Auf die richtige Sprache kommt es an

Ein CIO, der über technische Details redet, kann nur verlieren, ist Hannes Gutmeier, CIO von conwert, überzeugt. Denn mit Geschwafel über Netzwerkeinstellungen dringt man weder zum Vorstand noch zu den Kollegen aus den Fachabteilungen durch. [...]

Nach 2011, 2013 und 2014 wurde Hannes Gutmeier, CIO der conwert Immobilien Gruppe, heuer im Rahmen des Confare CIO Award bereits zum vierten Mal als einer der Top-CIO Österreichs ausgezeichnet. Im Gespräch mit der COMPUTERWELT erklärt er, warum ein CIO nicht über technische Details reden sollte und wie er mit Hilfe der Cloud die IT der zwei Geschwindigkeiten meistert.

Wie interpretieren Sie die CIO-Rolle? Was macht einen modernen CIO aus?
Hannes Gutmeier:
An erster Stelle steht natürlich die Erstellung einer IT-Strategie, die sich an der Unternehmensstrategie orientiert. Wichtig ist dabei, sehr klare und auch sehr langfristige Ziele – bis zu fünf Jahren – zu definieren und diese dann mit einer sauberen Strategie umzusetzen. Das gibt den Mitarbeitern und unseren Partnern Sicherheit. Ein weiterer wichtiger Punkt ist sicher die Personalführung und darüber hinaus alles, was sich um die Themen interne Kommunikation und bessere Zusammenarbeit dreht. Da sind noch die meisten Potenziale drinnen. Wenn man die richtigen Leute und Firmen zusammenbringt und in der richtigen Sprache spricht, dann ist schon sehr viel gewonnen.

Und die technische Expertise?
Es ist nicht die Aufgabe eines Konzern-CIOs, sich in technischen Details zu verlieren. So kann man nicht gewinnen. Damit dringt man nicht zur Führungsebene und zu den Kollegen in den Fachbereichen durch. Meine Mitarbeiter sagen immer: Über technische Details brauchen wir mit dem Chef nicht zu reden. Aus gutem Grund: Denn wenn ich mich als CIO hinstelle und behaupte, dass ich mich mit den technischen Dingen besser auskenne, dann habe ich entweder die falschen Mitarbeiter oder ich beschäftige mich mit Dingen, die nicht gut für das Unternehmen sind. Ein CIO, der sich mit Konfigurationen und Einstellungen von Hardware oder Netzwerken beschäftigt, kann nur verlieren. Denn dann ist man in der Systemerhaltung gefangen.

Ein gewisses technisches Grundverständnis brauch es aber schon, oder?
Ja. Ich muss schließlich in der Lage sein, Hypes richtig einzuschätzen und beurteilen können, welche der vielen neuen, sich schnell entwickelnden  Technologien gut für unser Unternehmen sind und neue Chancen bieten. Das ist auch eine der großen Stärken eines modernen CIO.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie derzeit als CIO?
Ein großes Thema ist für mich die IT der zwei Geschwindigkeiten und wie wir damit umgehen. Auf der einen Seite gibt es das Backend, das ERP-System, das stabil und performant laufen muss, und auf der anderen Seite immer neue Business-Anforderungen, die zu kurzfristigen, schnellen IT-Projekten führen, die man auch dementsprechend schnell umsetzen muss.

Wie gehen Sie mit dieser IT der zwei Geschwindigkeiten um?
Ich bin da ganz auf der Cloud-Linie. So richtig schnell und flexibel kann man nur in der Cloud sein. Ob Cloud oder nicht, ist daher für mich kein Thema mehr. Die Frage ist: Welche Cloud?

