Auf dem Weg zum Connected Light

CIO Henrik Andreasen erklärt im Gespräch mit der COMPUTERWELT, wie die Vorarlberger Zumtobel Group eine IT-Architektur realisiert, die alle relevanten Business-Prozesse des Unternehmens integriert abdeckt und digitalisiert. [...]

Der Umbau des gesamten Konzerns, neue Geschäftsideen rund um „intelligentes, vernetztes Licht“, IoT (Internet of Things), Industrie 4.0 und der Wunsch nach einer integrierten Gesamtsicht auf die eigenen Prozesse und den Kunden bestimmen die digitale Transformation beim Vorarlberger Lichtkonzern Zumtobel Group, der sich dabei für Cloud-Services von Oracle entschieden hat. „Das Digitalisierungsprojekt ist für uns strategisch von größter Bedeutung“, sagt Henrik Andreasen, seit 2014 CIO der Zumtobel Group. Wenn Andreasen von Digitalisierung spricht, meint er die Integration von Businessprozessen: „Es geht nicht darum, einen Teil zu digitalisieren, sondern um die Gesamtsicht, um eine IT-Architektur, die alle relevanten Businessprozesse integriert abdeckt und digitalisiert.“
Um die Transformation der Zumtobel Group zu verstehen, muss man sich die jüngste Unternehmensgeschichte ansehen. Zumtobel, in den 50er-Jahren von Walter Zumtobel gegründet und heute ein weltweit tätiges, börsenotiertes Unternehmen mit rund 6.500 Mitarbeitern, ist wie die gesamte Lichtbranche durch die LED-Technologie in totaler Veränderung. Dazu kommt, dass das Traditionsunternehmen seit 2013 mit Ulrich Schumacher einen neuen CEO hat, der das Unternehmen zu strategischem Wachstum und dem Erschließen neuer Geschäftsbereiche führen will. Die LED-Technologie kam ihm da sehr gelegen. „Das LED-Modul hat dazu geführt, dass die Sensoren mit Computern verknüpft werden und sich ungeahnte neue Möglichkeiten für intelligentes, vernetztes Licht auftun“, erklärt Andreasen.
Connected Light ist eine Riesen-Chance
Er nennt drei zentrale Anwendungsbereiche für intelligentes, vernetztes Licht: Connected Commerce (Pilotprojekt war ein Supermarkt in Frankreich mit Indoor Navigation sowie Dokumentation des Einkaufsverhaltens und Aufenthaltsdauer der Kunden), Connected Building (Light Remote Monitoring, Space Management: Wer hält sich wann wie lange in Büros oder in Meetingräumen auf) und Connected City (Optimierte Straßenbeleuchtung, Lichtleitsysteme für Parkplatzsuche). Damit sind vielen neuen Ideen Tür und Tor geöffnet, auch für die 13 Produktionswerke auf vier Kontinenten, für die Fertigung von Komponenten (mit der Tochter Tridonic) und in Richtung Partner und Kunden weltweit. Vor etwa einem Jahr wurde zudem die Marke Zumtobel Group Services gegründet, „damit haben wir jetzt die Möglichkeit, End-to-End-Projekte direkt zu übernehmen“. 
Um diese Neustruktur innerhalb der Zumtobel Gruppe zu bewerkstelligen, braucht es auch eine Neuorganisation der IT. „Intern haben wir das Digitalisierungsprojekt Marketing Sales 4.0 getauft. Ziel ist, dass wir Kunden bestmöglich und schnell betreuen und dafür bestimmte Customer Journeys definieren. Innerhalb von zwei Jahren wollen wir 50 Prozent aller Transaktionen, die wir mit Kunden haben, digital abwickeln. Jetzt haben wir rund 20 Prozent erreicht“, erzählt Andreasen. Darüber hinaus „wollen wir unser Wissen über Licht strukturiert mit den Kunden teilen und dem Kunden schneller Antworten auf seine Bedürfnisse geben. Wir wollen interne Silos aufbrechen, denn auch intern sollen die Prozesse digitalisiert werden“, schildert Andreasen die Ziele. Nach der Evaluation vor ca. eineinhalb Jahren wurde entschieden, das Core-SAP System (hier wird gerade die Migration in Richtung S/4 HANA überlegt) mit Cloud-Lösungen von Oracle zu kombinieren, und zwar für Marketing, Sales, CRM, Online Commerce, Service und EDI inklusive Oracle SOA. Die generellen Vorteile von Cloud-Lösungen – rasche Einführung, gute Skalierbarkeit und Flexibilität, rasche Anpassung – und „Oracle als starker, vertrauenswürdiger Partner“ haben bei der Zumtobel Group überzeugt. „Wir wollten auch keinen Hardware -Betrieb mehr, jetzt ist uns am wichtigsten, dass die Geschäftsprozesse laufen“, nennt Andreasen einen weiteren wichtigen Grund für die Cloud-Entscheidung.
Begonnen wurde 2016 im ersten Schritt mit Online-Commerce und Marketing, „wir haben den neuen E-Shop bereits in mehreren Ländern ausgerollt, Marketing war nach wenigen Monaten in Betrieb, als nächstes wird schrittweise das CRM- System migriert“, erklärt Andreasen. Abgelöst wird dabei das alte CRM-System von Update. „Das Service-Tool wurde als Pilot bereits in UK und der Schweiz deployed, das sind die Länder mit aktuell den meisten Service-Projekten“, ergänzt Andreasen, der auch Einblick in die interne Organisation gibt: „Heute habe wir ein digitales Projekt-Team (IT plus Fachabteilungsvertreter) und ein Core-IT-Team zur Koordination. Die Schwierigkeit lag darin, alles in einem großen integrierten Projekt abzudecken – Sales, Marketing, CRM, EDI und Service“. Architektur-Ziel ist letztlich die Schaffung von drei zentralen Haupt-IT-Plattformen: Marketing/Sales/CRM-Plattform (Oracle), Manufacturing- und Supply-Chain-Plattform (SAP) sowie Finanzplattform (SAP).
Zumtobel ist damit auf dem Weg in die digitale Lichtzukunft: „In Vorarlberg liefern wir schon seit rund zwei Jahren Licht als Service. Wir stellen die gesamte Infrastruktur bereit und stellen sicher, dass die Beleuchtung gewartet wird, und das zu einem monatlichen Fixpreis“, berichtet Andreasen. Bei den Produkten/Leuchten und Projekten geht es hin in Richtung individueller Produktion, Stichwort Losgröße eins. Darüber hinaus wird das Geschäft mit Lichtdaten spannend: Immobilen- und Gebäude-Verwaltungen, sind stark an Daten bzw. der Auswertung der Lichtnutzung interessiert.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*