Riege ist dabei aktuell Firefox OS. Ein weiterer großer Trend der Hersteller waren die verschiedenen Wearables und Smartwatches.

Immer mehr Aufmerksamkeit wird auf dem MWC dem Thema Enterprise Mobility geschenkt. So hat der EMM (Enterprise Mobility Management)-Anbieter Airwatch bereits das zweite Jahr in Folge seine weltweite Anwendermesse „Connect“ mit mehreren hundert Gästen direkt auf der Messe abgehalten. An Neuigkeiten präsentierte das erst kürzlich von VMware übernommene Unternehmen unter anderem eine Kooperation mit EyeVerify – Unternehmen können zur Absicherung des Airwatch-Containers Secure Content Locker auf Android- und iOS-Geräten jetzt auch die biometrische Authentifizierung auf Basis des Augenvenen-Scans nutzen.

Mit einem umfassenden Cloud-Portfolio will CA Technologies in diesem Bereich punkten. Die „Management Cloud for Mobility“ soll es Unternehmen ermöglichen, mit den über eine Public oder Private Cloud bereitgestellten Services ihr Geschäft zu verwalten, zu schützen sowie zu wachsen und die Produktivität zu steigern. Das Angebot umfasst dabei drei umfassende Lösungs-Suiten: Enterprise Mobility Management zur Verwaltung und Sicherung mobiler Endgeräte, Applikationen und Inhalte, Mobile DevOps zur Beschleunigung der Entwicklung und Implementierung von Anwendungen und Enterprise Internet of Things (IoT) zur Einführung von mit dem Internet vernetzten Endgeräten.

IMMER SCHNELLERE NETZE
Während in den meisten Ländern gerade erst LTE (4G) ausgerollt wird, wurde in Barcelona bereits dem Nachfolgestandard 5G, der ab 2020 an den Start gehen soll, große Aufmerksamkeit geschenkt. Der Mobilfunkstandard soll Bandbreiten von bis zu 20 GBit/s und Latenzzeiten unterhalb einer Millisekunde bringen, was für den Bereich M2M wichtig ist, zum Beispiel für Car-to-Car-Kommunikation oder Indus­trie-4.0-Anwendungen. In Europa versucht die EU-Kommission, die Forschung und Entwicklung mit drei Milliarden Euro Fördermitteln über eine Public-Private-Partnership (5G PPP), auch bekannt als „Horizon 2020“, stärker voranzutreiben. Wie die EU-Kommisarin Neelie Kroes auf dem MWC betonte, solle damit sichergestellt werden, dass Europa als Ursprungsort von GSM, UMTS und LTE auch beim nächsten Mobilfunkstandard den Ton angibt. Kroes verspricht sich von 5G viele neue Arbeitsplätze in der EU, da sie erwartet, dass der Impuls auf benachbarte Branchen wie die Automobil- oder Gesundheitsindustrie überspringt.

Obwohl vieles davon noch wie Zukunftsmusik klingt, konnte man sich auf dem MWC einen Überblick über die total vernetzte Welt verschaffen: Das Motto der Messe lautete dementsprechend „Creating what‘s next“. Ein großer Showcase war auch die „Connected City“ des Veranstalters GSMA, wo die Besucher die mobile Vernetzung an verschiedensten Alltagsbeispielen bereits hautnah erleben konnten. (cb/idg)


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