Und auf welche Cloud setzt conwert?
Auf die Cloud-Angebote von SAP und Microsoft. Wir haben vergangenes Jahr als erstes österreichisches Unternehmen unsere gesamte SAP-Umgebung in die SAP Cloud gegeben, sind dabei auch auf neue Technologien umgestiegen und setzen zum Beispiel nur mehr In-Memory-Technologie ein. Wir haben zu diesem Zweck eine Strategie „Der Weg in die Cloud“ erarbeitet und verfügen damit nun über einen Cloud-Leitfaden, an dem wir uns bei weiteren Cloud-Projekten, wie dem Umstieg auf Office 365, orientieren können.

Welche Vorteile bringt Ihnen die Cloud?
Mehr Flexibilität, Skalierbarkeit, Geschwindigkeit und Sicherheit. Ich habe zum Beispiel keine Sicherheitsexperten in meinem Team und damit bin ich in der Cloud besser aufgehoben, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand höhere Sicherheitsstandards hat als Microsoft oder SAP. Und auch kostenmäßig ist die Cloud ein Vorteil für uns.

Inwiefern?
Das schnelle und flexible Rauf- und Runterfahren von IT-Ressourcen spielt bei conwert eine wichtige Rolle. Unser Geschäft ist sehr schnelllebig, was die Standorte, die Systemanforderungen und die Mitarbeiteranforderungen betrifft. Wenn wir Immobilienportfolien kaufen, habe ich keine Zeit, monatelang eine eigene IT-Infrastruktur aufzubauen. Kommt was dazu, brauche ich dafür sofort Infrastruktur, und wenn was verkauft wird, muss ich die Kosten wieder runterfahren und somit die IT-Ressourcen wieder wegbekommen können. Wenn ich nicht die Cloud hätte, würde ich immer auf den Spitzen stehenbleiben und müsste Systeme, Server und Lizenzen vorhalten, die ich nur zeitweise brauche. Somit ist es für mich günstiger, in die Cloud zu gehen.

Worauf haben Sie bei der Wahl der Cloud-Dienstleister geachtet?
Der erste Punkt war, zu schauen, ob die Software-Anbieter, in unserem Fall SAP und Microsoft, eigene Cloud-Lösungen haben. Wie schaut die Abhängigkeit aus? Wie sieht das Risiko aus? Geht die Firma vielleicht bald ein? Der nächste Punkt war, wie es mit Zertifizierungen und dem Thema Datenschutz aussieht und natürlich das ganze Thema Security und SLA-Vereinbarungen. Wenn diese Fragen für mich positiv beantwortet sind, dann ist es in Ordnung, in die Cloud zu gehen.

Wieviele IT-Mitarbeiter haben Sie und was bedeutet der Umstieg auf Cloud Services für diese Mitarbeiter?
Ich habe sieben IT-Mitarbeiter und die müssen sich nun Richtung Cloud entwickeln, denn Cloud bedeutet andere Aufgaben, andere Tätigkeiten. Diesen Change muss man begleiten, weshalb auch das Thema Personalführung so wichtig ist. Mein Infrastruktur-Hauptverantwortlicher zum Beispiel muss mehr Richtung Service Manager gehen und lernen, unterschiedliche Cloud-Anbieter zu managen. Ein anderer Mitarbeiter wird sich verstärkt um den Datenschutz kümmern und auch das Thema Projektmanagement wird wichtiger: Wie verbinde ich den Fachbereich mit den Dienstleistern?

Die Arbeit wird aber nicht weniger, oder?
Nein. Sie verschiebt sich und wir bringen mehr Qualität hinein, weil wir uns mit den operativen Prozessen beschäftigen und das Thema Infrastruktur hinter uns lassen können.

Das Gespräch führte Oliver Weiss.

Hannes Gutmeier
Hannes Gutmeier ist seit 2011 Leiter der Konzern-IT der börsennotierten conwert Immobilien Gruppe. Seine IT-Karriere startete er 1986 als Software-Entwickler in der Metallindustrie und wechselte 1997 als IT-Leiter in die Konsumgüterbranche zu Sara Lee. 2006 ging Gutmeier zur Buwog-Gruppe und war vor seiner Tätigkeit bei conwert ab 2008 Head of IT bei der Immofinanz Group.


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